Eislaufverein: "Ich baue sicher keinen Kompromiss"

Heumarkt baue sicher keinen
Heumarkt baue sicher keinen(c) Die Presse
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Investor Michael Tojner bleibt trotz Architektenkritik bei seinen Plänen für das Eislaufverein-Areal: Der umstrittene Turm sei zur Finanzierung notwendig, die 73 Meter Höhe seien aber nicht in Stein gemeißelt.

Die Presse: Angesichts der Kritik von Denkmalschützern und Architekten: Wie sehr bereuen Sie es, dass Sie sich ausgerechnet das sensible Heumarktareal ausgesucht haben?

Michael Tojner: Gar nicht. Uns war von Beginn an klar, dass das ein schwieriges Projekt wird. Es gibt viele verschiedene Interessen an diesem Standort, das Hotel Intercont, der Eislaufverein, das Konzerthaus, die Stadt. Das ist ja der Reiz der Aufgabe: Hier etwas Einzigartiges zu schaffen. Für mich gehört der Eislaufverein genauso zum Erbe der Stadt wie die Staatsoper. Das ist ein Areal mit unheimlicher Historie. In den 1990ern hat es wenig große Würfe in Wien gegeben. Jetzt in letzter Zeit tut sich etwas, da wollen wir anschließen und internationale Architektur herbringen.

Stimmt es Sie nicht nachdenklich, dass sich ein bedeutender Teil der heimischen Architektenszene gegen Ihre Pläne, insbesondere den 73-Meter-Turm, ausgesprochen hat?

Das muss man relativieren. Bei der Stadt und im Bezirk hat es bisher keine zehn Beschwerden über das Projekt gegeben. Die Leute sind froh, dass hier endlich etwas passiert. Es war aber klar, dass es auch Kritiker geben wird, wir haben uns schon mit ihnen getroffen. Das kooperative städtebauliche Verfahren, das wir im Vorjahr durchgeführt haben, wurde zu wenig verstanden. Das ist unser Hauptproblem. Wir haben namhafte Experten eingebunden, den dritten Bezirk, die Stadt. 50 bis 60 raumplanerische Modelle wurden entwickelt und zum Teil wieder verworfen.

Architekten kritisieren, sie hätten monatelang an Modellen gearbeitet, finden ihre Ideen aber in den von Ihnen präsentierten Visualisierungen nicht ansatzweise wieder. Warum geben Sie 500.000 € aus, um dann keines der Modelle zu übernehmen?

Es wurde eines der Modelle, das den Neubau des Hotels vorsieht, sehr wohl 1:1 übernommen. Das zweite Modell wurde auf Basis der verbalen Empfehlungen der Experten gemacht. Im Sinne des kooperativen Verfahrens war es von Anfang an geplant, die besten Ansätze aus den Workshops zu nehmen und daraus Empfehlungen für den Architekturwettbewerb zu formulieren. Diese Empfehlungen haben wir zum besseren Verständnis für Laien versucht, mit den Visualisierungen darzustellen. Diese wurden als fixe Modelle missverstanden.

Eine der am häufigsten gestellten Fragen der Bürger bei der Präsentation war: Warum ein Turm?

Wir wollen keine komplette Verbauung wie beim Bahnhof Wien Mitte, sondern nur 30% des 15.000-Quadratmeter-Areals verbauen. Städtebauexperten haben uns empfohlen, in die Höhe zu bauen. Dadurch wird es mehr öffentlich nutzbare Freiflächen geben. Das Ergebnis in Wien Mitte ist funktionell in Ordnung, architektonisch gäbe es aber sicher bessere Lösungen. Für das Heumarktareal darf es am Ende keinen faulen Kompromiss geben. Ich baue sicher keinen architektonischen Kompromiss.

Also kein zweites Wien Mitte, wo die Hochhauspläne letztlich verworfen werden mussten. Wie wollen Sie verhindern, dass das mit Ihrem Turm nicht auch passiert?

