Eine hoch verschuldete katalonische Gemeinde erhofft sich durch eine Cannabisplantage satte Gewinne für die Gemeindekasse. Spaniens Justiz ermittelt bereits wegen des Verdachts auf illegale Drogengeschäfte.
Madrid/R.s. Das hoch verschuldete nordspanische Dorf Rasquera hat einen ungewöhnlichen Antikrisenplan: Durch kommunalen Drogenanbau soll Geld in die Gemeindekasse kommen. In einem Referendum gewann nur knapp das „Si“ mit 56 Prozent, 44 Prozent der etwa 1000 Ortsbewohner wollten hingegen nicht in Spaniens erstem Drogendorf wohnen.
Noch sind sich die zerstrittenen Dörfler nicht einig, ermittelt bereits Spaniens Justiz wegen des Verdachts auf illegale Drogengeschäfte. Und auch der Gemeinderat, der für die Umsetzung des Rauschgift-Planes eine Zustimmung von 75 Prozent im Dorf-Referendum gefordert hatte, will noch einmal über die berauschende, aber umstrittene Zukunft nachdenken.
„Sind Sie für den Antikrisenplan 2012?“, lautete die ziemlich verhüllte Frage von Bürgermeister Bernat Pellisa an seine Dorfgemeinde. Hinter diesem harmlos klingenden Satz verbirgt sich die brisante Idee, sieben Hektar Ackerland mit Hanfpflanzen zu begrünen. Der Cannabisanbau für den Eigenbedarf und auch der private Konsum sind in Spanien nicht ausdrücklich verboten. Der kommerzielle Rauschgifthandel wird freilich auch in Spanien, das als europäisches Einfallstor für Drogen aus Nordafrika und Lateinamerika gilt, mit aller Härte verfolgt.
„Raucherclub“ als Abnehmer
Der Cannabisanbau in Rasquera soll von einer kommunalen Gesellschaft verwaltet werden und die Produktion dann an einen „gemeinnützigen Verein“ von Marihuana-Konsumenten, der seinen Mitgliedern Cannabis „für den Eigenbedarf“ überlässt, verkauft werden. Der Verein, ein privater „Raucherclub“ mit 5000 Mitgliedern im 170 Kilometer entfernten Barcelona, hat allerdings auch schon Ärger mit dem Staatsanwalt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2012)