Costa Concordia: Jeder Passagier bekommt 14.000 Euro

Costa Concordia Havarie
Costa Concordia Havarie(c) REUTERS (Darrin Zammit Lupi)
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Die Reederei Costa Crociere zahlt eine Entschädigung für Gepäck, Schäden und Heimreise. Österreicher werden an Hamburg weiterverwiesen. Am Samstag soll mit dem Abpumpen des Öls begonnen werden.

Die Passagiere des am 13. Jänner havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" werden eine Entschädigung von 14.000 Euro pro Kopf erhalten. 11.000 Euro sollen den Verlust von Gepäck und die psychischen Schäden decken. 3000 Euro gelten als Kostenrückerstattung für die Heimreise, berichteten die italienischen Konsumentenschutzverbände, die am Freitag eine Einigung mit der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber der "Costa Concordia", erreicht haben.

Kunden, die Kreuzfahrten mit Costa Crociere gebucht haben, können sie bis 7. Februar kostenlos stornieren, beschloss die Reederei. Die Konsumentenschutzverbände zeigten sich mit der Einigung zufrieden.

Jeder Passagier kann die Entschädigung annehmen oder auf anderen Wege gegen die Kreuzfahrtgesellschaft vorgehen. Sammelklagen gegen die Reederei wurden bereits von US-Passagieren eingereicht. Das französische Justizministerium kündigte an, dass sich ein Pariser Gericht mit der Frage der Entschädigungen für die 462 Franzosen an Bord der "Costa Concordia" kümmern wird.

Österreicher werden an Hamburg weiterverwiesen

Auch die 77 Österreicher, die sich an Bord der "Costa Concordia" befanden, können mit einer baldigen Entschädigung rechnen. Eurotours, das Österreichische Verkehrsbüro und Costa Crociere haben sich darauf geeinigt, dass sämtliche Ersatzansprüche der Österreicher nun direkt bei Costa Kreuzfahrten in Hamburg gebündelt werden, um sicherzustellen, dass die Gäste nur einen Ansprechpartner haben und somit eine rasche Bearbeitung gewährleistet ist.

"Alle Ansprüche, die bei uns eingehen, werden daher von uns ab sofort direkt an Costa weitergeleitet und dort bearbeitet. Unsere Kunden wurden bereits entsprechend informiert", sagt Stefan Bracher, Kommunikations- und Marketingchef von Eurotours. Bei dem Reiseveranstalter von Hofer-Reisen hatten 50 Österreicher die Kreuzfahrt gebucht.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) der die Ansprüche der Österreicher vertritt, bezeichnet das Angebot von Costa Crociere als "durchaus ordentlich". "Die Österreicher hatten ja einigermaßen Glück, dass es keine Toten und mit einer Ausnahme keine gravierenden körperlichen Schäden gab", sagte Peter Kolba, Leiter des Bereichs Recht im VKI. Eine Person habe jedoch eine Beinprothese verloren, "das kann über 11.000 Euro hinausgehen". Darüber hinaus gebe es nach dem Unglück einige Fälle von Lungenentzündung unter den österreichischen "Costa Concordia"-Passagieren. Ob auch diesen Personen ein höherer Betrag zusteht, kann nach Angaben des Fachmanns derzeit noch nicht beurteilt werden, "da muss man sich den Krankheitsverlauf ansehen", so Kolba.

Abpumpen von Öl ab Samstag

Am Samstag sollen italienische und niederländische Spezialkräfte mit dem Abpumpen des Öls beginnen, sagte Zivilschutzchef Franco Gabrielli. Man müsse jedenfalls die Wetterlage berücksichtigen, da am Samstag hohe Wellen angesagt seien, was sich auf die Operation auswirken könne. Das Schiff sei jedenfalls stabil, versicherte Gabrielli.

Inzwischen haben Einsatzkräfte im Wrack nach weiteren Opfern gesucht. Bisher wurden 16 Todesopfer gemeldet, 18 Menschen werden noch vermisst, teilte der Zivilschutz mit. Zwei Tote konnten bisher noch nicht identifiziert worden. 32 Quadratkilometer Meeresgrund rund um das Wrack wurden seit dem Unglück bei der Suche nach Vermissten überprüft, berichtete Feuerwehrsprecher Cosimo Pulito. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren mehr als 4000 Menschen an Bord.

Vizekapitän einvernommen

Am Freitag wurde der Vizekapitän des Schiffes, Ciro Ambrosio, vernommen, der mit Kapitän Francesco Schettino für das Unglück vor der Insel Giglio verantwortlich gemacht worden ist. "Wir werden beweisen, dass mein Mandant unschuldig ist und sich korrekt verhalten hat", sagte Ambrosios Rechtsanwalt Salvatore Catalano. Am Freitag wurde auch der Kommandant der Küstenwache der Hafenstadt Livorno, Gregorio De Falco, befragt, der in der Nacht nach dem Unglück ein dramatisches Telefongespräch mit Schettino geführt hatte.

Die ermittelnden toskanischen Staatsanwälte wollen außerdem eine junge Frau aus Moldawien vernehmen, die laut Medienberichten als wichtige Zeugin des Kreuzfahrtunglücks in Italien gilt. Die Frau hatte vergangene Woche in einem Interview mit dem moldawischen Fernsehen Schiffskapitän Schettino verteidigt und ihn als Held bezeichnet. Zugleich hatte sie bestritten, dass sie seine Geliebte sei. Die 25-jährige Domnica Tschemortan hatte behauptet, dass sich alle Besatzungsmitglieder an Bord des havarierten Schiffes professionell verhalten hätten.

Die blonde Balletttänzerin hätte angegeben, sie sei mit Schettino zusammen gewesen, als das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio einen Felsen rammte. Die 25-Jährige sei auch auf der Kommandobrücke des Schiffes gewesen. Laut italienischen Medien war die Frau als Gast des Kapitäns an Bord gewesen. Die Reederei "Costa Crociere" entgegnete, dass die Moldawierin keine blinde Passagierin gewesen, sondern auf der Passagierliste gestanden sei.

(APA)

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