Wien: Sechs neue Ideen für den Karlsplatz

Kunsthalle am Karlsplatz
Kunsthalle am Karlsplatz(c) Clemens Fabry / Die Presse
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Neues Café, neuer Garten, neue Player: Wie der Karlsplatz vom Unort zum urbanen Spielplatz für Kunst und Wiener wird. Ein Überblick in sechs Stationen.

Wien. Bestrebungen gibt es seit Jahrzehnten, und nicht immer sind sie geglückt. „Der Karlsplatz ist kein Platz, sondern eine Gegend", soll Architekt Otto Wagner gesagt haben. Heißt, mit seinen 80.000 m2 und den zahlreichen Straßenzügen, die den Ort zerfurchen, bringt der Karlsplatz nicht die besten Rahmenbedingungen für einen Platz mit. Doch das stört nicht mehr.

In den Augen der Wiener hat sich der Karlsplatz in den vergangenen Jahren von einem „einstigen Unort" zu einer „akzeptierten Kulturstätte" entwickelt, wie es Christoph Möderndorfer vom Verein Karlsplatz.org formuliert. Nicht ganz uneigennützig. Die Aufgabe des (von der Stadt Wien finanzierter) Vereins ist es, die zahlreichen Kulturorganisationen am Platz zu vernetzen - was ihnen mit Projekten wie dem Popfest durchaus gut gelungen ist. Doch das Popfest ist nur ein Projekt in einer Reihe von Entwicklungen auf dem Karlsplatz. Ein Überblick in sechs Stationen.

1. Der Park bekommt noch einen Garten. Seit Donnerstag ist das Heuer, das neue Café in der Kunsthalle am Karlsplatz, geöffnet. Es ist gleichzeitig Gastronomiebetrieb, Veranstaltungsort und Gartenprojekt in einem. In der Küche setzt man auf „hochwertige Produkte, zu vernünftigen Preisen", hieß es bei der Eröffnung, quasi als Draufgabe sollen dort regelmäßig (und unangekündigt) künstlerische Interventionen stattfinden. Pächter Andreas Wiesmüller (es ist sein erstes Gastroprojekt) liebäugelt mit „Opernarien in fünf Minuten" und „Pop-up-Shops". Der interessanteste Teil wird erst am 11. April präsentiert. Rund ums Heuer soll ein 2000 m22 großer Garten mit Hochbeeten und Obstbäumen entstehen. Für das Urban-Farming-Projekt wurde eigens der Verein KarlsGarten gegründet, der mit dem Lokal zusammenarbeitet.

''HEUER am Karlsplatz'', das neue Lokal in der Kunsthalle Wien Karlsplatz
''HEUER am Karlsplatz'', das neue Lokal in der Kunsthalle Wien KarlsplatzElsa Okazaki

2. Das neue Museum als Grenze. Geht es nach der Stadt Wien, wird dieses Projekt weiter zur Aufwertung des Platzes beitragen: die Generalsanierung und der Zubau des Wien-Museums. „Damit werden die beiden Achsen (Heuer und Secession im Westen und das Wien-Museum im Osten, Anm.) noch mehr verbunden", sagt Möderndorfer. Der Bau soll um 2017 beginnen. Vorher wird noch ein neuer Direktor ins Museum ziehen. Die Bewerbungsfrist für die Stelle von Wolfgang Kos läuft bis Ende April. Mit der Besetzung ist im Sommer zu rechnen.

3. Mehr Filme, Ausstellungen, Konzerte. Das Popfest und der Karlstag zählen zu den bereits etablierten - und auch größten - Veranstaltungen am Platz. Ebenso das „Kino unter Sternen"-Open-Air-Kino (27. Juni bis 19. Juli). Beim Popfest übernehmen heuer erstmals Sängerin Violetta Parisini und Musiker Wolfgang Schlögl die Kuratorenstelle für die mehr als 60 Projekte und Bands, die dort von 24. bis 27. Juli auftreten werden. Beim Karlstag (am 27. Mai) öffnen wiederum 14 Karlsplatz-Kulturinstitutionen ihre (Ausstellungs)-Pforten. Für das Wien-Museum singt der Wiener Beschwerdechor ein Konzert, danach gibt es ein Konzert der Band Attwenger, erzählt Möderndorfer, dessen Verein auch den Karlstag organisiert.


4. Die Formel 1 im Resselpark. 2015 wird es brummen. Dann feiert die TU ihr 200-Jahr-Jubiläum. Das Projekt: ein „Formula Student"-Rennen mit E-Boliden (Rennautos mit E-Motor) im Resselpark. An dem Rennen im Mai 2015 sollen zehn bis 15 Teams von internationalen Universitäten teilnehmen. Auch geplant ist das Filmfestival Sience in Fiction im Juli 2015. Dort werden Filme gezeigt, die sich mit Wissenschaft und Technik befassen. In der Mainstream-Schiene heißt das „Matrix", in der Late-Night-Schiene „Metropolis".

5. Mode aus dem Palast. Eine neue Herberge hat auch der Modepalast gefunden, Wiens größtes Mode-Pop-up-Festival. Es zieht von 28. bis 30. März ins Wiener Künstlerhaus, damit dort 100 nationale und internationale Designer ihre neuesten Kollektionen ausstellen können. Danach wandert es weiter nach Linz, um dort von 4. bis 6. April im OÖ Kulturquartier zu gastieren.

6 Kino mit Schanigarten. Als Hochzeit, der eine lange Verlobungszeit vorausging, bezeichnete Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) den Umzug des Stadtkinos vom Schwarzenbergplatz ins Künstlerhaus im vergangenen September. Das neue Stadtkino im Künstlerhaus (so der offizielle Name) wurde umgebaut und bekam ein „urbanes Foyer", wie die verantwortliche Architektin Gabu Heindl betont. Auch das Gerüst am Künstlerhaus wird Mitte nächster Woche abgebaut, bis Anfang Mai soll dann der angekündigte Schanigarten errichtet werden, der 80 Personen vor dem Haupteingang und 40 Personen vor dem Seiteneingang Platz bieten soll. Für die Gastronomie im Kino sorgt das Vorarlberger Kollektiv Ludwig und Adele, das unter anderem das Lokal Tonstube im sechsten Bezirk betreibt. Das Konzept: regionale und saisonale Bioprodukte, die hausgemacht sind.

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