Nach Kurdinnen-Mord: Angriff auf Vereinslokal in Wien

Angriff KurdenVereinslokal Wien
Angriff KurdenVereinslokal Wien
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Der Verband der kurdischen Vereine verurteilte den Angriff scharf. 250 Aktivisten protestierten indes in Wien gegen die türkische Regierung.

Unbekannte haben in der Nacht auf Samstag ein kurdisches Vereinslokal angegriffen. Dabei wurde zumindest die Eingangstür des Kurdischen Informationsbüros (KIB) teilweise eingeschlagen. Es gebe Sachschaden, verletzt wurde niemand, teilte der Verband der Kurdischen Vereine in Österreich (Feykom) mit.

Für die Organisation besteht angesichts der Attentate vom Mittwoch auf drei kurdische Exil-Politikerinnen in Paris kein Zweifel, dass es sich um eine "politisch motivierte Tat gegen die kurdische Bevölkerung" handelt.

Feykom warf den österreichischen Behörden mangelnden Schutz vor: Zu dem Angriff sei es gekommen, obwohl Sprecher des Innenministeriums noch am Freitag "erhöhte Aufmerksamkeit zum Schutze kurdischer Institutionen" angekündigt hätten.

Der Verband kritisierte zudem, dass keiner der Angriffe auf kurdische Vereine in Österreich in den vergangenen Jahren geklärt worden sei: "Dies führt bei der kurdischen Bevölkerung zur berechtigten Befürchtung, auch hier in Österreich nicht sicher vor den faschistischen Angriffen des türkischen Staates und seiner Zellen zu sein."

"Erdogan, Terrorist"

Am Samstag ist es wegen der Ermordung der Exil-Politikerinnen in mehreren Städten Europas zu Protesten gekommen. In Paris gingen 15.000 Menschen auf die Straße. Mehr als 250 Kurden demonstrierten zudem am Samstagnachmittag in Wien. Die Menge vor dem Parlament rief "Erdogan, Terrorist", in Anspielung auf die Überzeugung vieler Kurden, der türkische Staat und die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe bei der Bluttat seine Hände im Spiel gehabt.

Die Demonstranten brächten ihren "Unmut gegen den türkischen Staatsterror" zum Ausdruck, hieß es in einer Erklärung von Feykom, die auf der Kundgebung verteilt wurde. Man wolle die österreichische Gesellschaft auf die "Vernichtungspolitik" der Türkei gegenüber den Kurden aufmerksam machen.

(Red./APA)

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