"Danube Flats": "Hochhauswahn" vs. "Luxusproblem"

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Die Fronten im Konflikt um das Projekt "Danube Flats" sind verhärtet: Anrainer beschuldigen die Bauträger der Vetternwirtschaft. Verkauf und Vorarbeiten sollen schon laufen. Bauträger Soravia weist das zurück.

Wien/Cim. Die Bürgerinitiative und die Bauträger in Kaisermühlen trennen Welten. Und verschiedene Welten sind es auch, in denen der Turm „Danube Flats“ stehen muss, über den die beiden streiten. Das zeigen schon die unterschiedlichen Visualisierungen, mit denen gearbeitet wird. Die Bürgerinitiative zeigt den geplanten Turm Montagabend als schwarzen, monströsen Bunker. Die Bauträger, Soravia und S+B Gruppe, präsentieren einen Tag später einen schneeweiß-grünen, freundlichen Turm, dessen Terrassen vor Grünzeug überquellen.

So verschieden die Bilder, so verhärtet sind die Fronten im Konflikt um das Projekt, das bis 2016 an der Stelle des alten Cineplexx-Baus an der Reichsbrücke entstehen soll. Bei den Anrainern kochen die Emotionen hoch – vor allem bei jenen des Harry-Seidler-Turms, der unmittelbar hinter dem geplanten Bauplatz steht. Da beflegelten sich noble ältere Damen, gepflegte Herren zerrten sich im Streit um Redezeit am Sakko, als sich Anrainer mit Bezirks- und Stadtpolitikern im Seidler-Turm zur Debatte trafen. SP-Bezirkschef Norbert Scheed, ein Befürworter des Turms, war übrigens nicht gekommen, auch kein anderer Vertreter seiner Partei.

Nicht nur das schaukelt Emotionen auf. Vetternwirtschaft wirft man den Bauträgern vor, schließlich ging das Team „project A01 architects“ unter der Leitung von Andreas Schmitzer und Maria Planegger-Soravia als Sieger aus dem Architektenwettbewerb hervor – Letztere die Schwester Erwin Soravias.

Tags darauf, die Bauträger sehen alles anders. Nepotismus? Reinhard Schertler, Ko-Bauherr und Vorstand der S+B-Gruppe, betont, es seien ja nicht alle Bauherren mit Architektin Soravia verwandt. Verwandtschaft sei bei so einem Millionenprojekt „kein Thema“, sagt auch Erwin Soravia. Bei der Bürgerversammlung wurde auch der Vorwurf laut, derzeit sei bereits ein Verkauf der Wohnungen in Gang, ebenso wie Vorarbeiten an Fundament und Infrastruktur. Dabei beginnt das Umwidmungsverfahren zu Bauklasse VI, die einen Turm zulassen würde, erst. Soravia wies das entschieden zurück. Ebenso die Anschuldigung, der Architektenwettbewerb sei nicht regelkonform abgelaufen. Diesen ohne Beteiligung der Kammer abzuhalten, sei freie Entscheidung des Bauträgers.

Öl ins Feuer

Trotz aller Widersprüche: Die Bauherren verstehen Angst und Unmut der Anrainer. Soravia finde es aber „lustig, dass die im Hochhaus gegen ein Hochhaus sind“. Er will das Areal, das „angsteinflößend, grindig“ auf ihn wirke, zu einem durchgängigen Standort machen und mit „ordentlicher Infrastruktur“ versorgen. Die Bewohner des Seidler-Turms würden auch nachher noch ihre „unglaubliche Sicht“ genießen können, sagt Schertler und spricht von „Luxusproblemen“. Aber, man wolle die Anrainer trotzdem wieder zum Dialog einladen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)

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