Etwa 1,6 Millionen Kreuzfahrtpassagiere kommen jährlich nach Venedig. Nun sollen sie nicht mehr durch die Lagune fahren dürfen.
Nach dem Kreuzfahrtschiff-Unglück vor der Küste der Toskana vor einer Woche sollen große Schiffe aus Venedig verbannt werden. Die italienische Regierung hat Verhandlungen mit der lokalen Hafenbehörde aufgenommen, um zu verhindern, dass künftig Kreuzfahrtschiffe durch die Lagune fahren, berichtete Umweltminister Corrado Clini am Freitag. Damit reagierte die Regierung auf Befürchtungen, dass sich ein Unglück wie vor der Insel Giglio auch im Bereich der Lagunenstadt ereignen könnte.
In Venedig soll ein neuer Hafen für Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. An Investitionen sind 30 Millionen Euro vorgesehen. Die Arbeiten sollen laut Clini ein Jahr dauern. Damit soll verhindert werden, dass Kreuzfahrtschiffe in relativ kurzer Distanz am Stadtkern vorbeifahren und mit ihrem Wellengang die Stabilität der Palazzi gefährden.
In der Stadt ist der Widerstand gegen die steigende Zahl von Luxuslinern stark gewachsen. 1,6 Millionen Kreuzfahrtpassagiere kommen jährlich nach Venedig. Seit 1997 stieg die Zahl um 439,9 Prozent. Damit rückte Venedig vom zehnten auf den vierten Platz im europäischen Ranking vor. Doch dies ist mit hohen Umweltkosten verbunden. Jedes Schiff verursache so viel Umweltverschmutzung wie 14.000 Autos, erklärte Bürgermeister Giorgio Orsoni.
Der italienische EU-Parlamentarier Andrea Zanoni hatte diese Woche die EU-Kommission aufgefordert, den Zugang großer Schiffe zur Venediger Lagune zu verhindern. "Jährlich passieren Hunderte Kreuzfahrtschiffe die Lagune von Venedig, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Ein Unfall wie jener der 'Costa Concordia' hätte verheerende Auswirkungen auf Venedig", so Zanoni.
(Ag.)