Wien: Neue Denkmäler für NS-Opfer in Planung

(c) Architekturbüro Naumann / www.fnp-architekten.de
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Ein Denkmal, das an die Deportierten vom Aspangbahnhof erinnern soll, wurde von einer Bürgerinitiative vorerst gestoppt. Mahnmal für Wehrmachtsdeserteure auf dem Ballhausplatz.

Wien. Auch wenn in den vergangenen Jahren gewaltige Schritte nach vorne unternommen worden seien – „das eine oder andere Denkmal würden wir noch brauchen“. Für Brigitte Bailer-Galanda, wissenschaftliche Leiterin im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), führt das Aufstellen von Denk- und Mahnmälern zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit in Wien – vor allem im europäischen Vergleich – ein „Schattendasein“. So gebe es in Frankreich eine „Straße des 8.Mai“, hierzulande aber würde dieser Tag, das Ende des Zweiten Weltkrieges, bisweilen nicht als Tag der Befreiung wahrgenommen. „Da gibt es noch einiges an Bewusstseinsarbeit zu tun.“

Unter anderem eben mit Denkmälern. Derzeit befinden sich in Wien drei (konkrete) Vorhaben in der Planungsphase. Wobei sich die Umsetzung des Denkmals für die rund 46.000 Opfer, die vom Aspangbahnhof in Wien Landstraße deportiert wurden, verzögert hat. Ursprünglich sollte der dreieinhalb Meter tiefe Graben – der Entwurf stammt vom deutschen Architekturbüro Naumann – in der Mitte des neuen Parks bei den ebenfalls neuen Passivhäusern in den Aspanggründen entstehen. Eine Bürgerinitiative verhinderte allerdings den Standort, da die Anrainer befürchteten, die Kinder könnten in den Graben fallen, sagt Gerhard Berger, Projektkoordinator des Stadtentwicklungsgebiets Aspanggründe. Der neue Standort befindet sich am Rand des Parks, parallel zur Aspangstraße. Ursprünglich sollte das mit 400.000 Euro budgetierte Denkmal heuer im Juni fertiggestellt werden, nun beginnen die Bauarbeiten erst im Juni.

Ausschreibung für Deserteursdenkmal

In der Innenstadt, auf dem Ballhausplatz, wird das neue Deserteursdenkmal entstehen – in Erinnerung an jene, die den Dienst in der Wehrmacht verweigert haben. Das gab die Stadt Wien vergangenen Oktober bekannt (zur Debatte stand auch der Heldenplatz). Nachdem der Ort fixiert worden war, übergab die Stadt die Planung und Umsetzung an die (städtische) Einrichtung „Kunst im öffentlichen Raum“ (KÖR). Derzeit arbeitet man dort an der Ausschreibung für die Künstler sowie die Auswahl der Jurymitglieder. Ende Februar soll die Ausschreibung fertig sein, im Sommer dann die Projektentscheidung erfolgen. Die Umsetzung des Deserteursdenkmals wurde mit insgesamt 220.000 Euro budgetiert.

Ein weiteres Denkmal für die Opfer der NS-Herrschaft war und ist auf dem Schwedenplatz bzw. Morzinplatz geplant. Hier sollte bereits vor acht Jahren ein Denkmal für die homosexuellen Opfer des nationalsozialistischen Regimes entstehen; das Projekt des Künstlers Hans Kuppelwieser scheiterte allerdings an den Materialien: Die rosa Farbe, die in ein flaches Becken eingelassen werden sollte, wurde als gesundheitlich bedenklich eingestuft. Die Nachfrage nach einem Denkmal ist offenbar aber trotzdem vorhanden. Als im vergangenen Jahr im Rahmen einer Online-Bürgerbefragung die Umgestaltung von Schweden- und Morzinplatz zur Debatte stand, wurde ein neues Denkmal oft angesprochen. Aus der Stadt Wien heißt es dazu, dass die Denkmalpläne in das Leitbild zur Umgestaltung – es wird derzeit erstellt – eingearbeitet werden. Konkrete Pläne werden erst nach der Fertigstellung des Leitbildes bekannt gegeben.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

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