Todesstrafe: Zahl der Hinrichtungen deutlich gestiegen

Symbolbild Todesstrafe
Symbolbild Todesstrafe(c) AP (Pat Sullivan)
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Mindestens 676 Menschen wurden im Vorjahr hingerichtet, berichtet Amnesty International. China wurde in dieser Statistik jedoch nicht einberechnet.

Offiziell gibt es 57 Staaten mit Todesstrafe. Rund 19.000 Menschen warteten Ende 2011 auf Vollstreckung des Todesurteils. Die Zahl der Hinrichtungen weltweit ist im Vorjahr von 527 auf mindestens 676 (ohne China) angestiegen, wie aus der Todesstrafenstatistik 2011 von Amnesty International hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Vor allem in Irak, Iran und Saudi-Arabien wurden im Vorjahr deutlich mehr Menschen exekutiert. Die Zahl der offiziell bestätigten Hinrichtungen erhöhte sich in diesen Ländern um fast 50 Prozent.

Gleichzeitig lassen immer weniger Staaten Menschen hinrichten. 2011 wurde in 20 Ländern die Todesstrafe vollzogen. Das ist ein Drittel weniger als noch vor zehn Jahren. "Unsere Botschaft an die Regierungen der wenigen Staaten, die weiterhin Menschen hinrichten, ist klar: 'Ihr habt euch in dieser Frage vom Rest der Welt isoliert und es ist höchste Zeit, dass ihr diese grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafe endlich abschafft'", erklärte Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich.

"Tausende" Exekutionen in China?

Die meisten Exekutionen finden in China statt. In dem Land wurden 2011 mehr Menschen hingerichtet als im Rest der Welt zusammen. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, weil Daten zur Todesstrafe dort als Staatsgeheimnis behandelt werden, betont Amnesty. Die Menschenrechtsorganisation schätzt die Zahl auf "Tausende". Amnesty verfügt nach eigenen Angaben außerdem über glaubhafte Berichte aus dem Iran, in denen von einer hohen Zahl an offiziell unbestätigten oder geheimen Exekutionen die Rede ist. Würde man diese zu den offiziell eingeräumten Hinrichtungen von rund 360 dazuzählen, so würde sich die Gesamtzahl fast verdoppeln.

In den USA wurden im Vorjahr 43 Todesurteile vollstreckt. Mit Illinois sind nun 16 US-Staaten ohne Todesstrafe, während Oregon ein Moratorium einführte. In Japan wurde erstmals seit 1992 keine Hinrichtung registriert. 2011 war auch das erste hinrichtungsfreie Jahr in Singapur. Die Anwendung der Todesstrafe bleibt keineswegs auf schwerste Verbrechen beschränkt. Sie wird verhängt für Delikte wie Ehebruch im Iran, Blasphemie in Pakistan, Hexerei in Saudi-Arabien sowie für Drogendelikte in mehr als zehn Staaten.

Indien: Erste Hinrichtung seit acht Jahren

Amnesty International hat Indien dazu aufgerufen, die für Sonntag geplante erste Hinrichtung seit acht Jahren zu stoppen. In einem offenen Brief an Regierungschef Manmohan Singh erklärte die Menschenrechtsorganisation, die Hinrichtung des 2007 zum Tode verurteilten Balwant Singh Rajoana wäre ein gewaltiger Rückschritt. "Hinrichtungen nach acht Jahren Pause wieder aufzunehmen würde bedeuten, dass Indien sich gegen die regionalen und weltweiten Tendenzen stellt, die Todesstrafe abzuschaffen." Rajoana wurde wegen seiner Rolle bei der Ermordung des damaligen Regierungschefs des Bundesstaats Punjab, Beant Singh, im Jahr 1995 zum Tode verurteilt. 

(Ag.)

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