Wien-Mitte: Licht und Glas statt „Ratzenstadl“

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Nach 20 Jahren Projektwirren eröffnet das Shoppingcenter in Wien-Mitte und liefert einen erprobten Geschäftemix, der gut funktionieren dürfte. 50 Prozent werden ab Donnerstag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wien. Nein, von einem „Ratzenstadl" wollte Bürgermeister Michael Häupl am Dienstagabend bei der Voreröffnung nicht mehr sprechen. Vergessen war der Ärger von mehr als 20 Jahren Bauprojekt „Bahnhof Wien Mitte", das den Bürgermeister zu jenem Sager hingerissen hat. Die Architekturwettbewerbe, die ausgeschrieben und über den Haufen geworfen wurden, den Ärger mit der Unesco (siehe unten), die Verzögerungen - all das konnte er gestern Abend vergessen, als er die Überdachung des Bahnhofs, das Einkaufszentrum „The Mall" und 61.700 Quadratmetern Bürofläche, eröffnete. Und wegen der Schnittstelle zum Flughafen als „wienwürdiges" Tor zur Stadt pries.

Noch wenige Stunden vor dem großen Pre-Opening-Event waren jede Menge Arbeiter am Werk. Sie verlegen Kabel, putzen die Flure, die Band macht den Soundcheck. Einer der größten Mieter, Interspar, hat das Sortiment schon eingeräumt, bei McDonald's im ersten Stock wurde das Internet getestet. Nach sieben Jahren Arbeit sei die Fertigstellung ein gutes Gefühl, sagt Thomas Jakoubek, Geschäftsführer des Bauträgers BAI, der sich inmitten des Trubels zum Schlagzeug der Band setzt und ein bisschen trommelt. Dazwischen hätte es nämlich durchaus „schlimme Momente" gegeben. Zur Erinnerung: Die BAI übernahm gemeinsam mit der Bank Austria das Projekt 2005. Zwei Jahre später konnte mit dem Bau begonnen werden. Allerdings machten die Anrainer wegen der andauernden Bauarbeiten mobil. Der Bahnbetrieb wurde während der gesamten Zeit aufrecht erhalten.

Bekannte Marken, helles Design

Fünfzig Prozent des Shoppingcenters werden ab Donnerstag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor allem Lebensmittel-, Elektronik- und Kosmetikgeschäfte sowie die Gastronomie. Der Rest folgt im April 2013. Erst einmal eröffnet, ist „The Mall" in Wien Mitte mit 30.300 Quadratmetern Verkaufsfläche und zirka 50 Shops das größte Einkaufszentrum im Zentrum Wiens. (Zum Vergleich: Gerngross in der City hat 28.000 qm.) 90 Prozent der Fläche seien schon vermietet. Für den Rest laufen Verhandlungen. Auf drei Etagen finden sich Geschäfte wie Douglas, H&M, Swarovski oder der Media-Markt-Flagship-Store. Allesamt also bekannte Marken, die gut funktionieren. „Neue Marken als Impulsgeber hätte es für die Lage nicht gebraucht", sagt Jakoubek. Täglich benützen 150.000 Passagiere den Verkehrsknoten.

Beim Eingang Landstraßer Hauptstraße befindet sich die Gastronomie und der Food Court, der mit einer Rolltreppe direkt von der Straße aus erreichbar ist. Ra'mien eröffnet hier ein Take-away, Do & Co das Bistro Henry, das für das Catering am Eröffnungsabend zuständig war. Interspar probiert mit Pasta & Café ein neues Restaurantkonzept. Das dazugehörige Lebensmittelgeschäft Interspar-pronto wird auf 80 Quadratmetern täglich geöffnet haben. Die ehemalige Markthalle wird ab April von der Restaurantkette Vapiano auf zwei Stockwerken betrieben. Weiters sollen einzelne Standler wieder ihre Lebensmittel verkaufen.

Das Gebäude selbst zeichnet sich außen durch Glas und innen durch weite Flächen und weißes Design aus. Große Bullaugen, die die Stockwerke miteinander verbinden, bringen Tageslicht herein. Anfang 2013 wird im Foyer das letzte Werk der mittlerweile verstorbenen Künstlerin Louise Bourgeois installiert.

Durch Geschäfte zum Flughafen

Für die Mall-Besucher eher unbemerkt werden zum Teil auch schon die Büros im 70 Meter hohen Turm bezogen. Zu den Topmietern zählen ab Dezember sieben Wiener Finanzämter, die im Finanzzentrum Wien-Mitte zusammengefasst werden.

U3 und U4 sowie die Bahnsteige der S-Bahn sind über den Vorplatz beim Eingang Landstraßer Hauptstraße ohne Umwege erreichbar. Ab Donnerstag dürfen Reisende endgültig aufatmen. Auch der City Airport Train wird dann über die Landstraßer Hauptstraße zugänglich sein. Der Weg von der U-Bahn zum CAT führt dann nicht mehr durch verwinkelte Gänge, sondern direkt durch das Einkaufszentrum.

Web-Tipp

The Mall

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2012)

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