Volksbefragung: Wie olympiafit ist Wien?

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Rot und Grün haben sich in einem Punkt geeinigt: Im März soll das Volk gefragt werden, ob sich Wien für die Olympischen Sommerspiele bewerben soll.

Wien. Die Bundeshauptstadt könnte Schauplatz der Olympischen Sommerspiele werden. Wenn die Wiener das wollen (und das Internationale Olympische Komitee). Wie nun durchsickert, wird bei der Wiener Volksbefragung 2013 gefragt: Soll Wien sich für Olympische Sommerspiele bewerben? Geht die Abstimmung positiv aus, wird sich Wien bewerben. Dafür müssten zahlreiche Sportstätten saniert oder neu gebaut werden.

Die Sommerspiele 2016 sind an Rio de Janeiro vergeben, für 2020 haben sich Tokio, Istanbul und Madrid beworben. Wegen der Vorbereitungen könnte eine Wiener Olympiabewerbung realistisch gesehen auf 2028 abzielen. Wobei derzeit nur eines fix ist: Die Wiener Volksbefragung wird (inklusive Olympiafrage) vom 7. bis 9. März 2013 über die Bühne gehen. Damit stellt sich aber bereits heute die Frage: Wie fit für Olympia ist Wien?

1 Sportinfrastruktur nicht vorhanden

Wien bezeichnet sich gern als Sportstadt, die Realität sieht allerdings anders aus. Das Ernst-Happel-Stadion wurde zuletzt für die Fußball-Heim-EM 2008 adaptiert, das Oval steht unter Denkmalschutz, kann in seinen Grundrissen kaum verändert werden. Eine Aufstockung ist nur begrenzt möglich, größere Leichtathletikveranstaltungen haben dort seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden.

Wien verfügt über keine große Mehrzweckhalle, Dusika- und Stadthalle müssten umgebaut bzw. adaptiert werden. Das neue Multiversum (2800 Zuschauer) in Schwechat ist nicht groß genug, auch der Kagraner Eispalast ist für Olympia ungeeignet. Bei den Sommerspielen in London 2012 haben sich eine eigene Handball- und Basketball-Halle bewährt. Die Hockey-Bewerbe wurden in einer temporären Halle ausgetragen. Beachvolleyball wäre wohl ein Fall für die Donauinsel. Ebenso die Ruderbewerbe – 1991 hat Wien dort die WM ausgetragen.

2 Wassersport auf dem Trockenen

Wien verfügt derzeit über keine geeigneten Wettkampfschwimmbecken, sogar das Training der Spitzenathleten ist stark eingeschränkt. Die Renovierung des noch immer gesperrten Stadthallenbades entwickelte sich zum Desaster. Im Frühjahr erhält Wien einen Wildwasserkanal, als problematisch könnte sich die Suche nach einem Olympia-Segelrevier gestalten. Der Neusiedler See, wo Österreichs Segelverband sein Zentrum aufgeschlagen hat, ist zu seicht, denkbar wäre ein Ausweichen ins Salzkammergut. Der Traunsee, auf dem immer wieder internationale Regatten ausgetragen werden, ist auch für größere Bootsklassen geeignet.

3 Finanzierung der Bewerbung

Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC (Österreichisches Olympisches Comitè), kennt die genauen Zahlen. Allein die Bewerbung für London 2012 hat die Briten 20 Millionen Euro gekostet. Die Bewerbung von München für die Spiele 2018 sind mit 33 Millionen veranschlagt. Bis 2034 oder 2028 ist mit fast 40 Millionen zu rechnen.

4 Guter Ruf als Veranstalterland

Österreich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen guten Ruf als Veranstalterland erarbeitet. Auch die Welt-Jugendspiele 2012 in Innsbruck wurden international als Erfolg gefeiert. Auf sportpolitischem Parkett ist Österreich aber auch schon ausgerutscht, bei der Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2014 hat man den Kürzeren (gegen Sotschi) gezogen.

5 Das IOC fordert eine breite Zustimmung

Mit Beginn des Vergabeprozesses ist nicht vor 2015 zu rechnen. Entscheidend für das Internationale Olympische Komitee ist eine breite Zustimmung der Bevölkerung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2012)

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