Schlechtwetter behindert die Arbeiten. Sechs Passagiere wollen von der Reederei 460 Mio. Dollar Schadenersatz. Im Wrack wurde inzwischen eine weitere Leiche gefunden.
Wegen schlechten Wetters sind die Vorbereitungen zum Abpumpen des Treibstoffs des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" unterbrochen worden. Wie der italienische Zivilschutz am Samstag mitteilte, stellten die Techniker ihre Arbeit wegen hohen Wellengangs ein und kehrten in den Hafen der Insel Giglio zurück. Bergungskräfte haben an Bord des verunglückten Kreuzfahrtschiffs eine weitere Leiche entdeckt: Das Auswärtige Amt in Berlin hat ein fünftes deutsches Todesopfer bestätigt.
Experten der niederländischen Bergungsfirma Smit und des italienischen Unternehmens Neri hatten am Freitag Ventile an sechs der 23 Tanks angebracht, um das Abpumpen des Treibstoffs zu ermöglichen. Mit dem Abpumpen selbst hätte am Samstag begonnen werden sollen, dies dürfte sich nun wegen des schlechten Wetters um einige Tage verzögern. An Bord des Wracks befinden sich noch rund 2400 Tonnen Treibstoff, die das Meeresschutzgebiet rund um die Insel zu verseuchen drohen.
15 Menschen werden noch vermisst
Die Suche nach den Vermissten konnte am Samstag indes fortgesetzt werden. Nach Angaben des Zivilschutzes entdeckten Taucher dabei die Leiche eines weiteren Opfers. Die Frauenleiche wurde auf dem sechsten Deck in einem Teil des Schiffs gefunden, der unter Wasser liegt. Damit wurden bisher 17 Leichen gefunden, 15 Menschen werden noch vermisst.
Die "Costa Concordia" war am Abend des 13. Jänner mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel Giglio aufgrund gelaufen, leckgeschlagen und gekentert. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher.
Passagiere klagen auf 460 Millionen Dollar
In den USA reichten sechs Passagiere der "Costa Concordia" Klage gegen die Eignerfirma Carnival ein. Die sechs Kläger aus Florida, New York und Italien fordern insgesamt 460 Millionen Dollar (fast 348 Millionen Euro) Schadenersatz, wie ihr Anwalt Marc Bern sagte. Die Klageschrift wurde in Miami im US-Bundesstaat Florida eingereicht, weil die Firma Carnival dort ihren Sitz hat. Es handelt sich den Angaben zufolge nicht um eine Sammelklage. Eine solche hatte ein anderer Anwalt der sechs Kläger, Mitchell Proner, am Samstag vergangener Woche angekündigt.
Eine erste Sammelklage im Namen aller Besatzungsmitglieder und Passagiere war ebenfalls am Freitag in den USA eingereicht worden. Sie richtet sich gegen Carnival und ihre italienische Tochterfirma Costa Crociere. Diese einigte sich mit Vertretern der Urlauber darauf, dass jeder Passagier 11.000 Euro Schadenersatz plus 3000 Euro für die Reisekosten erhalten soll. Wie die italienische Verbraucherschutzorganisation Adoc mitteilte, gilt dies für rund 3000 der 3200 Passagiere aus 60 Ländern. Die Hinterbliebenen der Opfer und die Verletzten sollen demnach gesondert entschädigt werden.
(APA)