Wien Landstraße: Sofiensäle eröffnen im November

Wien Landstrasse Sofiensaele eroeffnen
Wien Landstrasse Sofiensaele eroeffnen(c) Photographer: Philipp Splechtna
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Mitte September werden die ersten der 68 Wohnungen bezogen, im November eröffnen der Festsaal und das Lokal, im März folgen Hotel und Fitnessstudio.

Wien. Man muss schon genau wissen, was und wie die Sofiensäle einmal waren, um den einstigen Charme zu erahnen. Der historische Teil der Fassade ist noch drei Wochen lang von einem Baugerüst verstellt, von der Marxerstraße aus ist lediglich die moderne Keramikfassade sichtbar. Auch innen sind derzeit nur neue Wohnungen zu besichtigen, im Gegensatz zum viel zitierten originalgetreuen Festsaal. Dennoch hat der Bauträger, die Soravia-Tochter Ifa AG am Montag zur Baustellenbesichtigung geladen.

Mitte November (am 13. oder 14.) sollen nämlich der neue Festsaal und das Restaurant eröffnet werden. Im Frühling 2014 folgen dann das Hotel (Ruby) und das Fitnessstudio (John Harris). Die ersten der 68 Wohnungen (50 geförderte, 18 frei finanzierte) werden bereits am 16. September bezogen.

Nach Wien Mitte der zweite Schandfleck

Gebaut wird in der Marxerstraße seit November 2011. Zuvor ist das historische Gebäude, das 2001 bei einem Brand zerstört wurde, stillgelegen. Zumindest in Relation zur Geschichte des Gebäudes, die bis auf das Jahr 1838 zurückgeht, ist das keine lange Zeit. Damals wurde das Gebäude als russisches Dampfbad eröffnet, kurz darauf zu einer Badeanstalt umgebaut, die im Winter (dank Beckenabdeckung) zu einem Ballsaal umfunktioniert wurde. „Die Sofiensäle waren 150 Jahre lang ein wichtiges kulturelles Zentrum in der Hoch- und Populärkultur – von Johann Strauß bis Falco“, so Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt.

Jetzt will man an diese Geschichte anschließen. Wobei man sich bewusst von der Party- und Clubbingnutzung in den 1990er-Jahren abgrenzen will. „Die Sofiensäle waren nach Wien Mitte der zweite Schandfleck. Wir wollen hier nichts mehr, bei dem die Polizei kommen muss“, sagt Bezirksvorsteher Erich Hohenberger. Stattdessen sollen im Festsaal Ausstellungen, (akustische) Konzerte oder Firmenfeiern veranstaltet werden, das Kulturkonzept wird Mitte Oktober präsentiert. Von den geplanten Künstlerateliers mit Blick auf den Festsaal hat man sich im Zuge des Umbaus aber verabschiedet. „Die haben mit der Deckung des Saals an Attraktivität verloren“, so Erwin Soravia, Vorstand der Ifa AG.

Paprikahendl und Fitnessstudio

50 Millionen Euro kostet der Umbau in Summe. Zwei Millionen Euro davon kommen von der Stadt Wien – als Kulturförderung. Originalgetreu wurden beim Umbau nur die denkmalgeschützten Teile (der Festsaal, Teile der Fassade, das Foyer und der Stiegenaufgang) renoviert. Sonst setzt man eher auf modern und praktisch. Im Erdgeschoß, wo sich einst das Becken befand, wird ab März 2014 die Fitnesskette John Harris einziehen. Die alten Mauern aus roten Ziegeln wurden dabei einfach einbetoniert.

Auch im angrenzenden Restaurant setzt man wenig auf historischen Charme. Die Agentur Fusion Events, die auch die Babenberger Passage betreibt, wird ab November „The Room“ eröffnen – eine Mischung aus Café, Restaurant und Bar. Lukas Grünbichler von Fusion Events umschreibt das Konzept als „österreichische Küche mit internationalen Einflüssen, zum Beispiel Paprikahendl und Wok-Gerichte“. Die Entwürfe des Restaurants erinnern eher an ein kühles Hotelrestaurant. Das Hotel der deutschen Kette Ruby Hotels wird aber mit knapp 80 Zimmern im vierten Stock einziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2013)

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