Religionskritisches Kinderbuch soll Jugend gefährden

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In Deutschland sorgt ein Kinderbuch über die drei Weltreligionen für Aufregung. Es soll antisemitisch sein. Nun wird geprüft, ob es auf den Index für jugend-gefährdende Medien kommt.

Die Geschichte "Wo bitte geht's zu Gott?, fragte das kleine Ferkel" vom deutschen Verlag Alibri weist nach Ansicht des deutschen Bundesfamilienministeriums antisemitische Tendenzen auf. Das Kinderbuch über die drei Weltreligionen könnte jugendgefährdend sein und soll deshalb geprüft werden. Die Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Elke Monssen-Engberding, bestätigte am Dienstag den Ministeriumsantrag. Die Behörde werde am 6. März entscheiden, ob das Kinderbuch auf den Index kommt.

"Religionen verächtlich gemacht"

"In dem Buch werden die drei großen Weltreligionen Christentum, Islam und das Judentum verächtlich gemacht", heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die BPjM vom 21. Dezember 2007.

Das 20-seitige Buch ist seit vergangenem Oktober auf dem Markt. Es erzählt die Geschichte von einem Ferkel und einem Igel, die ein Plakat entdecken, auf dem geschrieben steht: "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" Das Duo macht sich auf den Weg, Gott zu suchen.

Die Frage, ob einem religionslosen Kind etwas fehlt, wird dabei "aus der Perspektive des weltlichen Humanismus beantwortet", hieß es vom Verlag, der für religions-, kirchen- und kulturkritische Schriften bekannt ist.

Religionskritik im Kinderzimmer

Alibri-Verlagsleiter Gunnar Schedel wies den Vorwurf des Antisemitismus als Verleumdung zurück. "Mir war klar, das Religionskritik im Kinderzimmer ein politisches Reizthema ist", sagte Schedel. Eine politische Auseinandersetzung habe der Verlag bewusst in Kauf genommen.

"Alle drei Religionen werden in dem Buch gleichwertig behandelt. Es sollte niemand negativ herausgehoben werden", erläuterte Schedel. Vielmehr sei das Werk für konfessionslose Eltern gedacht, die ihren Kindern eine religionskritische Sicht vermitteln wollten.

"Judentum als Angst einflößend dargestellt"

Nach Ministeriumsansicht wird insbesondere das Judentum "als besonders Angst einflößend und grausam dargestellt". Es werde der Eindruck vermittelt, "dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionsgemeinschaften vernichten will".

"Jugendgefährdend sind nach dem Gesetz unsittliche, verrohend wirkende, zu Gewalttätigkeit, Verbrechen oder Rassenhass anreizende Medien", erläuterte Monssen-Engberding. Das Gremium werde in der mündlichen Verhandlung im März prüfen, ob die Geschichte des kleines Ferkels diese Kriterien erfüllt.

(Ag.)

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