"Pankahyttn": Ein Kämpfer gegen Punks

Pankahyttn Kaempfer gegen Punks
Pankahyttn Kaempfer gegen Punks(c) Clemens Fabry
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Als die "Pankahyttn" gegründet wurde, war die Skepsis groß. Nur noch ein Anrainer kämpft gegen das Projekt.

Wien/Red. Vor rund fünf Jahren hatte die Stadt Wien ein Problem. Auf der Mariahilfer Straße gab es zahlreiche obdachlose Punks, die sich den ganzen Tag auf der Straße aufhielten, Passanten anbettelten (die sich davon belästigt fühlten) und gelegentlich leer stehende Häuser besetzten. Auch die Kaufleute der Mariahilfer Straße protestierten bei der Stadt. Um diesen Konflikt zu lösen, stellte die Stadt in der Johnstraße 45 den Punks ein Gebäude zur Verfügung, in dem sie wohnen können. Sozialarbeiter sollten sich darum kümmern, dass gewisse Spielregeln eingehalten werden und es keine Probleme mit den Nachbarn gibt.

Seither hat sich die Situation beruhigt. Doch ein letzter Gegner ist noch übrig geblieben – der kämpft dafür umso verbissener. Im Visier hat er die Veranstaltungshalle in dem Haus, in der oft bis in die frühen Morgenstunden lautstark gefeiert wird – was ihn um den Schlaf bringt, wie er sagt.

Anrainer erkämpft runden Tisch

Der Anrainer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist ein Einzelkämpfer, kann aber trotzdem Erfolge verzeichnen. Am Montag fand ein runder Tisch mit Beteiligung der Sozialarbeiter (das Gebäude gehört dem Fonds Soziales Wien), Bezirksvorstehung, Polizei und dem Anrainer statt. Vereinbart wurden Lärmmessungen über einen längeren Zeitraum – um zu erheben, wie massiv das Problem ist und wie es behoben werden kann und warum die Bässe gerade in seine Wohnung wandern. Er erreichte nach eigenen Angaben, dass die Musikanlage in der Halle verplombt wird, damit sie nicht mit maximaler Lautstärke betrieben werden kann. Und: Die Sozialarbeiter werden nochmals eindringlich mit den Punks reden.

Der Anrainer, der seit Monaten wegen Lärmproblemen einen Kampf führt, kritisiert auch unklare Kompetenzen – angeblich sei bei Beschwerden nicht eingegriffen worden, wenn in der „Pankahyttn“ (wie das Gebäude genannt wird) bei voller Lautstärke die ganze Nacht durchgefeiert wurde. Oft hatte er beispielsweise die Polizei gerufen, weil der Lärm ihn in der Nacht aus dem Schlaf riss. Die Polizei ging allerdings nicht direkt in die Veranstaltungshalle, um den Lärm abzustellen, sondern informierte die Sozialarbeiter. „Die hatten aber die Weisung, die Veranstaltungshalle nicht zu betreten, wie mir eine Sozialarbeiterin erklärte“, meint der Anrainer: „Sie können nur dort in der Halle anrufen.“ Nachsatz: „Dass um zwei Uhr in der Früh dort keiner abhebt, weil gefeiert wird und viele schon betrunken sind, ist klar.“ Deshalb sei der Lärm oft weitergegangen.

Kein Zutritt für Sozialarbeiter

Die Punks bestätigen auf ihrer Homepage, dass das Projekt nicht völlig unter Kontrolle der Sozialarbeiter abläuft, so wie es den Anrainern anfangs versprochen wurde. „Wir kontrollieren und organisieren unsere Bereiche, zu denen die Sozialarbeiter keinen Zutritt haben“, heißt es dort.

Die Polizei kann ein Ansteigen von Beschwerden nicht bestätigen. Es wird allerdings zugegeben, dass bei Beschwerden die Sozialarbeiter benachrichtigt werden – die wiederum gehen den Klagen direkt vor Ort nach. Allerdings sieht man beim FSW das Problem nicht allzu drastisch: „Wir hatten 2012 wegen dieses Hauses insgesamt 74 Anzeigen wegen Lärmbelästigung – 70 davon kamen von dem betreffenden Anrainer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2013)

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