Angela Schneider: Wiens neue U-Bahn-Stimme

Angela Schneider
Angela Schneider(c) APA HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Angela Schneider wird ab Sonntag zur wohl meistgehörten Stimme der Stadt. Sie folgt Franz Kaida als Durchsagestimme der Wiener Linien. Seit 1992 arbeitet Schneider als freischaffende Schauspielerin.

Das Bild einer Stadt gibt es auch auf akustischer Ebene. Und Angela Schneider wird ab Sonntag untrennbar mit ebendiesem verbunden sein. Ihre Stimme wird es sein, die ab dann den Wienern sagt, wo sie aus der U-Bahn aussteigen müssen, in welche Linie sie wechseln können oder auch, dass es auf der U4 wieder eine Störung gibt.

Als neue Stimme der Wiener Linien tritt die 49-Jährige die Nachfolge von Franz Kaida an, der mehr als 40 Jahre lang die Ansagen sprach – und der nun seinen Ruhestand antritt. „Mir wurde erst jetzt bewusst, wie vertraut mir die Stimme von Franz Kaida ist“, erzählt Schneider. So wie der erste Kaffee im Bräunerhof nach einer langen Tournee durch Deutschland, gab der freischaffenden Schauspielerin auch die Stimme in der U-Bahn das Gefühl, „dass ich wieder daheim bin“.

Wie groß ihre Aufgabe sein würde, ahnte sie noch nicht, als sie im Sommer gefragt wurde, ob sie nicht Probeaufnahmen für die Wiener Linien machen wolle. „Ich bin da ganz naiv rangegangen.“ Auch als ihre Stimme gemeinsam mit einer zweiten im Internet zur Abstimmung gestellt wurde, war ihr nicht bewusst, welch große Öffentlichkeit sie künftig erreichen würde. Erst als sie Anfang Oktober als neue Stimme vorgestellt wurde, begann sie es langsam zu realisieren. „Im Horoskop wurde mir zwar prophezeit, dass der September eine berufliche Änderung bringen würde“, meint sie. „Aber das steht ja eh jedes Jahr drin.“

>> Die neuen Tonsignale

Fünfmal ist sie seither im Tonstudio gewesen, hat dort je drei Stunden konzentriert ihre Ansagen gemacht. Von Stationsnamen über Störungsdurchsagen bis zur Warteschleife für das Telefon. Die Aufnahmen für die U-Bahn sind bereits fertig, die Ansagen für Straßenbahn und Bus folgen noch und sollen im Frühjahr zum Einsatz kommen. Die einheitliche Stimme für alle Bereiche ist Teil des neuen Soundkonzepts, das den Wiener Linien eine akustische Identität geben soll – gleichzeitig werden auch Signaltöne, Türhupen und dergleichen völlig neu gemacht.

Seit 1992 arbeitet Schneider als freischaffende Schauspielerin. Nach ihrer Ausbildung in der Schauspielschule am Wiener Volkstheater arbeitete sie unter anderem an den Stadt- und Landestheatern in Klagenfurt und Salzburg. Zuletzt feierte sie am Wiener Metropol Premiere mit dem Stück „Lockvogel küsst Tontaube“, das im Frühjahr auf Bundesländertournee geht. Natürlich seien die Durchsagen etwas anderes als ihre Arbeit als Schauspielerin – aber auch mit Sprecherrollen hat sie schon Erfahrung. Unter anderem war sie in Werbespots und Dokumentarfilmen zu hören, aber auch in Radio-Literatursendungen.

„Das Sprechen ist der handwerkliche Teil des Berufs“, sagt Schneider. Anders ist dabei unter anderem, dass man im Gegensatz zum Theater kein direktes Feedback vom Publikum bekommt. Wobei, Applaus und Buhrufe wird es auch bei dieser Aufgabe geben – nur eben indirekter.

„Am Sonntag werde ich genau zuhören, ob die Leute zu keppeln anfangen.“ Etwa darüber, ob ein Stationsname so ausgesprochen wird, wie es die Wiener gewohnt sind. Auch hier lernt die 49-Jährige laufend dazu. Dass etwa das „e“ am Ende von Belvedere tatsächlich ausgesprochen wird, musste sie erst von einem Mitarbeiter im Tonstudio erfahren. Abgesehen davon gehe es einfach darum, deutlich zu sprechen, sodass es auch alle Fahrgäste verstehen – auch auf Englisch. Und dass die Wiener ihre Stimme offensichtlich mögen, hat ja die Internetabstimmung im September gezeigt, bei der sie sich gegen die zweite Stimme mit 66 Prozent durchsetzen konnte. „Sie liegt“, sagt Schneider, „irgendwo zwischen hell und dunkel.“

Die neue Stimme wird in jedem Fall völlig anders sein, als es die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel bisher gewohnt waren. Aber das Stadtbild ändert sich nun einmal ständig. Und das gilt eben auch für die akustische Ebene.

Zur Person

Angela Schneider ist ab Sonntag in Wiens U-Bahn-Stationen und Zügen zu hören, im Frühjahr folgen auch die Durchsagen für Bus und Straßenbahn. Die gebürtige Wienerin folgt Franz Kaida, der mehr als 40 Jahre die Durchsagen für die Wiener Linien machte. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters, es folgten Engagements an mehreren Theatern, heute arbeitet die 49-Jährige als freischaffende Schauspielerin. Daneben spricht sie auch in Werbespots und Dokumentarfilmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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