Wiener Stadtfest: Zirkus, Poetry-Slam und Dirndl-BHs

Alf Krauliz
Alf KraulizDie Presse
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Zum Jubiläum holt die ÖVP den „bunten Vogel“ zurück: Alf Krauliz über ein Fest ohne Stars, dafür mit Zirkus, Flashmob und umstrittenem Plakat.

Vor einem Jahr war Alf Krauliz Zaungast. Saß am Tag des Festes, das er einst gegründet hatte, bei trübem Wetter im Griensteidl, und nannte das Konzept Stadtfest (eine Pop- und eine Jazz-Bühne, eine Kinderecke und Gastronomie) „so was von antiquiert“. Das kleine Fest, damals mit Reinhard Fendrich als Headliner, „ein Spiegelbild dessen, was an parteipolitischer Vision nicht da ist“.

Ein Jahr später ist alles anders. Alf Krauliz sitzt dieser Tage wieder regelmäßig im Griendsteidl. Nicht als Zaungast, heute hat er dort seine temporäre Kommandozentrale aufgeschlagen. Der Künstler, der als einer der „bunten Vögel“ Erhard Buseks mit diesem 1978 das Wiener Stadtfest initiiert und anschließend 18-mal veranstaltet hat, wurde zum 30-Jahr-Jubiläum (zwischendurch ist es ein paar Mal ausgefallen) von der Wiener ÖVP zurückgeholt. Schließlich ist das Fest zuletzt geschrumpft, im Vorjahr auf nur einen Tag, hatte die Stadt doch die Subventionen auf 350.000 Euro halbiert. Geld ist auch heuer nicht viel mehr da – Krauliz spricht von 470.000 Euro, die ihm netto an Subventionen und Sponsorengeldern zur Verfügung stünden – aber das Fest soll wieder etwas Besonderes werden.

„Das Stadtfest“, sagt Krauliz, „ist heuer ein Kulturfestival.“ Ein Stadtfest-i-val, wie er das, genau genommen, schreibt. Und es soll ein wenig an die großen Spektakel der 1980er-Jahre, als die halbe Stadt zum Zirkus wurde, erinnern. Auch wenn sich das Fest diesen Freitag und Samstag auf Heldenplatz und Inneren Burghof beschränkt.

Seine Leitmotive, sagt Krauliz, das seien „Stadt in Bewegung“ und „Zentrum und Peripherie“. Um diese Themen soll es auch in den kommenden vier Jahren gehen, in denen er das Fest verantworten wird. Das Programm spannt sich heuer von Musik (Hallucination Company, Birgit Denk oder Harri Stojka) über Kabarett bis zu Poetry-Slam, einem „Boulevard der erfüllten und unerfüllten Träume“ mit Straßenkünstlern, Handwerk und Gastronomie bis zu Zirkus oder Stationentheater für Kinder. Am dritten Tag, dem Sonntag, wandert das Stadtfest in die Peripherie – am Kahlenberg findet ein „Flashmob“ statt – eine Wanderung, begleitet von künstlerischen Aktionen.

Große Headliner, die gibt es heuer nicht. Nicht nur aus Kostengründen. „Wir sind nicht dazu da, Popkonzerte zu machen. Das hat auch das frühere Stadtfest nie gemacht“, so Krauliz. Und immerhin seien „die Mikrogeschichten wahnsinnig wichtig“. Der Varieté-Charakter, das typisch Wienerische, das zur Verfügungstellen einer „Open Stage“, auf der jeder, der sich anmeldet, auftreten kann. Oder einer „Interventionsfläche“, auf der jeder, in alter Speakers-Corner-Tradition, seine Anliegen vortragen kann.


Die Wiener VP – deren Mitglied Krauliz übrigens nie war, „ich war ja eher sehr links!“, sagt er auf die Frage und lacht – habe die Not zur Tugend gemacht. Krauliz spricht aber auch von der Aufgabe, die Szene am Leben zu halten, statt etablierte Künstler zu engagieren. „Ein fröhliches Spiel, aber mit Anspruch ans Hirn“, sagt er. Nur auf den Plakaten für das Fest, da ist dieser Anspruch nicht angekommen. Da wirbt die Partei mit einem Pärchen – er im Sakko, sie im Dirndl-BH – und hat für einen (kleinen) Sexismuseklat gesorgt. Ein Vorwurf, den Krauliz nicht versteht. Und es habe darüber auch kaum eine Diskussion gegeben. Vielleicht braucht das Fest – so antiquiert er es vor einem Jahr nannte – doch länger, um tatsächlich in der Gegenwart anzukommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2013)

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