Historische Residenz: Proteste gegen Zubau

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Die historische Residenz Zögernitz soll saniert werden und einen modernen Zubau für 48 Wohnungen erhalten. Eine Bürgerinitiative protestiert gegen die Umwidmung und den Neubau – und will eine Petition einbringen.

(c) Residenz Zögernitz

Wien. Lang hat es nicht gedauert. Kaum wurden die Pläne für die Sanierung der Residenz Zögernitz inklusive eines modernen Zubaus präsentiert, hat sich auch schon eine Bürgerinitiative dagegen formiert. Wie „Die Presse“ berichtete, will der Immobilienentwickler und Eigentümer Hermann Rauter das historische Gebäude in der Döblinger Hauptstraße 76–78 wieder in seinen ursprünglichen Zustand von 1837 bringen. Das Zögernitz galt im 19. Jahrhundert als wichtiger Ball- und Konzertsaal der Wiener Gesellschaft.

Jetzt sollen die Räumlichkeiten, allen voran der Strauss-Saal, saniert und der spätere Zubau aus dem Jahr 1900 entfernt werden. Im ersten Stock soll wieder – wie damals – ein kleines Hotel untergebracht werden. Auch ein Restaurant und ein 450 Quadratmeter großer Gastgarten sind geplant.

Petition gegen Umwidmung

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So weit, so unverfänglich. Um aber das insgesamt 23 Millionen teure Projekt zu finanzieren, hat Rauter auch einen modernen Zubau geplant. Die zwei jeweils viergeschoßigen Gebäude sollen die Residenz Zögernitz umranden und Platz für 48 Eigentumswohnungen schaffen. Der derzeitige Parkplatz muss den Wohnungen und der damit verbundenen Grünfläche weichen. Zusätzlich ist eine zweigeschoßige Tiefgarage geplant. Um das Projekt, das von Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP) unterstützt und auf der Website der Stadt Wien als „Juwel“ angekündigt wird, zu verwirklichen, bedarf es aber einer Änderung des Flächenwidmungsplanes.

„Wir protestieren gegen diese Umwidmung, das schaut ja furchtbar aus, was da geplant ist. Und wir sind gegen den Neubau in dem Ausmaß und gegen den Teilabriss“, sagt Rainer Balduin, Ansprechpartner der Bürgerinitiative Zögernitz, die eine Unterschriftenliste für eine Petition gestartet hat. Bis Ende Jänner wird noch gesammelt. Die für eine Petition erforderlichen 500 Unterschriften habe man knapp beisammen. „Wir müssen sie noch genau anschauen, aber das geht sich sicher aus“, so Balduin. Weitere Proteste seien vorerst nicht geplant, ausschließen will er aber nichts. Man wolle nach Einbringung der Petition zuerst die Reaktion der Stadt Wien abwarten.

„Das ganze Ensemble wird zerstört, so geht das nicht weiter. Wenn alles nichts nutzt, muss man eben andere Saiten aufziehen“, so der Bürgerinitiativen-Sprecher. „Wenn die Wiener Politik insgesamt so weitermacht“, meint er, „wird es in absehbarer Zeit zu Unruhen kommen.“

Zögernitz-Eigentümer Rauter kann die Aufregung nicht verstehen. Er habe das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und den zuständigen Behörden erarbeitet. „Es wurde ein städtebauliches Gutachten erarbeitet. Das sind Spezialisten vom Bundesdenkmalamt; wenn die nicht wissen, was gut ist für das Projekt, wer dann?“, so Rauter, der Balduin auch ein Gespräch angeboten habe, das dieser aber verweigerte.

Bezüglich der Tiefgarage argumentiert Rauter, dass auf dem Areal derzeit Parkplatzflächen für 101 Stellplätze genehmigt sind, rund 80 davon werden genutzt. Die geplante Tiefgarage soll 122 Stellplätze haben, statt der Parkplatzflächen würde es Grünflächen geben, die bestehenden Grünflächen wiederum würden zu Wohnflächen. „Man sieht da nur die Nachteile und nicht die Vorteile, aber vielleicht will man die nicht sehen“, so Rauter.

18 Monate Bauzeit

Wenn alles nach Plan läuft, soll der derzeitige Betrieb (Vermietung für Veranstaltungen) im April oder Mai eingestellt und im Sommer mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werden. Die Sanierung des historischen Gebäudes soll rund ein Jahr dauern, für den Neubau sind 18 Monate eingeplant.

Herzstück des Projekts soll der Konzertsaal bleiben, in dem einst Johann Strauss Vater und Sohn musizierten und später auch Nikolaus Harnoncourt Tonaufnahmen machte. Rauter will den Saal weiter künstlerisch nutzen. Das dazugehörige kleine Hotel mit 19 Zimmern will er selbst betreiben. Wer für das Restaurant zuständig sein wird, ist noch offen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

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