Fix: Mariahilfer Straße wird für Autos großteils gesperrt

So oder so ähnlich könnte es ab dem Sommer 2014 auf der inneren Mariahilfer Straße aussehen.
So oder so ähnlich könnte es ab dem Sommer 2014 auf der inneren Mariahilfer Straße aussehen.(c) ZOOM VP/MA 28
  • Drucken

Ein großer Abschnitt wird verkehrsberuhigt. Rad- und Lieferverkehr soll weiterhin möglich sein. Auf den Ausweichrouten kommen 30er-Zonen.

Nach langem Tauziehen ist es nun fix: Die Mariahilfer Straße in Wien wird künftig zum überwiegenden Teil für den Autoverkehr gesperrt sein. Konkret wird der Abschnitt zwischen Karl-Schweighofer-Gasse und der Kaiserstraße im Zuge der projektierten Umgestaltung verkehrsberuhigt. Radfahren sowie Lieferverkehr wird aber im betroffenen Abschnitt möglich sein, teilte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Freitag vor Journalisten mit.

Umfrage

Sind Sie mit der präsentierten Lösung zufrieden?Das Konzept für die "Mahü" im Detail: Grundsätzlich wird der gesamte Abschnitt zwischen Karl-Schweighofer-Straße und Kaiserstraße künftig für Autos gesperrt. Radeln kann man hier allerdings schon, wenn auch nur in "gemäßigtem Tempo", so die Verkehrsstadträtin. Lieferverkehr ist ebenfalls erlaubt, wobei der genaue Zeitraum noch ausverhandelt wird. Zwischen Andreasgasse und Kaiserstraße bzw. zwischen Kirchengasse und Karl-Schweighofer-Gasse dürfen auch Anrainer fahren - allerdings nur zu ihrem fixen Garagenplatz, sofern sie einen solchen haben.

Die derzeitige Route des 13A soll - obwohl sie durch einen Teil der künftigen Fuzo führt - beibehalten werden. Allerdings soll der Bus eine abgegrenzte Fahrspur erhalten. Ob diese vertieft oder etwa nur farblich gekennzeichnet ist, sei noch offen, so Vassilakou. Die Installierung von Bollern schloss sie jedenfalls aus.

Offen ist auch noch, ob die Autofahrer in Hinkunft die Mariahilfer Straße noch queren können. Darüber werden nämlich die Anrainer im Jänner 2013 abstimmen. Mögliche Querungen stehen in den Bereichen Webgasse/Schottenfeldgasse und Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse zur Disposition. Abgestimmt wird auch, ob der 2A - er fährt ebenfalls auf einem Teil der verkehrsberuhigten Zone - seine Route ändern soll.

(c) APA

Vassilakou sprach heute von einem "Meilenstein für mehr Lebensqualität". Der zusätzliche Platz - auch die jetzigen Parkspuren fallen weg - soll vor allem Passanten zugutekommen. Denkbar sind auch kleine Grünflächen oder Sitzgelegenheiten in der Straßenmitte, wie eine Visualisierung zeigt. Was wie umgestaltet wird, entscheidet sich erst nächstes Jahr. Dann beginnen die Detailplanungen für die Oberflächengestaltung, bei denen sich Bürger beteiligen können.

Als Kostenpunkt nannte Vassilakou einen "zweistelligen Millionenbetrag". Genaueres könne man noch nicht sagen. Die Stadt wird jedenfalls den Großteil der Summe übernehmen.

Verkehrsberuhigende Maßnahmen rundherum

Darüber hinaus gaben die Mariahilfer Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SPÖ) und ihr Neubauer Pendant Thomas Blimlinger (Grüne) heute bekannt, dass die Gumpendorfer Straße sowie die Burggasse und Neustiftgasse zu Tempo-30-Zonen werden - und zwar jeweils im gesamten Verlauf. Auf den letzten beiden ist eine Ausnahme für Busse geplant, da sie über eine durchgehende eigene Spur verfügen. Bei der Gumpendorfer Straße ist zudem vorgesehen, dass man dann bei der Einmündung in die Zweierlinie nur noch rechts in Richtung Naschmarkt abbiegen darf und nicht mehr wie bisher gerade Richtung Ring bzw. nach links Richtung Museumsquartier fahren kann.

