Wien-Museum: Option Bahnhof stirbt

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Die Frage, ob das Wien-Museum vom Karlsplatz zum Hauptbahnhof übersiedelt, dürfte entschieden sein: Die Erste Bank will das Baufeld nicht länger für die Stadt freihalten.

Wien. Renovierung und Anbau am Karlsplatz? Oder ein neues Wien-Museum auf dem neuen Hauptbahnhof? Oder doch am Morzinplatz? Nachdem letztere Variante schon länger aus dem Rennen ist, scheidet nun offenbar die zweite aus – nach jahrelangen Verhandlungen, nachdem die Manager der Erste Bank, des Entwicklers des möglichen Baufeldes, lange hingehalten und vertröstet wurden, will die Bank diese Option nicht länger für die Stadt offenhalten. Schließlich ist ein neuer Standort – der denkmalgeschützte Fünfzigerjahre-Bau von Oswald Hardtl am Karlsplatz muss dringend saniert werden und ist zu klein – seit Jahren Thema. „Bis Jahresende“ falle eine Entscheidung, hieß es 2010, 2012 wieder, „bis zum Sommer“ heuer im Frühjahr und im Sommer schließlich „nicht vor der Wahl“.

Ebenfalls im Sommer ist eine Deadline der Erste Bank abgelaufen, auch die nächste, Ende September, habe die Stadt verstreichen lassen, heißt es im Umfeld der Bank. Nun will diese die Bebauungspläne fixieren. An die Option Museum glaubt dort nun niemand mehr. Man gehe davon aus, dass die Stadt das nicht will, heißt es, schließlich habe man Monate auf eine Entscheidung gedrängt – ohne Reaktion aus dem Rathaus.

„Deadline ist überschritten“

Konzernsprecher Michael Mauritz bestätigt das: „Unsere Pläne gehen nun in andere Richtungen. Wir müssen nächste Schritte setzen und die Deadline für die Stadt und die Option Wien-Museum ist überschritten.“ Nur, würde die Stadt sofort – in den nächsten Tagen – reagieren, könnte dort noch ein Museum entstehen. „Dafür bräuchte es einen Kraftakt. Das Zeitfenster schließt sich“, sagt Mauritz.

Der Kultursprecherin der Wiener ÖVP, Isabella Leeb, zufolge dürfte es zu diesem Kraftakt nicht mehr kommen, das Baufeld stehe ihren Informationen nach seit zehn Tagen nicht mehr zur Verfügung. Für Leeb eine „stadtplanerische Katastrophe“, drohe der neue Hauptbahnhof ohne kulturelle Einrichtungen doch ein toter Ort ähnlich der Donauplatte zu werden.
Während die einen kritisieren, eine Entscheidung über das Wien-Museum sei an Querelen in der SPÖ gescheitert – Kultursprecher Ernst Woller hielt den Karlsplatz für die bessere Lösung, Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny gefiel die Idee vom „Quartier Belvedere“, einem neuen Kulturbezirk aus Belvedere, 21er-Haus, Heeresgeschichtlichem und Wien-Museum, heißt es andernorts im Rathaus, die Entscheidung für den Karlsplatz sei aus „stadtplanerischen Gründen“ gefallen: Für den Bahnhof gebe es ohnehin andere Optionen.
Die Pläne, dort eine Musicalhalle für 2000 bis 3000 Zuschauer zu bauen, würden konkreter. Dieses Projekt bringe nachts auch Leben in das neue Viertel. Aktuell würden die Vereinigten Bühnen Wien und private Investoren darüber beraten.

Für die Erste ist eine kulturelle Nutzung weiter „wünschenswert“: Mauritz spricht von „einigen Ideen“, die der Konzern – mit seinem Erste-Campus dort einer der größten Investoren – nun angehen wolle. Ein zweiter Großinvestor, René Benkos Signa Holding, hat indes seine Pläne zum Hauptbahnhof konkretisiert: Die Architekturbüros JSWD und BEHF haben den Wettbewerb gewonnen und werden die Pläne für drei geplante Signa-Türme am Wiedner Gürtel entwerfen.

Entscheidung „heuer noch“

Wie es am Karlsplatz weitergeht, ist indes unklar. Allerdings hat sich eine Renovierung bzw. Erweiterung des alten Standortes schon länger als wahrscheinliche Variante herauskristallisiert: Museumsdirektor Wolfgang Kos sprach sich klar dafür aus. „Wir wollen bleiben. Und wir haben Grund für Optimismus, aber die Entscheidung liegt bei der Stadt“, sagt Museumssprecher Peter Stuiber.
Die Stadt wolle erst nach der Wahl entscheiden, habe man dem Museum mitgeteilt. Dort, im Büro von Mailath-Pokorny, bittet man weiter um Geduld. Noch seien beide Optionen im Rennen. Brauche die Entscheidung noch Wochen, Monate? Das lasse sich nicht sagen, sagt Gerlinde Riedl, die Sprecherin des Stadtrates. Fällt sie noch heuer? „Davon gehe ich aus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2013)

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Ende gut,...

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