Österreicher: "Crew war völlig überfordert"

ITALY CRUISE SHIP ACCIDENT
ITALY CRUISE SHIP ACCIDENT(c) EPA (Enzo Russo)
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Österreichische Passagiere berichten von dem Kreuzfahrtschiff-Unglück vor Italien.

Heilfroh, dem Kreuzfahrtschiff-Unglück Freitag am späten Abend vor der Toskana in Italien körperlich unversehrt entkommen zu sein, waren am Samstag auch Maximilian Wilfinger (53), Postbeamter aus St. Marein im steirischen Mürztal, und seine Frau Manuela. Sie befanden sich am Abend in einem Privatwagen von oberösterreichischen Reiseteilnehmern auf der Fahrt in Heimat. "Die Crew war völlig überfordert. (...) Das Reisebüro hat uns sehr geholfen. (...) Ich werde sicher wieder auf Kreuzfahrt gehen", erklärte der Steirer gegenüber der APA.

"Wir haben gerade gepackt für die Samstag früh vorgesehene Ausschiffung in Savona. Wir hatten in Rom eine Extra-Exkursion gebucht und haben beim Packen nur das Nötigste hergerichtet. (...) Wir sollten ja im Hafen von Savona nur noch im geheizten Terminal warten, bis wir in den Bus umsteigen und die Heimfahrt antreten könnten", erzählte Wilfinger.

Die Situation sah dann ganz plötzlich ganz anders aus. Der Steirer. "Um 22.00 Uhr hat es einen Rums gemacht. Das Schiff hat schnell Schräglage bekommen. Man hat uns mitgeteilt, es wäre bloß ein technischer Black-Out. Dann ist das Licht ausgegangen. Ich habe gesagt: 'Wir nehmen nur das Notwendigste und gehen an Deck'. Es hieß immer, wir brauchen uns keine Sorgen machen, obwohl das Schiff immer mehr Schlagseite bekam. An Deck herrschte ein ziemliches Chaos. Wir haben uns erwartet, dass uns der Kapitän beruhigt. Aber die Durchsagen kamen sehr selten. Die Crew war völlig überfordert. Dann hieß es, Ältere, Kinder und Gehbehinderte sollten mit ihren Begleitpersonen in die Tender-Boote einsteigen. Dann, nach zehn bis 15 Minuten, mussten sie wieder aussteigen."

Die Situation wurde offenbar immer kritischer. Wilfinger: "Man hat die Insel Giglio mit der kleinen Marina dort in nur rund 150 Meter Entfernung gesehen, auch den Felsen, auf den wir aufgelaufen sind. Es gab einige Verletzte. Ihnen waren Gegenstände auf den Kopf gefallen. Man konnte ja fast nicht mehr stehen wegen der Schräglage. Die Service-Crew war sehr bemüht." Die eigentliche Schiffscrew hätte man kaum bemerkt. Der Steirer: "Es war dann schon sehr beängstigend."

Schließlich kam das Ehepaar in eines der Boote. Kurz nach Mitternacht war man dann sicher auf der kleinen italienschen Insel Giglio. "Die Einwohner dort haben sich toll um uns gekümmert. Sie haben Decken und Kleidung geholt. Auch eine Kirche wurde für die Passagiere zum vorübergehenden Aufenthalt geöffnet. Es war ja kalt und wir hatten nur leichte Bekleidung, ich hatte mein Portemonnaie und das Handy mitgenommen." Gegen 7.00 Uhr früh ging es dann mit Fährschiffen auf das italienische Festland. Die Geretteten mussten dabei offenbar lange im Freien ausharren, bis die Identität geklärt war, die Überfahrt erlebten die Passagiere zum Teil in den Autoladedecks.

Wilfinger: "Am Festland wurden wir dann von der Polizei mit Zelten, Decken, warmen Tee empfangen. Wir kamen vorübergehend in eine Sporthalle. Dann ging es mit dem Bus nach Savona, wo man am Nachmittag ankam. Der Steirer: "Hofer Reisen haben sich ganz intensiv um uns gekümmert. Sie haben immer geholfen und nachgefragt, wie es uns geht und uns mitgeteilt, wie es weiter geht." Ein oberösterreichisches Ehepaar - man hatte sich im Rahmen des Unglücks näher kennengelernt und war mit einem Fünften, einem Wiener, zusammen geblieben - nahm die Steirer im eigenen Wagen schließlich nach Österreich mit. Der Postbeamte: "Das war ein Negativbeispiel. Aber wir waren schon dreimal auf Kreuzfahrt. Ich werde sicher wieder auf Kreuzfahrt gehen."

(APA)

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