Sicherheitslücke Kantine

Sicherheitsluecke Kantine
Sicherheitsluecke Kantine(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Kantine des Regierungsgebäudes am Stubenring ist nicht mehr öffentlich zugänglich. Aus Sicherheitsgründen.

Wien. Sie war ein Geheimtipp. Aber wie es mit Geheimtipps so ist: Sie sprechen sich herum. Und so wurde die Kantine im sogenannten Regierungsgebäude am Wiener Stubenring1 schnell auch ein beliebtes Mittagslokal für „externe“ Gäste, die sich unter die Mitarbeiter der vier hier beheimateten Ministerien mischten.

Für Studenten und Personal der benachbarten Universität für angewandte Kunst war sie so etwas wie die inoffizielle Uni-Mensa, für viele Ältere ein beliebtes, weil äußerst günstiges Lokal. Auch viele frühere Ministeriumsmitarbeiter kamen als Pensionisten gerne auf ein Mittagsmenü vorbei.

Damit ist es nun vorbei. Denn seit Kurzem ist „externen“ Gästen der Zugang zum „Betriebsrestaurant im Regierungsgebäude“, wie die Kantine offiziell heißt, verwehrt. Aus Sicherheitsgründen, wie es auf Anfrage aus dem Wirtschaftsministerium – das neben dem Gesundheits-, Verkehrs- und Umweltministerium in dem weitläufigen Gebäude seinen Sitz hat – heißt.

Die Senioren und Studenten, die hier bisher aus den (mit Preisen um die 4,20 Euro sehr günstigen) Mittagsmenüs gewählt haben, dürften zwar eher nicht als gefährlich gegolten haben. Nach Anders Bering Breiviks Anschlag auf das Osloer Regierungsviertel im Juli 2011 beschloss die Bundesregierung aber, sämtliche Regierungsgebäude auf ihre Sicherheitslücken überprüfen zu lassen. Für das Haus am Stubenring1, das ehemalige Kriegsministerium, empfahl das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, das Betriebsrestaurant für Externe zu schließen, da es in einem „völlig ungesicherten Bereich“ des Gebäudes liege.

Schon bisher strenge Kontrollen

Viele Gäste überrascht das aber trotzdem: Immerhin hatte es für die Restaurantbesucher schon bisher Zugangskontrollen beim Eingang gegeben, Dauergäste konnten diese durch eine eigene Restaurantzutrittskarte minimieren. Und schon bisher stand die Kantine Nicht-Mitarbeitern nur sehr eingeschränkt zur Mittagszeit für eineinhalb Stunden zur Verfügung.

Während sich die früheren Stammgäste nun nach anderen Mittagslokalen in der Gegend umschauen, haben auch die Pächter des Lokales mit dem Ausschluss externer Kunden wenig Freude.

Wie hoch die Umsatzeinbußen ausfallen werden, wolle und könne man noch nicht sagen. „Aber natürlich wird es wirtschaftlich nicht besser für uns, wenn ein gewisser Prozentsatz vom Umsatz plötzlich wegbricht“, heißt es aus der Geschäftsführung der Sodexo Service Solutions GmbH, die das Lokal seit zwölf Jahren gepachtet hat. Die Entscheidung sei aber zu akzeptieren, immerhin ist laut Pachtvertrag nur die Versorgung der Ministeriumsmitarbeiter vorgesehen. Die auch die Hauptnutzer der Kantine seien. Aber bis zu einem Viertel der Restaurantgäste um die Mittagszeit soll „von außen“ gekommen sein.

In anderen Ministerien dürfte das neue Sicherheitskonzept für die Allgemeinheit weniger spürbar sein. Die meisten haben keine öffentlich zugänglichen Kantinen. Jene im Justizministerium etwa ist mit rund 35 Sitzplätzen ohnehin zu klein für einen Normalbetrieb: Sie war immer schon den Mitarbeitern vorbehalten.

Keine Änderungen gibt es übrigens bei einem weiteren Geheimtipp, der in einem Amtsgebäude liegt: Die Cafeteria im Dachgeschoß des Justizpalasts (Schmerlinggasse) steht nach wie vor allen offen. Sofern man den Sicherheitscheck beim Eingang über sich ergehen lässt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.