Wiener Linien: Das Ende der Kurzstrecke

Ende Wiener Kurzstrecke
Ende Wiener Kurzstrecke(c) FABRY Clemens
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Die neuen Tarife der Wiener Linien sind seit Montag gültig. Still und leise wurde dabei auch ein Fahrschein abgeschafft: die Kurzstrecke. Wer wird sie vermissen?

[Wien] In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es passiert. Ein letztes Mal war die Ansage: „Lange Gasse, Kurzstreckengrenze“ in der 5er-Straßenbahn der Wiener Linien zu hören. Eine Erinnerung an eine längst vergessene Zeit. Seither ist es still. Damit endet auch die Geschichte eines Kuriosums, das eigentlich nur mehr Menschen, die vor mehr als 30 Jahren die öffentlichen Verkehrsmittel benutzten, in seiner vollen Komplexität verstanden haben. Die Wiener Kurzstrecke, das war bis vor ihrer Abschaffung mit Montag eine kurze Fahrt mit U-Bahn, Bim oder Bus.

In der U-Bahn hat sie für zwei Stationen gegolten (Einstiegsstation nicht mitgerechnet), in Tram und Bus waren es eine bis auch schon mal sieben Stationen (Spitalgasse bis Lerchenfelder Straße zum Beispiel). Doch darin lag auch das Problem: Die Strecken waren genau vorgegeben, etwa vom Westbahnhof bis zum Margaretengürtel mit der Linie 6. Wer genau hinsieht, kann noch immer die Kurzstrecke auf jedem Fahrplantaferl an der Bus- und Bimhaltestelle ablesen. Im linken Eck steht, bis zu welcher Haltestelle der Fahrschein (ausgehend von der Haltestelle, an der man sich befindet) gültig ist.

Das wissen freilich die wenigsten. Und die Wiener Linien haben wenig dazu beigetragen, diese Information auf den ersten Blick zu erklären. Dabei konnte die Kurzstrecke mitunter schon eine Kostenersparnis bedeuten. Ihr Preis belief sich zuletzt auf eine Halbpreiskarte, also einen Euro. Nur genutzt hat sie niemand.

Kein alltagstaugliches System

Wohl auch, weil das starre Kurzstreckennetz nie zu einem alltagstauglichen System umgebaut wurde. Anders ist das in Linz, wo ein Kurzstreckenfahrschein in der Bim immer für vier Folgestationen gültig ist, ab dem Einstieg. Wenn man sich in Wien aber über die vordefinierte „Kurzstreckengrenze“ hinausbewegte – hat das schon als Schwarzfahren gegolten. Da war es auch egal, wenn man tatsächlich nur eine kurze Strecke, also etwa zwei Stationen, mit der Bim zurückgelegt hat. „Die Wiener haben ihr Fahrverhalten geändert. Sie legen längere Strecken zurück“, erklärt Anna Maria Reich von den Wiener Linien, warum das System nie reformiert wurde. Zuletzt wurde nur mehr jede 3000ste Fahrt mit dem Kurzfahrtticket zurückgelegt. Nun wurde es ganz abgeschafft.

Immerhin erst nach fast 60 Jahren. Denn die Kurzstrecke wurde in den 1950ern eingeführt. Damals war das öffentliche Verkehrsnetz noch in Zonen eingeteilt. Die Einteilung in Kurzstrecken basierte auf einer „Analyse“ des damaligen Fahrverhaltens der Wiener. „Die Strecken, die besonders häufig benutzt wurden, wurden zu Kurzstrecken“, sagt Reich. Heutzutage hätte das System aber nur mehr für Verwirrung gesorgt. Über die Abschaffung sei schon länger diskutiert worden. Nun ist es passiert.

Will man jetzt also zwei Stationen mit der U-Bahn fahren, dann muss man den vollen Preis zahlen. Der beläuft sich mit der seit Montag gültigen Tarifänderung auf 2,10 Euro. Der Preis ist damit um zehn Cent angehoben worden. Teurer wurden auch die Wochen- und Monatskarten. Erstere kostet jetzt 15,80 Euro statt 15 Euro und letztere 47 Euro statt 45 Euro. Die Acht-Tage-Klimakarte kommt auf 35,80 statt 33,80 Euro .

Jahreskarte bleibt gleich

Gleich geblieben sind hingegen die Preise für Vielfahrer. Die Jahreskarte, das Studententicket, die Jahreskarte für Senioren und das „Top-Jugendticket“ kosten genauso viel wie vorher. Begründet wurde die Preiserhöhung mit gestiegenen Personal- und Energiekosten sowie dem Ausbau des Verkehrnetzes. Wer ohne Fahrschein erwischt wird, muss dafür noch mehr zahlen als davor. Schwarzfahren kostet nun 103 Euro statt 100.
Wer übrigens ab dem 1. Juli noch „alte“ Einzelfahrscheine besitzt, der kann sie noch in Ruhe nützen. Sie sind noch bis Jahresende gültig. Nur eben nicht mehr für Kurzstrecken.

Die neuen Tarife im Überblick:

Ticket Preis ab 1.7.2013 alter Preis
Einzelfahrschein 2,10 € 2 €
Wochenkarte 15,80 € 15 €
Monatskarte 47 € 45 €
Acht-Tage-Klimakarte 35,80 € 33,80 €
Schwarzfahren 103 € 100 €

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2013)

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