Die Aufnahmen zeigen den Zusammenschnitt mehrerer Morde des 23-Jährigen zeigen. Al-Jazeera wird das Video nicht ausstrahlen.
Die französische Polizei ist in den Besitz von Videoaufzeichnungen der tödlichen Anschläge des Serienattentäters Mohamed Merah gelangt. Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera hat den Behörden Kopien der Videos zukommen lassen. "Das ist eine Videomontage mit Bildern der verschiedenen Morde mit Musik und Koranversen", so ein Ermittler zur Nachrichtenagentur AFP. Der Attentäter sei "äußerst gewaltsam" vorgegangen, berichtete Staatsanwalt François Molins, nachdem die Polizei sich den Film angesehen hatte.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy rief unterdessen die Fernsehsender auf, das Video von den Mordanschlägen, auf keinen Fall zu veröffentlichen. Dem Appell des Präsidenten schlossen sich auch die Familien der Opfer an. Al-Jazeera kündigte an, das Video mit der Attentatsserie nicht auszustrahlen. Ein Mitarbeiter des katarischen Fernsehsenders in Paris sagte gegenüber Reuters, in dem Video gebe es keine Information und seine Ausstrahlung würde gegen ethische Normen verstoßen.
Noch sei unklar, wer das Video am vergangenen Mittwoch abgeschickt habe, aber es "kann nicht Mohamed Merah sein", teilte die Polizei mit. Der Film sei auf einem USB-Stick gespeichert gewesen und außerhalb von Toulouse abgeschickt worden. Zusätzlich enthielt die Sendung an Al-Jazeera auch einen handschriftlichen Bekennerbrief in französischer Sprache, der von Mohamed Merah unterzeichnet worden sei, wie es von Seiten der Ermittler weiter hieß. Der Brief sei "gespickt mit Rechtschreibfehlern" und von einem "verblüffenden Dilettantismus".
Suche nach Komplizen
Die Ermittler suchen außerdem nach einem Komplizen von Mohamed Merah. Dabei gehe es um den Diebstahl des Motorrollers, den der 23-Jährige bei seinen drei Bluttaten benutzt hatte, hieß es am Dienstag von Seiten der Polizei. Dieser Mann, der noch nicht identifiziert sei, sei womöglich auch vor den Anschlägen an Vorbereitungen beteiligt gewesen, etwa indem er Motorrad-Zubehör gekauft oder sich zur Abschaltung der Diebstahlsicherung kundig gemacht habe.
Mit falschem Pass nach Israel?
Der 23-jährige Merah ist im Jahr 2010 für drei Tage nach Israel und in die Palästinensergebiete gereist. Merah sei im September 2010 über die Grenze zu Jordanien in das von Israel besetzte Westjordanland eingereist, hieß es am Montagabend in israelischen Sicherheitskreisen. Er habe ein israelisches Touristenvisum gehabt und sei möglicherweise mit weiteren französischen Staatsangehörigen eingereist. Drei Tage später habe er das Land über denselben Weg verlassen.
Merah reiste damals nach Angaben des israelischen Armeeradios womöglich mit einem falschen Pass nach Israel. Eine Sprecherin der israelischen Einwanderungsbehörde sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Nach unseren Überprüfungen gibt es keinen amtlichen Beleg, dass er unter seinem eigenen Namen ins Land gekommen ist." Es werde weiter geprüft.
Merahs Vater will Frankreich verklagen
Merahs Vater kündigte am Montagabend von seinem Wohnsitz in Algerien aus an, Frankreich wegen der Tötung seines Sohns verklagen zu wollen. Die Sicherheitsbehörden hätten seinen Sohn lebendig fassen müssen, kritisierte er. Zudem kündigte der Vater an, dass Merah in Algerien bestatten werden solle.
Merah hatte bei drei Attentaten in und um Toulouse insgesamt sieben Menschen erschossen, Soldaten sowie drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule. Er wurde am vergangenen Donnerstag nach mehr als 30-stündiger Belagerung seiner Wohnung von Elitepolizisten erschossen.
(APA)