Vassilakou beharrt: Farbige Radwege retten Leben

Gefahrenstellen sollen laut Vassilakou rot markiert bleiben.
Gefahrenstellen sollen laut Vassilakou rot markiert bleiben.(c) Die Presse (Fabry)
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90 Meter der Wiener Radwege werden testweise bepinselt. Über die Farbe könne man noch reden, so die Verkehrsstadträtin. Der ARBÖ ist dagegen.

Trotz heftiger Diskussion - auch innerhalb der rot-grünen Koalition - hat Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Mittwoch bekräftigt, künftig alle Radwege der Bundeshauptstadt einfärben zu wollen. Das wäre im Sinne der Verkehrssicherheit "Gold wert" und "kann Leben retten", betonte die Ressortchefin. Die Maßnahme wird bekanntlich erst einmal via Pilotversuch getestet - und zwar an drei Standorten. Ergebnisse sollen bereits im Juni vorliegen, hieß es.

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Farblich markierte Radwege würden die Sichtbarkeit markant erhöhen und so Konflikte zwischen Fußgängern und Bikern, aber auch das Gefahrenpotenzial bei abbiegenden Autos, die Radwege queren müssen, vermindern, zeigte sich Vassilakou überzeugt. Die Radler hätten zudem ein besseres Orientierungssystem. Die bereits jetzt in Rot gehaltenen Konfliktstellen würden im Übrigen so bleiben.

Drei Testabschnitte

Die Farbe für die vorerst drei Teststrecken wird demnächst aufgebracht, ein konkretes Datum gibt es noch nicht. Ein 40 Meter langes Stück am Burgring beim Eingang in den Volksgarten bzw. dem U3-Aufgang sowie zwei Abschnitte - 20 und 30 Meter lang - am Gürtel bei der Ein- bzw. Ausfahrt vor der Westbahnhof-Halle werden bepinselt. Bis Juni soll sich dann zeigen, was die Maßnahme bringt. Danach wird die weitere Vorgangsweise festgelegt.

"Wenn es sich bewährt - wovon ich ausgehe -, dann möchte ich, dass das sukzessive auf das gesamte Radwegenetz ausgeweitet wird", so Vassilakou. Das sei freilich nicht "in einer Nacht" möglich, aber innerhalb weniger Jahre. Beginnen würde man freilich mit zentral gelegenen und viel befahrenen Abschnitten. Gefärbte Radwege gibt es laut Stadträtin übrigens schon in London oder München.

Stattdessen 80 Kilometer Radweg möglich

Die Opposition erneuerte ihre Kritik an den Plänen. FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik will die "dümmliche Aktion" gestoppt wissen und rechnete am Mittwoch vor, dass mit den veranschlagten zehn Millionen Euro 80 Kilometer neue Radwege gebaut werden könnten. "Wir sind gespannt, ob sich die SPÖ diesmal auf die Seite der Steuerzahler stellt oder sich von den Grünen weiter am Nasenring über die Radwege schleifen lässt", ärgerte er sich in einer Aussendung.

"Grün ist die Signalfarbe für verkehrspolitischen Wahnsinn", schlug ÖVP-Pendant Roman Stiftner in eine ähnliche Kerbe. Es zeuge von Realitätsferne, wenn Vassilakou die Einfärbung der Radwege "als Allheilmittel im Sinne der Verkehrspolitik" darstelle. Er forderte ein Konzept für sichereres Radfahren in der Bundeshauptstadt.

Bezirke budgetär nicht belasten

Nicht nur die Opposition hatte gegen die am gestrigen Dienstag publik gewordenen und mit zehn Mio. Euro bezifferten Pläne der Ressortchefin gewettert, auch der Koalitionspartner SPÖ zeigte sich skeptisch. Hier müsse sie noch entsprechende Überzeugungsarbeit leisten, räumte die Ressortchefin heute ein. Die Bezirke würden jedenfalls budgetär nicht zusätzlich belastet, versprach sie.

Was den Farbton betrifft, muss es für die Grün-Politikerin offenbar nicht um jeden Preis Grün sein: "Wenn das die einzige Sache ist, auf die wir uns nicht einigen können, lasse ich gerne mit mir reden."

"Sicherheitspolitischer Nonsens"

"Klar gegen eine vollständige Einfärbung von Radwegen" sprach sich indes der ARBÖ aus. Dies sei "pure Geldverschwendung" und "sicherheitstechnischer Nonsens", argumentierte Lisa Miletich, beim ARBÖ für den Radverkehr zuständig, in einer Aussendung. Punktuelle Einfärbungen etwa von kritischen Zonen seien wesentlich sinnvoller als eine "flächendeckende Reizüberflutung".

Alec Hager von der Radlobby Wien sieht das anders. "Wir begrüßen das sehr - in jeder Form und in jeder Farbe", ließ er wissen. Denn die Maßnahme bedeute einen Sicherheitszuwachs für alle. Nach dem Testverlauf müsse man mit der sofortigen Umsetzung beginnen, so sein Appell an die Politik.

(APA)

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