Nach schweren Beben: Tsunami-Warnung aufgehoben

Nach schweren Beben TsunamiWarnung
Nach schweren Beben TsunamiWarnung(c) EPA (MAURIZIO GAMBARINI)
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Vor der indonesischen Insel Sumatra gab es innerhalb von zwei Stunden zwei heftige Erdbeben der Stärken 8,6 und 8,2. Über Schäden oder Opfer gibt es noch keine Berichte. Eine Tsunami-Warnung für den Indischen Ozean wurde wieder aufgehoben.

Mindestens zwei schwere Erdbeben erschütterten am Mittwoch die indonesische Provinz Aceh auf der Insel Sumatra. Vorübergehend wurde eine Tsunamiwarnung für den gesamten Indischen Ozean ausgegeben. Wenig Stunden später teilte das Pazifische Warnzentrum der USA mit, dass die Gefahr einer Flutwelle "fast oder ganz für fast alle Regionen gebannt sei".

Das erste Beben der Stärke 8,6 ereignete sich um 15.38 Uhr Ortszeit (10.38 Uhr MESZ) etwa 430 Kilometer von der Provinzhauptstadt Banda Aceh entfernt vor der Küste Indonesiens. Es war etwa fünf Minuten lang zu spüren. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Berichte. Etwa zwei Stunden später, um 17.43 Uhr Ortszeit, gab es ein weiteres schweres Beben, das der Geologische Dienst der USA (USGS) auf der Stärke 8,2 nach Richter einstufte. Das Epizentrum lag diesmal rund 620 Kilometer von Banda Aceh entfernt.

In der Provinzhauptstadt fiel der Strom aus, Menschen rannten auf die Straßen, Sirenen heulten. "Ich war im Hotel beim Duschen, als die Erde bebte", berichtete Timbang Pangaribuan dem Radiosender Elshinta aus Medan auf Sumatra. "Wir sind alle in Panik rausgerannt. Ich habe jemand gesehen, der aus dem Fenster sprang."

Die Einwohner flüchteten in höherliegende Gegenden, es sei zu einem Verkehrschaos gekommen, sagte ein Sprecher der indonesischen Katastrophenschutzbehörde dem US-Sender CNN.  "Die Situation in Aceh ist unter Kontrolle", teilte Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono nach dem ersten Erdbeben mit.

Österreicher in Banda Aceh

Die österreichische Botschaft in Jakarta sei mit den rund zehn auf Sumatra lebenden Österreichern in Kontakt, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal. Es gebe keine Informationen, dass Österreicher zu Schaden gekommen seien.

Caritas-Mitarbeiter Andreas Zinggl hat das Beben an Ort und Stelle in Banda Aceh miterlebt. Schäden habe es in seiner Umgebung zwar kaum gegeben, die Menschen seien aber in völliger Panik mit Fahrrädern, Motorrädern und Autos so schnell und so weit weg wie möglich geflohen, so Zinggl am Telefon zur Caritas: "Man hat einfach gemerkt, wie tief der Schrecken des Tsunami den Menschen hier noch in den Knochen sitzt."

Menschen flüchten in Banda Aceh ins Landesinnere
Menschen flüchten in Banda Aceh ins Landesinnere(c) REUTERS/Junaidi Hanafiah

Panik in Indien

Das Beben der Stärke 8,6 war bis in die thailändische Hauptstadt Bangkok sowie in den Süden Indiens zu spüren. Hunderte Menschen verließen in Panik in der indischen Stadt Bagalore ihre Bürogebäude. Der Nachrichtensender NDTV zeigte Bilder aus der Metropole Kalkutta, auf denen zu sehen war, wie die Erdstöße Gegenstände wie etwa Studioscheinwerfer zum Schwanken brachten.

Vier Meter hohe Welle, Warnung aufgehoben

Das Tsunami-Warnzentrum rief nach den Beben alle Länder rund um den Indischen Ozean auf, nach Anzeichen eines Tsunamis Ausschau zu halten. In der Nähe des Epizentrums ging das Wasser rund zehn Meter zurück. Vor den zu Indien gehörenden Inseln der Andamanen und Nikobaren wurde eine fast vier Meter hohe Flutwelle registriert.

In Thailand mahnten die Behörden die Menschen an der Küste und in den westlichen Provinzen, sich in höhere Gebiete zu bewegen. "Wir beobachten die Lage und haben die Provinzen an der Andamansee aufgerufen, wachsam zu sein", sagte ein Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes im Fernsehen. Auf der Ferieninsel Phuket wurde der Flughafen geschlossen.

Gebiet am pazifischen "Feuerring"

Etwa drei Stunden nach dem zweiten Erdbeben konnte das US-amerikanische Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii die Tsunami-Warnung für den Indischen Ozean wieder aufheben. "Jetzt registrierte Ausschläge weisen darauf hin, dass die Gefahr fast oder ganz für fast alle Regionen gebannt sei", teilte die Behörde mit. Für das Tsunami-Warnsystem vor Indonesien war es eine gelungene Bewährungsprobe. "Das System hat super funktioniert", sagte Winfried Hanka, Experte des Geoforschungszentrums Potsdam.
Der "Ring aus Feuer" ist eine hufeisenförmige Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans, die häufig von Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht wird. Entlang dieses Gürtels liegt etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane. Dort schieben sich im Erdinnern auch verschiedene Erdplatten untereinander. Experten sprechen von Subduktion. Eine der längsten Subduktionszonen weltweit ist mit rund 6000 Kilometern der Sundabogen von Neuguinea bis Sumatra, wo sich die Indo-Australische unter die Eurasische Platte schiebt.

"Ungewöhnliches" Beben

Anders als etwa bei dem verheerenden Beben Weihnachten 2004 habe sich der Meeresboden bei dem ersten Beben horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave von der US-Erdbebenwarte dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden absackt. Das Beben sei ungewöhnlich gewesen, weil es nicht zwischen zwei tektonischen Platten sondern innerhalb der Indischen Platte passiert sei.

Das Beben mit dem verheerenden Tsunami Ende 2004 war ebenfalls vor Sumatra und hatte eine Stärke von 9,1. Damals starben rund 230.000 Menschen. Das schwere Erdbeben vor der Ostküste Japan am 11. März 2011 hatte eine Stärke von 9,0.

(Ag.)

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