Wien: Radfahren im Winter boomt

Wien Radfahren Winter boomt
Wien Radfahren Winter boomt(c) Clemens Fabry
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Ein Drittel der Wiener, die im Sommer mit dem Rad unterwegs sind, fährt jetzt auch im Winter. Täglich werden 92.000 Fahrten gezählt. Ein wichtiger Grund, weshalb das Radfahren im Winter boomt, ist die Schneeräumung.

Wien. Es ist kalt, eisig und Schnee liegt auf den Straßen. Das hält aber immer weniger Wiener davon ab, im Winter auf ihr Fahrrad verzichten zu wollen. „Rund 34P rozent jener, die im Sommer mit dem Fahrrad unterwegs sind, fahren auch im Winter“, erklärt Martin Blum von der Wiener Fahrradagentur der „Presse“.

Und es werden nach seinen Angaben immer mehr: „Radfahren ist ein Trend in allen größeren Städten. Wien ist keine Ausnahme“, erklärt Blum.Radfahren im Winter gehört erst seit Kurzem zum Wiener Stadtbild. Rund 92.000Fahrten werden derzeit an Wintertagen an den Zählstellen der Stadt pro Tag registriert.

Was motiviert die Wiener nun, trotz des widrigen Wetters das Fahrrad nicht einzuwintern – sondern es weiter zu gebrauchen? Viele, die eine Sommersaison durchfahren, würden automatisch auch im Winter nicht auf ihr Fahrrad verzichten. Denn tatsächlich gebe es keinen Grund abzusteigen, sagt Blum. Immerhin stärke Radfahren im Winter das Immunsystem; bei richtiger Kleidung werde Radfahrern auch nicht kalt.

Geräumte Wege

Ein wichtiger Grund, weshalb das Radfahren im Winter boomt, ist die Schneeräumung. Seit dem Vorjahr werden die wichtigsten Radwege von der MA48 gleichzeitig mit den Straßen geräumt. Dadurch habe sich die Situation für Radfahrer enorm verbessert, so Blum.

Bereits in den Morgenstunden finden Radfahrer beispielsweise am Ringradweg schneefreie Fahrbahnen vor. Im internationalen Vergleich schließt Wien langsam zu anderen fahrradfreundlichen Städten auf. In Kopenhagen sind im Winter wie in Wien rund 34 Prozent der Radfahrer unterwegs. In Freiburg dagegen sind es 60 Prozent.

Mit der steigenden Zahl von Radfahrern im Winter stellt sich die Frage nach den Unfällen. Denn kaum ein Radfahrer ist bei Schnee und Eis mit Spikes unterwegs. „Man merkt nicht, dass es mehr Unfälle gibt“, so Blum. Der Grund: Jene, die im Winter fahren, würden auch im Sommer fahren. Daher seien im Winter hauptsächlich geübte Radfahrer unterwegs: „Und die fahren auch langsamer, weil die Straßenverhältnisse schlechter sind als im Sommer.“ Wobei der oberste Wiener Radfahrer Spikes, die es seit wenigen Jahren gibt, nicht unbedingt für notwendig hält. Diese würden auf Schnee gut funktionieren, sonst aber nicht besonders sinnvoll sein. Er selbst, so Blum, fahre täglich ohne Spikes in die Arbeit.

Damit sich das Rad – im Winter wie im Sommer – noch stärker als Alltagsfahrzeug durchsetzt, haben sich am Wochenende die heimischen Fahrrad-Initiativen Argus, IG Fahrrad und Radlobby NÖ zu einer gemeinsamen Radlobby Österreich (RLÖ) formiert (siehe nebenstehendes Porträt des Tages).

Konflikt Radfahrer–Fußgänger

Durch die steigende Zahl von Radfahrern gibt es auch im Winter Konfliktpotenzial – aus einem skurrilen Grund: Oft sind die Radwege besser geräumt als die Gehsteige – was jetzt auch für eine politische Diskussion gesorgt hat. Als Folge des Räumungszustandes weichen Fußgänger auf den Radweg aus, wo sie auf die Radfahrer treffen.

Säumige Hausbesitzer

Der Grund: Die Räumung des Gehsteiges liegt in der Verantwortung des jeweiligen Hausbesitzers. Und hier sind viele oft säumig. Wobei Blum nicht glaubt, dass es zu Konflikten auf den geräumten Radwegen kommt: „Erstens sind im Winter weniger Radfahrer unterwegs, zweitens fahren die langsamer.“ Es sei daher kein Problem für ein Miteinander, wenn Fußgänger im Fall eines ungeräumten Gehsteigs einen geräumten Radweg benutzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2013)

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