Historisch provisorisch: Wie unfertig Wiens Wahrzeichen sind

Stephansdom
StephansdomClemens Fabry
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Sowohl der Stephansdom als auch die Hofburg blieben in unvollendetem Stadium stecken – dort sind sie bis heute.

Wien/Gr. Dass manche Bauten wie etwa der neue Wiener Hauptbahnhof einige Jahre lang Provisorien bleiben, mag ja vorkommen – aber andere Bauten sind das nun schon fast 600 Jahre. Ausgerechnet der Stephansdom, das Wahrzeichen Wiens, sollte eigentlich schon seit geraumer Zeit anders aussehen, nämlich symmetrisch. Um 1450 wurde, entsprechend dem Plan Rudolfs IV., mit dem Bau des Nordturms begonnen, der dem 1433 vollendeten, 137 Meter hohen Südturm parallel gegenüberstehen sollte.

Dass es nicht so kam, ist der Sage nach Schuld des Teufels, der den Baumeister geholt haben soll. Tatsächlich dürften aber die anstehenden Türkenkriege, die Reformation und die daraus resultierende Geldnot dazu geführt haben, dass der Nordturm unfertig blieb. Auch bei der aktuellen Sanierung hat man an eine Finalisierung nicht gedacht.

Auch die Hofburg ist weit davon entfernt, so wie geplant auszusehen: Der Entwurf Gottfried Sempers sah 1870 rund um den Heldenplatz ein „Kaiserforum“ vor, das der Nationalbibliothek einen Trakt am Rande des Volksgartens gegenübergestellt hätte. Um die Jahrhundertwende schlief das Vorhaben aber mit der Habsburgermonarchie ein, 1913 sagte es Kaiser Franz Joseph endgültig ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)

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