Nordsee-Gasleck: Lösch-Schiffe in Position gebracht

Nordsee Explosionsgefahr Foerderplattform
Nordsee Explosionsgefahr Foerderplattform(c) AP (Martin Langer)
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Unterhalb der Gasförderinsel "Elgin" tritt weiter Erdgas aus. Betreiber Total will die undichte Stelle nun gefunden haben. Vier Schiffe wurden um die Plattform stationiert. Sie seien im Notfall "bereit, einzugreifen".

In der Umgebung der Bohrinsel Elgin auf halbem Wege zwischen Schottland und Norwegen herrscht weiterhin Explosionsgefahr. Vier Tage nach der Entdeckung eines Lecks am Meeresgrund unterhalb der Gasförderplattform des französischen Total-Konzerns strömen diverse Kohlenwasserstoffe und andere chemische Verbindungen ins Meer und von dort teilweise weiter in die Luft. Das Leck war am Sonntag entdeckt worden. Mehr als 300 Arbeiter mussten deshalb in Sicherheit gebracht werden.

Total will die undichte Stelle nun in einer stillgelegten Gasquelle gefunden haben. Die Quelle reicht nach Konzernangaben bis 5500 Meter unter den Meeresboden. Die Firma brachte für den Fall einer Explosion zwei Lösch-Schiffe in Position. Sie warten in einem Sicherheitsabstand von 3,7 Kilometern von der Plattform entfernt, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns in der Nacht. Insgesamt seien damit nun vier Schiffe im Notfall "bereit, einzugreifen". Eines der Schiffe ist mit einem Unterwasser-Roboter ausgestattet, der mit einer Kamera das Leck an der Plattform untersuchen soll. Noch steht aber nicht fest, wann er zum Einsatz kommen soll.

Mehrere Quadratkilometer große Schliere

Aus dem Loch strömten seit Sonntag mindestens 20 Tonnen Gasgemisch. Es besteht vor allem aus Methan sowie Propan und Butan, das sind leicht entzündliche Bestandteile von Erdgas, sowie aus Schwefelwasserstoff, einer nach faulen Eiern riechenden, giftigen Substanz. Das Gasgemisch bildete eine mehrere Quadratkilometer große Schliere an der Wasseroberfläche.

Umweltorganisationen fürchten erhebliche Schädigungen der Natur. Total hingegen sagt unter Hinweis auf einen Bericht der britischen Umweltberatungsbehörde JNCC (Joint Nature Conservation Comittee), man fürchte keine besonderen Folgen, die Gase seien flüchtig und verteilten sich in der Luft rasch. Daher sei die Explosionsgefahr nicht nennenswert.

"Worst Case" würde 10 Mrd. Dollar kosten

Im schlimmsten Fall rechnen Analysten mit Ausgaben von zehn Milliarden Dollar. Bleibt die gefürchtete Explosion aus, die Reparatur zieht sich aber über Monate hin, fielen rund drei Milliarden Dollar an. Sollte es Total gelingen, das Leck schnell in den Griff zu bekommen und die Produktion würde lediglich für zwei Wochen ausfallen, könnte der Ölmulti mit 150 Millionen Dollar davonkommen, so die Analysten am Mittwoch.

Im Vergleich zum britischen Konkurrenten BP rechnen die Experten jedoch damit, dass Total auch im schlimmsten Fall noch glimpflich davon kommt. BP hat inzwischen insgesamt 32 Milliarden Dollar für die Folgen der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko vor knapp zwei Jahren zurückgelegt.

Sperrzone verhindert Heli-Einsatz

Dennoch wurden die Arbeiter an Bord bereits am Sonntag weggebracht, der Shell-Konzern räumte zwei nahe Plattformen, Schiffe und Flugzeuge dürfen nicht näher als rund 3,2 bzw. 4,8 Kilometer an Elgin heran. Damit ist der Einsatz von Helikoptern vorerst unmöglich. Sorge macht eine Flamme auf der Plattform, mit der überschüssiges Gas abgefackelt wird und die nicht abgestellt wurde. Laut Total stelle sie keine Gefahr dar, die Gaswolke werde vom Wind zu stark verdünnt, um zu zünden.

Total prüft, ob man das Leck stopfen oder durch Entlastungsbohrungen den Ausstrom weiter verteilen könnte, Letzteres dürfte aber Monate dauern. Das Stopfen mit Schlamm, auch "Kill" genannt, wäre allerdings risikoreicher. Totals Aktienkurs sackte seit Montag stark ab, da es Ängste gibt, der Vorfall könnte sich zu einem riesigen, milliardenteuren Desaster ausweiten.

(c) DiePresse

(AG./red.)

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