Der - nun eskalierte - Obsorgestreit zwischen einem Dänen und einer Grazerin um deren fünf Jahre alten Sohn sorgt in Dänemark schon länger für Aufmerksamkeit.
Die Kindesentziehung in Graz durch einen dänischen Staatsbürger sorgt auch in dessen Heimatland für reges Medieninteresse. Die großen Tageszeitungen widmeten sich der Causa ebenso intensiv wie die elektronischen Medien. Neu ist der Fall nicht, schon im Vorjahr war der Vater in der TV-Sendung "Aftenshow" des dänischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens aufgetreten. Vonseiten der dänischen Politik wurde ihm unterdessen vorsichtige Unterstützung signalisiert: Am Zug seien die dänischen und österreichischen Behörden, zwischen denen wohl ein "Kommunikationsproblem" herrsche, hieß es aus der Regierungspartei der Sozialdemokraten.
Vor allem die großen Boulevardzeitungen brachten das Schicksal des kleinen blonden Buben am Mittwoch als Aufmacher auf ihren Online-Portalen - garniert mit vielen Fotos von Vater und Sohn aus früheren Tagen. Beim Schutz des höchstpersönlichen Lebensbereichs zeigen sich dänische Medien generell nicht zimperlich, Vater, Sohn und Mutter wurden mit vollem Namen genannt. Der Vater hatte allerdings ohnehin schon zuvor die Öffentlichkeit gesucht. Nachdem seine Ex-Lebensgefährtin mit dem Kind nach Österreich gezogen war, hatte er 2011 in einem TV-Magazin von Dansk Radio seinen Fall geschildert und Fotos seines Sohns hergezeigt.
Die dänischen Medien sind bemüht, in ihrer Berichterstattung jegliche Parteinahme zu vermeiden, wenn auch wiederholt darauf hingewiesen wird, dass es ja die Mutter gewesen sei, die mit dem Buben das Land verlassen hatte. Rege diskutiert wird die Causa auch in den Foren der Online-Ausgaben, wo sich Väterrechtler und Verteidiger der Mütter nichts schuldig bleiben.
Grundsätzlich Verständnis für die Handlungsweise des Vaters äußerte der Justizsprecher der regierenden Sozialdemokraten, Ole Haekkerup. "Als Vater kann ich das natürlich verstehen", sagte er laut dänischer Nachrichtenagentur Ritzau. "Aber man sieht auch, dass Selbstjustiz untragbar ist." Er empfahl dem derzeit Untergetauchten, sich ans dänische Außenministerium zu wenden. Es sei Sache der dänischen und österreichischen Behörden, ihr "Kommunikationsproblem" zu lösen, meinte er. Klar für den Vater nahm die rechtspopulistische Dansk Folkeparti Stellung: "Es gab eine Entscheidung in der Sache in Dänemark, nach der hat man sich zu richten." Das gelte auch für Österreich.
(APA)