Ein Urgestein hört auf: Gurken-Leo will nicht mehr

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mehr als 30 Jahre lang verkauft Leo Strmiska sein Sauerkraut schon auf dem Wiener Naschmarkt. Nun plant er, im Sommer aufzuhören. Die Leute kaufen einfach nicht mehr genug - und kochen zu wenig mit Kraut.

Wien. Nein, am liebsten möchte er nicht darüber reden. Und nein, mit der Zeitung schon gar nicht. „Jetzt werd' ich gleich wirklich grantig“, schimpft er noch hinterher. Aber da hat er schon davor mehrmals bestätigt, was bereits viele in der Stadt wissen. Wohl, weil er es selbst jedem Passanten erzählt, solange der sich nicht im zweiten Satz als Journalist zu erkennen gibt. Gurken-Leo oder Sauerkraut-Leo – also Leo Strmiska, Urgestein auf dem Wiener Naschmarkt – will mit Juni sein Geschäft verkaufen. Er hört nach mehr als 30 Jahren auf.

Das Ende war schon länger absehbar, schon vor zwei Jahren hat er in der „Süddeutschen Zeitung“ geklagt, dass die Frauen nicht mehr wissen, wie man Szegediner Krautfleisch zubereitet – nämlich mit extra viel Kraut.

Niemand kocht mehr mit Kraut
Und auch an diesem Tag ist der groß gewachsene Herr mit der kahlen Haarfront um keinen markigen Spruch verlegen: „Die Leute kochen nicht mehr genug. Ihr braucht mich nicht mehr“, sagt er vorwurfsvoll. Aber so kennen ihn die Besucher des Naschmarktes. Ebenso grantig wie charmant, außerdem scheint er schon immer da gewesen zu sein. Auf Stand 246 verkauft er in großen Holzbottichen sein Sauerkraut, seine Salz- und süßsauren Gurken. Tratsch und Kostproben inklusive. Lieber noch spricht er über die Qualität seiner Ware: Die Gurken etwa importiert er extra aus Mazedonien, weil es dort noch alte Gurkensorten gibt. „Die Gurken, die man in Österreich bekommt, die würden sich nach drei Tagen auflösen“, sagt er. „Das stinkt wie Dreck.“

Nun soll es seinen Stand ab Sommer einfach nicht mehr geben. Vorausgesetzt, er einigt sich mit einem Nachfolger. Stimmt das Angebot nicht, bleibt er länger. „Ich muss ja nicht verkaufen“, sagt er. Das ist auch der Grund, warum er nicht mit Journalisten reden möchte. Der Verkauf ist noch nicht unter Dach und Fach. „Und vorher will ich dazu nichts sagen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)

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