Frankreich: Traurige Erinnerungen an frühere Anschläge

Die tödlichen Schüssen vor einer jüdischen Schule in Südfrankreich wecken in Frankreich traurige Erinnerungen an frühere Anschläge.

"Es ist schrecklich. Ich musste an das Attentat in der Rue Copernic vor 30 Jahren denken", sagte der Vorsitzende des Rates jüdischer Einrichtungen in Frankreich (Crif), Richard Prasquier. Damals waren vier Menschen bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Paris gestorben.

Am 3. Oktober 1980 war im Zentrum von Paris eine Bombe explodiert, die in einer Satteltasche eines Motorrades versteckt war. Bei dem Anschlag vor der Synagoge starben drei Franzosen und eine junge Israelin, neun Menschen wurden verletzt. Es war der erste tödliche Angriff auf Juden in Frankreich seit der Besatzung durch die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs.

Entsetzen löste weltweit auch das Attentat auf das jüdische Restaurant Goldenberg in Paris aus, bei dem am 9. August 1982 sechs Menschen getötet und 22 verletzt wurden. Mit einer Maschinenpistole hatten die Täter unterschiedslos auf die anwesenden Gäste und Angestellten gefeuert, nachdem vor dem Lokal eine Handgranate gezündet worden war. Das in der Rue des Rosiers inmitten des alten jüdischen Viertels Marais gelegene Lokal war ein Treffpunkt der jüdischen Gemeinschaft von Paris.

In beiden Fällen wurden bis heute keine Täter verurteilt. Die Ermittlungen zum Restaurant Goldenberg verliefen im Sande, nachdem die französische Justiz zunächst von palästinensischen Tätern ausgegangen war. Der Überfall wurde von einem fünfköpfigen Kommando verübt.

Im Fall des Anschlages auf die Synagoge wurde rund drei Jahrzehnte später Ende 2008 in Kanada ein Tatverdächtiger festgenommen. Der libanesischstämmige Mann Hassan D. bestreitet allerdings eine Tatbeteiligung und sieht sich als Opfer einer Namensgleichheit. Die französische Justiz hatte im Oktober 2007 neue Ermittlungen aufgenommen und geht von einem palästinensischen Kommando aus. Kanada stimmte schließlich im vergangenen Sommer einer Auslieferung von Hassan D. zu, nannte die Beweise gegen ihn aber schwach.

Angriffe auf Juden, Synagogen oder andere jüdische Einrichtungen gibt es in Frankreich seit Jahren immer wieder; meist werden Molotow-Cocktails oder andere Gegenstände auf Gebäude geworfen. Als Motiv werden Anti-Semitismus, Israel-Hass oder Rechtsextremismus angenommen.

Am 8. September 1995 explodierte eine Bombe vor der jüdischen Schule von Lyon; 14 Menschen wurden verletzt. Für den Anschlag wurden Islamisten verantwortlich gemacht. Ende März 1985 waren bei einer Explosion in einem Kino in Paris während eines jüdischen Filmfestes 18 Menschen verletzt worden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

Frankreich: „Rachepläne“ gegen Richter

Die vergangene Woche verhafteten Islamisten sollen laut Behörden die Entführung prominenter Personen erwogen haben. Gegen 13 der am Freitag Verhafteten ist eine Strafuntersuchung eingeleitet worden.
Weltjournal

Frankreich: Waffenfund bei Islamisten

19 Sympathisanten einer verbotenen Gruppe wurden verhaftet, man fand bei ihnen Gewehre. Der Attentäter von Toulouse, Mohamed Merah, wurde unterdessen beerdigt.
Merahs Eltern stammen aus Algerien. Das afrikanische Land lehnt eine Überführung des Leichnams des 23-Jährigen ab.
Weltjournal

Toulouse-Attentate: Tauziehen um Beerdigungsort von Merah

Die Leiche von Mohamed Merah wurde am Stadtrand von Toulouse beigesetzt. Die Stadtverwaltung hatte vergeblich versucht, die Bestattung des 23-Jährigen zu verhindern.
Weltjournal

Attentäter von Toulouse hatte Helfer

Video über Mordserie wurde laut Polizei von Komplizen abgeschickt. Adressiert war das Paket an das Pariser Büro des arabischen TV-Senders al-Jazeera. Der Fernsehsender wird es nicht senden.
Toulouse Polizei sucht Absender
Weltjournal

Toulouse: Polizei sucht Absender des Anschlag-Videos

Die Aufnahmen zeigen den Zusammenschnitt mehrerer Morde des 23-Jährigen zeigen. Al-Jazeera wird das Video nicht ausstrahlen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.