Die etappenweise Umsetzung des neuen Verkehrskonzepts auf der Wiener Mariahilfer Straße bzw. im angrenzenden sechsten und siebenten Bezirk erfolgt ab dem Sommer 2013. Auf sichtbare Veränderungen der Shoppingmeile muss man allerdings noch etwas länger warten. Schließlich starten die Bauarbeiten - also etwa Niveauangleichungen oder Gehsteigverbreiterungen - erst im Frühjahr 2014, kündigte Verkehrsstadträtin Vassilakou an. Sie erwartet sich einen Rückgang von derzeit bis zu 12.000 auf künftig weniger als 2000 Kfz-Fahrten täglich.

Kritik von Wirtschaft und Opposition

Die Pläne zur Verkehrsberuhigung der Wiener Mariahilfer Straße haben bei der Rathaus-Opposition für Empörung gesorgt. Die Freiheitlichen sprachen von "Pfuschplanungen" und "vorgetäuschter Bürgereinbindung". Statt der "sündteuren Verschlimmbesserung" wünschten sich die beiden blauen Mandatare Johann Herzog und Anton Mahdalik etwa eine bessere Beleuchtung der Gehsteige und optimierte Querungsmöglichkeiten für Fußgänger.

Die ÖVP wiederum prophezeite ein verkehrspolitisches Chaos. Werde das Projekt so umgesetzt, sei ein Anstieg des "kreisenden" Verkehrs in unmittelbarer Nähe zur Mariahilfer Straße zu befürchten, so ÖVP-Klubchef Fritz Aichinger und der schwarze Parteichef in Mariahilf, Gerhard Hammerer, in einer Aussendung. Sie forderten zudem eine "echte Bürgerbeteilung" in Sachen "Mahü".

Kritik kommt auch von der Wirtschaftskammer. Die Wiener Kammerpräsidentin Brigitte Jank warf Vassilakou via Aussendung vor, von der ursprünglich mit den Unternehmervertretern paktierten Einigung nun abgewichen zu sein, vor allem was den Lieferverkehr betrifft. "Wichtiger Teil der Einigung war die Beibehaltung der Straßenführung ausschließlich für den Busverkehr, Radfahrer und Lieferanten", so Jank. Sprich: Ausgemacht war offenbar, dass nicht nur Radler und Busse, sondern auch Zulieferer die gesamte Mariahilfer Straße ganztägig befahren dürfen. Die Verkehrsstadträtin sagte indes heute, dass man über die konkrete Zeitspanne noch verhandeln werde.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mariahilfer Strasse wird schrittweise
Wien

Verkehr: Mariahilfer Straße wird schrittweise autofrei

Ab Sommer 2013 wird die Mariahilfer Straße verkehrsberuhigt: der Bereich zwischen Andreasgasse und Kirchengasse wird zur Fußgängerzone. Die Details sollen Bürgerbefragungen klären.
Kommentare

Grün-Provokation im Grün-Bezirk

Die Mariahilfer Straße soll verkehrsberuhigt und streckenweise überhaupt zur Fußgängerzone werden.
Brigitte Jank
Wien

Jank-Angriff auf Vassilakou

Die Wirtschaftskammerchefin beklagt die schlechte Kommunikation mit der Stadt, fürchtet Einbußen für Betriebe. Wegen des Pickerls wollen Firmen Wien verlassen.
Symbolbild
Wien

Mariahilfer Straße neu: Pläne fast fertig, Details unklar

Die Neugestaltung der Mariahilfer Straße wird konkret. Demnächst will die Stadt Wien ihre Pläne zur Neugestaltung der Einkaufsstraße bekannt geben. Offene Fragen gibt es dabei allerdings noch genug.
Kommentare

Vassilakous Visionen

Große Pläne, kleine Resultate.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.