U5: Die Suche nach der Milliarde

(c) Fabry
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Sollte Wien tatsächlich eine neue U-Bahn-Linie bekommen, müsste dafür rund eine Milliarde Euro veranschlagt werden. Das Geld soll vom U2-Ausbau und aus Resten der U1 kommen.

Wien. Ob Wien mit der U5 nun tatsächlich eine sechste U-Bahn-Linie bekommt, soll in rund sechs Monaten geklärt sein. Wie viel eine U5, die den Westen Wiens entlasten soll, die Stadt kosten wird, wird derzeit heftig diskutiert - allerdings hinter den Kulissen. Was zum Einen daran liegt, dass die Wiener SPÖ Rücksicht auf den grünen Koalitionspartner nehmen muss - und der favorisiert den Straßenbahnausbau gegenüber neuen U-Bahn-Strecken. Zum anderen werden die Kosten zwischen Stadt Wien und Bund 50 zu 50 aufgeteilt. Und vor den entsprechenden Verhandlungen will sich niemand in die Karten blicken lassen.

Schließlich hängen die Kosten auch stark davon ab, in welcher Variante die U5 realisiert wird. Bei den Wiener Linien, die bei einem entsprechenden Auftrag den Bau organisieren müssen, hält man sich jedenfalls bedeckt. Zu viele Variablen sind noch offen, und ohne fixen Auftrag werden keine Feinuntersuchungen gemacht.

Um die Dimensionen einschätzen zu können, bietet sich also nur ein Blick auf andere U-Bahn-Bauten an. So kostete etwa der jüngste Ausbau der U2 von der Aspernstraße nach Aspern 360 Millionen Euro - darin enthalten sind 4,2 Kilometer Strecke mit drei fertigen Stationen und einer Station im Rohbau, die bei Bedarf noch voll ausgebaut werden kann. Der Kilometerpreis läge hier bei rund 85 Millionen Euro. Allerdings: Die gesamte Strecke wurde in Hochlage errichtet, also oberirdisch auf Pfeilern - was deutlich billiger ist als unter der Erde. Außerdem führt die Strecke nicht durch dicht bebautes Gebiet, sondern weitgehend über Felder und Äcker.

Unterirdisch ist teuer

Für die fünf neuen Stationen der U1-Verlängerung nach Oberlaa sind wiederum 600 Millionen Euro veranschlagt - für 4,6 Kilometer Strecke mit fünf Stationen, was 130 Millionen Euro pro Kilometer entspricht. Zwei Stationen werden hier unterirdisch angefahren, danach fährt die U-Bahn auf Bodenniveau - die billigste Variante, da dafür weder unterirdisch gebaut, noch eine Hochtrasse errichtet werden muss. Der Nachteil: Man ist auch auf dem gleichen Niveau wie mögliche künftige Straßen - die dann darüber oder darunter durchgeführt werden müssten.

Für die U5, die vorerst von Hernals bis zum Rathaus vorgesehen ist, müsste wohl ein deutlich höherer Kilometerpreis veranschlagt werden. Denn die Linie führt durch dicht bebautes Gebiet und müsste deswegen wohl zum größten Teil unterirdisch gebaut werden. Die Gesamtkosten des Projekts hängen nun vor allem davon ab, welche Route konkret gebaut werden soll. Und natürlich auch davon, wie weit die Strecke reichen wird.

Sollte das Geld knapp werden, ist etwa eine Variante, die U-Bahn vorerst nur bis zum Elterleinplatz und nicht bis zur S-Bahn nach Hernals zu führen. Wobei noch nicht einmal fix ist, wie viel Geld überhaupt für das Projekt zur Verfügung stehen wird.

Der derzeit kolportierte Plan sieht vor, dass die U5 statt des Südausbaus der U2 gebaut wird - dafür ist etwa 760 Millionen Euro veranschlagt, eine Hälfte davon vom Bund, die zweite von der Stadt Wien. Zusätzlich hätte man auch noch etwa 190 Millionen Euro zur Verfügung, die übrig blieben, weil die U1 nicht bis nach Rothneusiedl sondern nur bis nach Oberlaa verlängert wird.

ÖVP dafür, FPÖ dagegen

Politisch fallen die Reaktionen auf die jüngsten Pläne gemischt aus. So bezeichnet etwa der Wiener ÖVP-Verkehrssprecher Roman Stiftner das Projekt als „verkehrspolitische Notwendigkeit" und als einen „ersten Lichtblick in der chaotischen und undifferenzierten Verkehrspolitik dieser Stadtregierung".

FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik sieht dagegen keine Priorität für eine U5. Ihr Bau „sollte erst dann angedacht werden, wenn die U2 nach Süden, die U3 nach Kaiserebersdorf, die U4 nach Aufhof und Klosterneuburg sowie die U6 nach Stammersdorf verlängert wurden".

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