Mariahilfer Straße: Angst der Neubauer vor dem 13A

Die einen wollen ihn, die anderen fürchten ihn: Um die neue Linienführung des 13A wird heftig gestritten.
Die einen wollen ihn, die anderen fürchten ihn: Um die neue Linienführung des 13A wird heftig gestritten.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Weil der 13A nicht mehr durch die Fußgängerzone fahren soll, werden neue Strecken gesucht. Vor allem die Geschäftsleute der Neubaugasse fürchten, dass sie darunter leiden.

Wien. Es ist Unruhe eingekehrt in der Neubaugasse. Schuld daran ist die neue Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße – genau genommen sind es die Busfahrer der Wiener Linien, die in ebendieser Fußgängerzone nicht mehr fahren wollen, weil sie sich auf rund 210 Metern die Fahrbahn mit Radfahrern und Fußgängern teilen müssen.
Und deswegen suchen die Wiener Linien derzeit nach einer neuen Streckenführung, die nicht durch die Mariahilfer Straße führt. Genau daher rührt die Unruhe in der Neubaugasse – denn eine besonders naheliegende Variante sieht vor, dass der Bus künftig in beide Richtungen durch diese führen soll.

Keine gute Idee, meinen die Geschäftsleute. Denn vor gerade einmal 20 Jahren wurde die Straße verkehrsberuhigt – der 13A fährt seither nur noch in eine Richtung durch. Und die Einkaufsstraße, da sind sich alle einig, funktioniert mit ihren kleinen Läden und Lokalen gut. „Wenn der 13A in beide Richtungen fährt, haben wir keine Schanigärten mehr, und dann können wir zusperren“, sagt etwa Claudia Miehl. Die Geschäftsführerin des Stehcafés und Teekontors lebt von den Besuchern in ihrem Schanigarten, der in der unteren Neubaugasse immerhin von März bis November offen halten darf.

„Zu schmal für zwei Spuren“

Doch der wäre, fürchtet sie, mit der neuen Linienführung passé. Weil die Straße so eng ist – derzeit bietet die untere Neubaugasse gerade so viel Platz, dass Autos und der 13A in eine Richtung fahren können. Neben der Fahrspur finden sich Parkplätze oder Schanigärten, dahinter ist Raum für Fußgänger. „Wir haben nichts gegen den 13A, er ist ein wichtiger Frequenzbringer“, sagt auch Karl Hintermayer, Obmann der IG Kaufleute am Neubau und selbst Besitzer dreier Buchläden in der Neubaugasse, „aber für beide Spuren ist die Straße zu schmal.“

Hintermayer ist es auch, der eine Protestaktion organisiert hat, um eine Variante mit Bussen in beide Richtungen zu verhindern. „Nein zum 13A“ steht auf Schildern, die derzeit fast überall in der Straße zu sehen sind. Und beim noch heute stattfindenden Herbstflohmarkt sind weitere Aktionen geplant. Die Unternehmer selbst haben Unterschriftenlisten aufliegen – bisher, heißt es, hätten schon rund 3000 Wiener das Anliegen der Kaufleute unterstützt.

Was für die Geschäftsleute in der Neubaugasse unvorstellbar ist, ist allerdings die präferierte Variante der Wiener Linien. Denn baulich, so sagt Dominik Gries, Sprecher der Wiener Linien, sei diese Linienführung mit kleineren Anpassungen ohne Probleme möglich. Und die effizienteste Lösung sei es sowieso. Immerhin, derzeit werden auch noch einige andere Varianten geprüft (siehe Grafik).

Da wäre etwa eine Linienführung durch die Amerlingstraße wie bisher, dann, vor der Mariahilfer Straße, scharf rechts in die Schadekgasse, wieder scharf abbiegen – diesmal nach links – in die Nelkengasse und dann durch die Zollergasse in Richtung Josefstadt. Aber ob sich die scharfen Kurven für die Busse ausgehen, das müsse man erst noch prüfen. Auch, so Gries, wären dann neue Regelungen für die Autos in diesen Gassen nötig. Weiter westlich würde eine andere Variante verlaufen. Diese sieht eine Strecke von der Hofmühlgasse durch die Otto-Bauer-Gasse und durch die Zieglergasse vor. Allerdings müsste der Bus bei dieser Streckenführung wieder ein Stück auf der Mariahilfer Straße fahren – wenn auch nicht durch die Fußgänger-, sondern nur durch die Begegnungszone.

Bis zu 20 Parkplätze weniger

Für Harald Frey, Verkehrsplaner an der TU Wien, ist diese Variante allerdings keine sinnvolle Alternative. Er hält die Neubaugassen-Lösung für die sinnvollste. Im unteren, verkehrsberuhigten Bereich müsste man dazu die Fahrbahn um einen Meter verbreitern und etwas vom Gehsteig opfern, im oberen Bereich der Neubaugasse müsste eine Parkspur geopfert werden. In Summe seien das zehn bis 20 Parkplätze, so Frey. Abgesehen davon würde sich für den Autoverkehr nichts ändern. Auch der Lieferverkehr sei weiterhin möglich.

Der Lieferverkehr ist allerdings gar nicht die größte Sorge der Geschäftsleute in der Neubaugasse. Sie fürchten, dass Atmosphäre und Flair der Einkaufsstraße unter mehr Busverkehr und weniger Platz für Fußgänger leiden könnten. Angst vor einer Neubaugassen-Lösung für den 13A hat man allerdings auch in der parallel verlaufenden Kirchengasse – hier fürchten die Geschäftsleute um ihr Geschäft, sollte der Bus künftig nicht mehr durch ihre Straße fahren.

Veranstaltung

Flohmarkt Neubaugasse. Ein Fixtermin unter Flohmarktfreunden – zwei Mal im Jahr präsentieren zwischen Mariahilfer Straße und Neustiftgasse rund 300 Aussteller ihre Waren. Der Herbstflohmarkt findet noch heute, Samstag, von 8 bis 19 Uhr statt. Die Geschäftsleute wollen das Event auch nützen, um Stimmung gegen eine doppelte Linienführung des 13A zu machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2013)

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