Kämpfer für einen Gottesstaat

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Der erschossene Attentäter Mohamed Merah hatte laut dem französischen Innenministerium zuletzt offenbar Kontakte zu salafistischen und jihadistischen Gruppierungen in Frankreich und im Ausland.

Wien/Red. Der „Motorroller-Killer“ Mohamed Merah war laut dem französischen Innenministerium den Salafisten und Jihadisten verbunden. Beide Gruppen zählen zu einer heterogenen, im 19.Jahrhundert entstandenen Bewegung des sunnitischen Islam, die von einer Minderheit der Muslime getragen wird und unter Berufung auf den „Ur-Islam“ zu Zeiten Mohammeds und seiner ersten Nachfolger die Errichtung einer islamischen Ordnung samt Gottesstaat fordert.

Salafisten (Salaf bedeutet „Vorfahren“) tragen meist lange Bärte und weite Gewänder. Frauen ohne Kopftuch gelten als schwere Sünderinnen. Teile der Bewegung stehen im Verdacht, ein Sammelbecken für gewaltbereiten Islamismus und Terrorismus zu sein. Ein solches sind jedenfalls die Jihadisten, die sich offen zum „Heiligen Krieg“ bekennen und selbst moderate Moslems als Ungläubige sehen.

Die Zahl der Salafisten in Frankreich ist schwer zu schätzen, es dürften mehrere tausend sein, in Deutschland geht man zum Vergleich von etwa 4000 bis 5000 aus.

„Fischen“ in den Vorstädten

Die Zahl der Jihadisten ist wohl geringer, Frankreichs Behörden wollen „einige hundert“ kennen. Beide finden Anhänger vor allem in den ärmlichen, schlecht integrierten Zuwandererschichten muslimischen Glaubens mit nordafrikanisch-arabischen Wurzeln in den Banlieues, den Vorstädten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2012)

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