Das geistliche Oberhaupt der Tibeter beendet am Samstag seine Österreich-Tour. Seit Donnerstag bereist der Dalai-Lama Österreich, hält Vorträge, nimmt Ehrungen entgegen und hält interreligiöse Treffen ab.
Wien/Zoe. Offizielle Empfänge der österreichischen Bundesregierung gab es für den Dalai-Lama keine. Doch Außenminister Michael Spindelegger ließ es sich nicht nehmen, das religiöse Oberhaupt der Tibeter dennoch öffentlich zu treffen. In der Wiener Stadthalle, wo der Dalai-Lama einen Vortrag zu „Ethik in der Gesellschaft“ vor rund 10.000 Zuhörern hielt, erklomm der Außenminister die Bühne und wurde vom 76-Jährigen mit einem weißen Schal beschenkt.
Seit vergangenen Donnerstag bereist der Dalai-Lama Österreich, hält Vorträge, nimmt Ehrungen entgegen und hält interreligiöse Treffen ab. Während sich die Landespolitiker leichter im Umgang mit dem Dalai-Lama taten – Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler sowie Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller empfingen ihn –, versuchten Kanzler und Vize-Kanzler eine Verstimmung Pekings durch offizielle Termine zu vermeiden. Kanzler Faymann will zwar noch eine Unterredung mit dem religiösen Oberhaupt führen, über Details schweigt man sich im Bundeskanzleramt allerdings aus.
Kundgebung am Heldenplatz
Abschluss seiner bereits 12. Österreich-Tour ist eine Solidaritätskundgebung auf dem Wiener Heldenplatz am heutigen Samstag, bei der der Dalai-Lama sprechen wird (Beginn der Rede ca. 16.00 Uhr). Zuvor stehen noch Termine mit Kardinal Schönborn sowie ein Symposium mit dem Quantenphysiker Anton Zeilinger an der Wiener Universität auf dem Programm.
Bei einer Pressekonferenz in Wien wies der Dalai-Lama auch auf die politische Situation in Tibet hin. „Wir suchen eine Lösung mit Nutzen sowohl für China als auch für Tibet,“ so der 76-Jährige. Autonomie, aber keine völlige Loslösung, so sein Credo.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)