S-Bahn-Unfall: Strecke offen, Lokführer stabil

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Die beiden S-Bahn-Garnituren sind am Montag nach einer Notbremsung zwischen Penzing und Hütteldorf mit 25 km/h aufeinandergeprallt. Der Unfall war der folgenschwerste Bahnunfall in Wien seit dem Jahr 1993.

Wien/APA. Der lebensgefährlich verletzte ÖBB-Zugsführer befindet sich in stabilem Zustand; die S45 verkehrt wieder planmäßig: So stellte sich am Dienstag, 24 Stunden nach dem Frontalzusammenstoß zweier S-Bahn-Garnituren zwischen Penzing und Hütteldorf, die Situation dar.

Der Unfall war der folgenschwerste Bahnunfall in Wien seit dem Jahr 1993. Die Lokführer beider Züge haben laut einer ÖBB-Sprecherin rechtzeitig die Notbremsung eingeleitet und dadurch Schlimmeres verhindern können. Die Geschwindigkeit der Garnituren wurde von 80 km/h auf unter 25 km/h verringert, bevor diese frontal kollidierten.
Insgesamt wurden durch den Unfall 41 Personen verletzt. Die ÖBB hat nach Kontaktieren der Versicherung die Deckungssumme zugesagt bekommen, was für Kunden rasche und unbürokratische Entschädigungen bedeutet. Die Aufräumarbeiten, die nach der Versorgung der Verletzten am späten Nachmittag begonnen wurden, dauerten die ganze Nacht über an.



Der 34 Jahre alte Lokführer des Zuges, der von Penzing nach Hütteldorf fuhr, war einer der fünf Schwerverletzten. Er wurde vom Notarzthubschrauber Christophorus 3 ins Unfallkrankenhaus Meidling gebracht und notoperiert.

Die beiden beschädigten S-Bahnen wurden zuerst voneinander getrennt, mit einem Kranfahrzeug angehoben und auf der Schiene zur Reparatur zum ÖBB-Werk Jedlersdorf gebracht. Die Höhe des Schadens an den Garnituren kann noch nicht angegeben werden.

Weiche war gestört

Was den genauen Unfallhergang betrifft, war laut einer ÖBB-Aussendung die technische Störung bei einer Weiche Auslöser. Daher musste das Störungsprozedere vom Fahrdienstleiter in Penzing manuell in Kraft gesetzt werden. Dabei wurde laut derzeitigem Ermittlungsstand offenbar vergessen, ein Signal umzustellen, hieß es. Ob die Störung der Weiche witterungsbedingt war, sei noch Gegenstand einer technischen Auswertung, hieß es am Dienstag seitens der ÖBB.

Chronologie der Zugskollisionen in Wien

28. September 2012: Die Lokomotive und der erste Waggon eines Intercity springen kurz nach der Abfahrt vom Westbahnhof aus den Schienen. Verletzt wird niemand.
20. Juni 2011: Beim Westbahnhof kollidieren eine Verschublok und eine Lok mit einer Garnitur leerer Waggons. Zwei Verschubmitarbeiter werden verletzt.
9. Oktober 2009: Eine Schnellbahn stößt beim Matzleinsdorfer Platz mit einem Oberbauzug auf demselben Gleis zusammen. Ein ÖBB-Mitarbeiter des Baufahrzeugs wird schwer verletzt.
30. April 2007: Am Südbahnhof kommt es zur seitlichen Kollision zweier Verschubzüge. Ein ÖBB-Mitarbeiter wird schwer verletzt.
28. September 2006: In der Oswald-Schleife im Bereich Schöpfwerk-Tscherttegasse auf der Verbindungsstrecke zwischen West- und Ostbahn stößt ein Schnellzug aus Ungarn mit einer Draisine zusammen. Vier ÖBB-Arbeiter werden verletzt, drei von ihnen schwer
27. Februar 2002: Zwei Güterzüge prallen in Simmering aufeinander. Beide Lokführer werden verletzt.
18. Februar 1993: Drei Menschen kommen ums Leben und rund 30 werden verletzt, als in Penzing in der Nähe des Bahnhofs Hütteldorf ein Regionalzug und eine Schnellbahngarnitur frontal zusammenstoßen. Ein Zug aus Neulengbach prallt mit rund 30 km/h gegen eine etwa 60 km/h schnelle S-Bahn-Garnitur.
9. November 1991: Nahe der Haltestelle Süßenbrunn an der nordöstlichen Stadtgrenze sind drei Schnellbahngarnituren in einen Unfall verwickelt. Vier Menschen sterben, 30 erleiden teilweise schwere Verletzungen.
17. August 1981: Menschliches Versagen ist die Ursache dafür, dass ein Pendlerzug im Südbahnhof auf einen Prellbock fährt. Drei Menschen sterben, 140 werden verletzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)

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