Wiener Geschäftsmann erstickt: Zweimal "Lebenslang"

Das Opfer war von zwei Tätern in seiner Wohnung überfallen worden - und erstickte qualvoll. Geschworenengericht entschied auf Höchststrafe.

Die beiden Männer, die am 4. November 2012 in Wien-Ottakring den Geschäftsmann Rudolf L. in räuberischer Absicht erstickt hatten, indem sie den 54-Jährigen fesselten und ihm die Atemwege mit einem Leintuch verschlossen, sind am Mittwoch im Straflandesgericht Wien zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Schuldsprüche wegen "Raubmordes" fielen nach kurzer Beratung der Geschworenen einstimmig aus.

"Bei einer Gesamtschau konnte hier nur mit der Höchststrafe vorgegangen werden. Für einen geringen Geldbetrag einen Menschen auf eine derart grauenhafte Art zu ermorden, da gibt's keinen Spielraum bei der Strafe mehr", stellte Richter Ulrich Nachtlberger in der Begründung fest. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Tudorel P. (28) und Catalin S. (25) meldeten jeweils Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

Anklägerin: "Brutaler, grausamer Mord"

Staatsanwältin Barbara Hoffmann hatte in ihrem Schlussplädoyer ihre Anklage mit Powerpoint-Folien untermauert, wobei sie Bilder von der Leiche auf eine Leinwand projizierte. Als sie auf das Strafausmaß für, wie sie sagte, "diesen brutalen, grausamen Mord" zu sprechen kam, zeigte sie schockierende Großaufnahmen vom blutüberströmten Kopf des offenbar vor seinem Ableben noch misshandelten Opfers. Ein Foto mit dem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck beließ die Staatsanwältin minutenlang auf der Leinwand.

Zuvor hatten am zweiten Verhandlungstag um das gewaltsame Ende des gebürtigen Kärntners noch Zeugen ausgesagt. Bizarr fiel dabei der Auftritt einer 56-jährigen Frau aus, die Rudolf L. in der SM-Szene kennengelernt hatte und die der Polizei als Informantin gedient haben dürfte, weil aufgrund der Fesselungen die Erhebungen ursprünglich auch in Richtung eines möglichen "Sex-Unfalls" liefen. Rudolf L. sei "schwerster Masochist" gewesen, habe aber keine Seile, sondern Ketten bevorzugt, verriet die Zeugin. Als die Frau die anwesenden Medienvertreter dazu aufforderte, über die Gefahren in der SM-Szene zu berichten ("Diese Szene ist verrückt, abartig! Da gehört einmal die Polizei hin!"), wurde ihre Vernehmung jäh für beendet erklärt.

"Wir wollten das Geld stehlen"

Tudorel P. und Catalin S. hatten beim Prozessauftakt die Tötungsabsicht bestritten. "Wir wollten das Geld stehlen. Ich habe alles schnell und schlecht gedacht. Ich habe nicht über die Konsequenzen nachgedacht", sagte der Erstangeklagte. "Detailliert haben wir nichts geplant. Das war so plötzlich. Wir haben nicht darüber nachgedacht, dass er sterben wird", meinte Catalin S.

Tudorel S. hatte Rudolf L. Anfang des vergangenen Jahres in Wien kennengelernt. Der Wiener Kaufmann war über ein Internet-Forum in Kontakt mit der Lebensgefährtin des Rumänen gekommen. Diese - offenbar länderübergreifend als Escort-Girl tätig - war von Rudolf L. nach Wien eingeladen worden. L. hatte im Internet gezielt nach möglichen SM-Partnerinnen gesucht. Er und die junge Frau dürften sich sehr gut verstanden haben. Er ließ nicht nur sie, sondern im September 2012 auch ihren Freund mehrere Wochen bei sich wohnen.

Offenbar dürfte der 28-Jährige im Lauf der Zeit den Eindruck gewonnen haben, bei dem Geschäftsmann wäre viel Geld zu holen. Er ließ den befreundeten Catalin S. mit dem Bus von Rumänien kommen und verschaffte sich am 4. November 2012 mit der Angabe, er wolle Rudolf L. etwas zum Abendessen kochen, noch einmal Zutritt in dessen Wohnung in der Hubergasse. Mit der Vorgabe, noch Wein besorgen zu wollen, verschwand er dann kurz, um mit seinem Freund, der in einem nahe gelegenen Park gewartet hatte, zurückzukehren.

Als die beiden wieder in der Wohnung waren, wurde L. überfallsartig angegriffen, er wurde gefesselt, dann schlang man ihm ein Seil um den Hals und führte dieses straff zu den Fersen, wo es fixiert wurde. Sooft sich der zudem mit einem fast vollständig um Kopf gewickelten Leintuch Geknebelte bewegte, schnürte er sich die Luft ab. Solange bis der Tod eintrat.

(APA)

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