Wir sanieren das Gelände des Eislaufvereins ohne öffentliche Mittel, schaffen eine Durchwegung vom dritten in den ersten Bezirk. Wir schaffen einen neuen, urbanen Platz, auf dem das Konzerthaus Freiluftkonzerte geben wird. Da hat die Öffentlichkeit etwas davon, daher sagt die Stadt: Wir lassen dort dafür ein Hochhaus zu.

Dass im Turm Luxuswohnungen entstehen, wird ebenfalls kritisiert.

Luxuswohnungen freuen die meisten Menschen nicht so. Wir investieren 20 Millionen in den Eislaufplatz und die Neugestaltung der Lothringerstraße. Das muss auch finanziert werden, das soll mit dem Wohnturm gelingen. Der Turm soll aber auch öffentlich nutzbar sein. In welcher Form, überlegen wir gerade. Es ist jedenfalls gescheiter, der Herr Mateschitz kauft sich die beste Wohnung in diesem Turm und finanziert damit die Eishockeyhalle des Eislaufvereins, als wir bauen nicht um und die Stadt hat die Halle dann nicht.

Die Errichtung des Wohnturms ist für Sie also in Stein gemeißelt.

Lassen wir doch einmal den Architekturwettbewerb im Herbst zu. Mehr als 15 Architektenteams werden Entwürfe liefern. Vielleicht kommen wir dann drauf: Ein Turm ist doch der falsche Weg. Oder der Turm hat nur 50 Meter, oder 80. Es gibt Architekten, die für einen eher hohen, schmalen Turm sind als für einen niedrigeren, breiten Klotz. Aber die 73 Meter sind nicht in Stein gemeißelt, sie würden sich aber in Anlehnung an den Ringturm gut einfügen: Der ist genauso hoch und hat eine relativ schmale Grundfläche.

Was wünschen Sie sich für das Hotel Intercont: Abriss oder Beibehaltung?

Es gibt gute Argumente dafür, das alte Hotel als Zeitzeuge beizubehalten. Es war in den 1960ern das erste internationale Hotel in der Stadt. Aber natürlich limitiert das alte Hotel das gesamte Restprojekt. Deswegen werden beim Architekturwettbewerb auch beide Varianten – Neubau und Beibehaltung – ausgeschrieben. Natürlich würde sich ein Neubau des Hotels auf die Höhenentwicklung auswirken. Derzeit sind die Stockwerke nur 2,5 Meter hoch. Bei einem Neubau würden wir da großzügiger bauen.

Der Turm und das mögliche neue Hotel würden jedenfalls den berühmten Canalettoblick vom Belvedere auf die Innenstadt stören.

Es gibt sowieso schon einige hohe Gebäude auf dieser Sichtachse. Das jetzige Intercont mit seinen 50Metern Höhe, dahinter ragt das neue Raiffeisengebäude am Donaukanal hervor, der Justizturm hat 84 Meter, das Hilton 66. Die Höhenentwicklung rund um die Innenstadt ist also schon da, sie ist auch ein Zeichen einer neuen Epoche. Ich glaube, ein Limit von 80Metern Höhe ist vertretbar, dafür hat man eine schöne, ansprechende Silhouette.

Die Denkmalschützer, die schon einige Hochhausprojekte zu Fall gebracht haben, werden das anders sehen.

Wir streben keinen Konflikt an. Es kann aber nicht sein, dass Unesco und Icomos (Internationaler Rat für Denkmalpflege, Anm.) sagen: Das geht nicht. Stillstand ist nämlich auch nicht gut. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Ringbauten damals extrem umstritten waren. Heute werden sie von der Unesco geschützt. Ich hoffe, dass das in 100 Jahren auch mit dem Heumarktareal so sein wird.

Auf einen Blick

Michael Tojner (47) ist Vorstand der Wertinvest, die 200 bis 300 Mio. Euro in die Neugestaltung des Heumarkts rund um den Wiener Eislaufverein investiert. Architekten kritisieren die Pläne, besonders den geplanten Turm mit Luxuswohnungen. Der Architekturwettbewerb soll im Herbst ausgeschrieben werden. www.dasbesondereprojekt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)

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