Florida: Todesschütze Zimmerman wird angeklagt

In einer Kirche in Sanford betet ein Mann für Trayvon Martin.
In einer Kirche in Sanford betet ein Mann für Trayvon Martin.(c) REUTERS (Steve Nesius)
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Das 28-jährige Mitglied einer Bürgerwehr hat im Februar einen unbewaffneten Jugendlichen erschossen. Nun ist er in Haft und wird wegen "Mordes mit bedingtem Vorsatz" angeklagt.

Sechs Wochen nach den Todesschüssen auf den unbewaffneten schwarzen Teenager Trayvon Martin hat die US-Justiz den mutmaßlichen Täter angeklagt. Der 28-jährige George Zimmerman muss sich wegen "Mordes mit bedingtem Vorsatz" (second degree murder) verantworten, kündigte die Sonderstaatsanwältin Angela Corey am Mittwochabend in Florida an. Der Strafrahmen liegt bei 25 Jahren Haft bis lebenslänglich. "Second degree murder" ist in den USA die zweithöchste Anklage in diesem Fall. "First degree murder", vorsätzlicher Mord, wäre in Florida mit der Todesstrafe belegt.   

Der Beschuldigte war zunächst auf freien Fuß geblieben. Nun hat er sich gestellt und sitzt in einem Gefängnis in Sanford in Florida. Sein neuer Anwalt Mark O'Mara kündigte an, sein Mandant werde bei einer mündlichen Verhandlung nächste Woche auf "nicht schuldig" plädieren. Zimmerman hatte seine bisherigen Anwälte ausgetauscht und wird nun von dem bekannten Strafrechtler O'Mara vertreten. Der 28-Jährige befürchte, keinen fairen Prozess zu bekommen, sagt sein Rechtsvertreter.

Privat auf Sicherheitspatrouille

Zimmerman hat den 17-jährigen TrayvonMartin Ende Februar in der Stadt Sanford nahe Orlando in Florida erschossen. Die genauen Umstände sind unklar: Zimmerman war als Mitglied einer Bürgerwehr auf Patrouille. Er wählte den Notruf und meldete den Jugendlichen als verdächtig. Anschließend nahm er auf eigene Faust die Verfolgung auf. Zimmerman gibt an, er sei anschließend von Martin attackiert worden und habe ihn in Notwehr erschossen.

Der Teenager, der nach einem Einkauf auf dem Weg nach Hause war, trug jedoch keine Waffe. Die Polizei ließ Zimmerman seinerzeit nach einer vorübergehenden Festnahme frei und berief sich dabei auf ein Gesetz, das den Bürgern in Florida das Recht zu schießen gibt, wenn sie sich ernsthaft bedroht fühlen.

Eltern sehen kaltblütigen Mord

Der Anwalt von Martins Familie wirft Zimmerman vor, den 17-Jährigen kaltblütig ermordet zu haben. Die Eltern des getöteten Teenagers brachten den Fall mit einer Online-Kampagne an die Öffentlichkeit. Sie werfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz und der Schütze weiß gewesen seien.

Der Fall löste in den USA eine landesweite Welle der Empörung aus - vor allem, da von möglichen rassistischen Motiven die Rede war. Sogar Präsident Barack Obama äußerte sich dazu. Nationale Medien sprachen von einem Verbrechen "Weiß gegen Schwarz". Die öffentliche Meinung ist gespalten: Laut einer Umfrage der "Washington Post" glauben 80 Prozent der Schwarzen, aber nur 38 Prozent der Weißen, dass die Tötung des Burschen ungerechtfertigt war.

"Wir klagen auf Grundlage von Fakten"

Sonderstaatsanwältin Corey betonte nun eindringlich, die Entscheidung für eine Anklage sei ihr nicht leicht gefallen. Es handle sich um einen "schwierigen Fall". Doch dem Opfer müsse Gerechtigkeit widerfahren. Zugleich betonte sie aber: "Wir klagen nicht wegen öffentlichen Drucks oder wegen Eingaben an...Wir klagen auf der Grundlage von Fakten an."

Zu einem möglichen Strafmaß wollte sich die Sonderermittlerin nicht äußern. Auch wann ein möglicher Prozess beginnen könnte, ist noch offen.

FBI und Ministerium eingeschaltet

Der Tod Martins beschäftigt auch die US-Bundespolizei FBI sowie das Justizministerium in Washington, das vor drei Wochen die Prüfung eines möglichen rassistischen Motivs eingeleitet hatte. Nach Angaben von Justizminister Eric Holder reisten ranghohe Mitarbeiter seiner Behörde nach Sanford und trafen dort auch mit Martins Familie zusammen.

(Ag. / Red. )

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