Wiener Hauptbahnhof: "Es hat alles geklappt"

Erste Züge bleiben stehen: Wiener Hauptbahnhof nahm Teilbetrieb auf
Erste Züge bleiben stehen: Wiener Hauptbahnhof nahm Teilbetrieb auf APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Hauptbahnhof hat den Teilbetrieb aufgenommen. Vorerst hat das nur Auswirkungen auf den Nahverkehr.

"Ohne Probleme" hat der Wiener Hauptbahnhof am Sonntag den Teilbetrieb aufgenommen. "Es hat alles geklappt", sagte ein ÖBB-Sprecher. Als erster Zug ließ um 0.35 Uhr eine Garnitur der Schnellbahnlinie 80 Fahrgäste am Hauptbahnhof aussteigen. Vorerst halten nur Schnellbahnen bzw. Regionalzüge am Hauptbahnhof. Bis auch Fernzüge halten, dauert es noch: Im Dezember 2014 wird die gesamte Verkehrsstation eröffnet.

Knapp drei Jahre ist es her, dass am ehemaligen Südbahnhof die letzten Züge eingefahren sind. Dann wurde dieser, ebenso wie der dazugehörige Ostbahnhof, abgerissen. Letzterer erhielt einen provisorischen Bau und wurde weiterhin angefahren. Die Rolle des Südbahnhofs übernahm der Bahnhof Meidling.

Der neue Hauptbahnhof ist ein markantes Gebäude mit einem rautenförmigen Dach - wenn es einmal fertig ist. Denn viel ist davon noch nicht zu sehen. Das Areal ist zum größten Teil noch Baustelle. Am Sonntag wurden nur die Bahnsteige neun bis zwölf sowie ein Durchfahrtsgleis in Betrieb genommen. Diese sind über zwei Eingänge erreichbar - bei der Karl-Popper-Straße und über den Vorplatz Süd bei der Sonnwendgasse. Die Eingangsbereiche sind mit dunkelgrauem Stein am Boden ausgestattet. Beim Vorplatz Süd gibt es einen Bäcker, eine Trafik und ein ÖBB-Reisecenter.

S-Bahn-System neu organisiert

Die ÖBB haben die Inbetriebnahme des Verkehrsknotenpunktes dazu genutzt, das S-Bahn-System neu zu organisieren. So wird die S80 von Hirschstetten über den Hauptbahnhof und die Pottendorfer Linie bis Wiener Neustadt durchfahren. Die S60 verkehrt nun von Bruck an der Leitha ebenfalls direkt via Hauptbahnhof nach Hütteldorf und weiter. Diese Linien endeten bisher am provisorischen Ostbahnhof. Auch die Regionalexpresszüge von Bratislava nach Deutschkreutz machen nun am Hauptbahnhof Halt.

Die Teilinbetriebnahme ist laut ÖBB ohne Probleme verlaufen. Am Vormittag kam es zu einige Verspätungen, da zwischen dem - inzwischen ehemaligen - provisorischen Ostbahnhof und dem Hauptbahnhof noch ein Gleis umgeschwenkt werden musste. Um Reisenden weiter zu helfen, verteilten ÖBB-Mitarbeiter in den Eingangsbereichen Info-Broschüren und beantworteten Fragen - von "Wo ist das WC?" bis hin zu "Wie finde ich bitte meinen Zug? Das war vorher schon einfacher".

Schwierigkeiten hatte so manch ein Reisender auch, die Haltestellen der U-Bahnlinie U1 und der Straßenbahnlinie D zu finden. Um zur Bim zu gelangen, muss der ostseitige Eingang des Bahnhofs bei der Karl-Popper-Straße verwendet werden. Die Linie D wurde um eine Station verlängert und fährt ab heute direkt dorthin. Die U1-Station "Südtiroler Platz" ist bis 2014 nur oberirdisch vom Vorplatz Süd aus erreichbar. Laut ÖBB beträgt der Fußweg drei Minuten.

Auch für die Benutzer der im Bahnhofsbereich unterirdisch verlaufenden sogenannten Schnellbahn-Stammstrecke ändert sich einiges. Die Station Südbahnhof blieb prinzipiell erhalten. Da dem dazugehörenden Bahnhof dieses Schicksal aber nicht beschieden war, heißt sie nun "Quartier Belvedere". Die nächste Station, einst "Südtiroler Platz", nennt sich nun "Hauptbahnhof".

Parallel zur Teilinbetriebnahme gehen die Bauarbeiten am Hauptbahnhof weiter, berichtete der zuständige ÖBB-Gesamtprojektleiter Karl-Johann Hartig. Das Ostbahnhof-Provisorium wird nun abgetragen. In den kommenden zwei Jahren werden die nördliche Halle und weitere acht Bahnsteige in Richtung Südtiroler Platz bzw. Gürtel errichtet. Auch das Einkaufszentrum wird fertiggestellt. Im September 2014, drei Monate vor der Eröffnung der gesamten Verkehrsstation, werden auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern rund 100 Geschäfte ihre Pforten öffnen.

Im Dezember 2014 sollen dann auch Fernzüge in der zentralen Station halten. Ein Jahr später, 2015, sollen die Arbeiten am gesamten Bahn-Infrastrukturprojekt beendet sein. Züge werden dann in allen Richtungen abfahren bzw. aus allen Richtungen ankommen.

Der Wiener Hauptbahnhof gilt als Prestigebauprojekt der ÖBB und ist ein Durchzugsbahnhof. Die Verkehrsstation samt Einkaufszentrum wird auch als "BahnhofCity" bezeichnet. Rund um das Areal entsteht zudem ein neues Stadtviertel mit Büro- und Wohnkomplexen. Insgesamt werden rund vier Mrd. Euro investiert, wobei die Kosten für den Bahnhof laut ÖBB rund 987 Mio. Euro betragen.

(APA)

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