Attentäter von Toulouse hatte Helfer

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Video über Mordserie wurde laut Polizei von Komplizen abgeschickt. Adressiert war das Paket an das Pariser Büro des arabischen TV-Senders al-Jazeera. Der Fernsehsender wird es nicht senden.

Paris/Ag. Mohamed Merah, der Serienattentäter von Toulouse, muss Komplizen haben, da ist sich die Polizei nun sicher: Grund ist ein Video, das die Morde des 23-Jährigen an sieben Menschen, darunter drei Kindern, zeigt.

Aufgenommen wurden die Szenen zwar von Merah selbst, bei dem Video handelt es sich laut Polizei aber um eine „Montage mit Bildern der verschiedenen Morde mit Musik und Koranversen“. Der Film sei auf einem USB-Stick gespeichert gewesen und außerhalb von Toulouse abgeschickt worden. Noch sei unklar, wer das Video am vergangenen Mittwoch abgeschickt habe, aber es „kann nicht Mohamed Merah“ gewesen sein, hieß es aus Kreisen der Ermittler.

Adressiert war das Paket an das Pariser Büro des arabischen TV-Senders al-Jazeera, beigelegt war ein angeblich von Merah unterzeichneter handschriftlicher Bekennerbrief in französischer Sprache. Der Sender, der in der Vergangenheit immer wieder Bekennervideos von islamistischen Terrorgruppen zeigte, hat sich am Dienstag allerdings dazu entschlossen, die Bilder nicht zu zeigen. Ein Mitarbeiter des Pariser Büros von al-Jazeera Paris sagte, es gebe in dem Video keine Information, und seine Ausstrahlung würde gegen ethische Normen verstoßen.

Sarkozy warnte vor Ausstrahlung

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte alle Fernsehsender vor einer Ausstrahlung gewarnt. „Aus Respekt vor den Opfern und vor der Republik“ solle der Film nicht gezeigt werden, sagte Sarkozy.

Merah hatte im südfranzösischen Toulouse sieben Menschen erschossen, darunter drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule. Von den drei Tatorten war er jeweils mit einem Motorroller geflüchtet. Er wurde später in seiner Wohnung in Toulouse von der Polizei umstellt und nach mehr als 30-stündiger Belagerung am vergangenen Donnerstag erschossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2012)

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