Äthiopien: Droht dem größten Markt Ostafrikas das Ende?

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Symbolbild(c) AP (SAYYID AZIM)
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Bekleidung, Nahrung, Waffen: Auf dem riesigen Merkato in Äthiopiens Hauptstadt herrscht grenzenloses Angebot. Stadtverwaltung will nun Ordnung schaffen und dem staubigen Freiluftmarkt ein modernes Gesicht geben.

Addis Abeba. Die enge Gasse ist mit Waren voll gestopft. Blanke Blechbehälter stehen aufgestapelt vor den Verkaufsbuden, sie baumeln von den Dächern, sie füllen die Lager. Jeder Laden in dieser Straße führt ein sehr ähnliches Sortiment, und trotzdem herrscht auf diesem Markt in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba reges Treiben.

In der nächsten Gasse dominieren Autoersatzteile das Geschäftsleben: Akkurat aufgetürmte Stoßstangen liegen neben einem Berg von orangefarbenen Blinkergläsern. Dann kommt die Straße der Schneider: Unter Sonnenplanen haben sie ihre mobilen Werkstätten eingerichtet, die sie jeden Abend wieder wegräumen. Auf alten Maschinen nähen sie, was die Kundschaft wünscht, von pailettenbesetzten Oberteilen bis zu Männerhosen aus Wollstoff.

Es gibt (angeblich) nichts, was man auf dem „Merkato“ in Addis Abeba nicht bekommt – von Gewürzen über Bekleidung bis hin zu Waffen. Der Merkato ist der größte Markt Ostafrikas, manche behaupten sogar ganz Afrikas. Genau genommen ist Merkato ein ganzes Viertel der Hauptstadt mit mobilen Ständen, mit kleinen Geschäften und mit einigen Einkaufszentren.

Und seit einiger Zeit bemüht sich die Stadtverwaltung, dem engen Merkato einen modernen Anstrich zu geben. Viele der kleinen Händler fürchten, dass diese Modernisierungswelle das schleichende Ende des Viertels sein könnte.

Rund 13.000 Menschen arbeiten dort in mehr als 7100 Einzelunternehmen. Viele der Geschäfte sind nicht mehr als ein zusammengezimmerter Stand mit einem Wellblechdach. Manche Verkäufer brauchen nicht einmal ein Verkaufspult: Durch die staubigen Straßen drängen sich Frauen mit Körben auf dem Kopf, die randvoll mit Gemüse oder Salat gefüllt sind.

Wohnungen samt üppigen Gärten

Nach dem Willen der Stadtverwaltung soll das bald Geschichte sein: Moderne Gebäudekomplexe mit viel Glas werden derzeit gebaut. Darin sollen Geschäfte Platz finden, aber auch Wohnungen samt Gärten – so zumindest stellen sich die Baufirmen den neuen Stadtteil vor. Einige dieser Einkaufszentren sind bereits fertiggestellt, an weiteren wird gearbeitet. Es gebe viel zu wenig Platz im Viertel, sagen die Stadtplaner von „Afro Tsion Construction“. Daher wolle man die Shopping Malls in die Höhe treiben. Allerdings denken viele der Ein-Mann-Unternehmen gar nicht dran, in fixe Läden zu ziehen. Die Miete können sich nur die wenigsten leisten. Sie wollen weiterhin dort ihre Verkaufsbuden aufbauen, wo großer Bedarf, aber keine Bürokratie herrscht.

Doch nicht alle sind über die Veränderungen traurig: Laut und dreckig sei es auf dem Merkato, sagt Gebeyehu. „Außerdem ist es gefährlich, hier wimmelt es von Taschendieben.“ Lieber geht der Angestellte in ein „normales Geschäft“ einkaufen. „Man glaubt, dass man am Merkato billig einkaufen kann. Am Ende wird es aber teuer, weil einem die Geldbörse geklaut wird.“

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