Wien: Bis zu 3,60 Euro für Leitungswasser

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Die Arbeiterkammer hat in 30 Wiener Gaststätten die Preise für Leitungswasser erhoben. Nur drei schenken gratis Wasser aus.

27 von 30 Wiener Gaststätten verlangen Geld für Wasser aus der Leitung, nur drei Lokale bieten gratis Wasser an, wenn etwas konsumiert wird. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer, die die Preise für Leitungswasser in 30 Wiener Kaffeehäusern und Restaurants erhoben hat.

23 der befragten Lokale bitten ihre Gäste für das Glas Wasser zur Kasse - sie verrechnen für einen halben Liter zwischen 0,30 und 3,60 Euro (Im Durchschnitt: 1,28 Euro). In einem Lokal ist zwar der Viertelliter Wasser gratis, ein ganzer Krug kostet allerdings 2,90 Euro, da das Wasser mittels Grander-Technologie vitalisiert sei. Auch zwei weitere Lokale schenken nur kostenpflichtiges Granderwasser aus. Ein Lokal bietet seinen Gästen zwar das Glas Wasser gratis an, verrechnet aber bei mit Leitungswasser gespritzten Getränken das Wasser extra. In nur drei der befragten Lokale ist das Leitungswasser gratis.

AK plädiert für gratis Wasser

Geht es nach der Arbeiterkammer, soll das Wasser in Lokalen stets gratis sein. Für Leitungswasser zu kassieren, sei nicht vertretbar, „wenn man bedenkt, dass 1.000 Liter Wasser aus der Leitung den Lokalen nur 1,80 Euro kosten. Daher soll das Leitungswasser gratis bleiben", so AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic in einer Aussendung.

Anders sieht es der Wiener Kaffeehausbetreiber Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeehäuser. Seit Sommer verlangt er in einigen seiner Betriebe - im Café Landtmann, Café Museum und Café Mozart - 2,50 Euro für den halben Liter Leitungswasser. Das Wasser auf etwas zu reduzieren, das nichts kostet, sei eine Rechnung, die nicht aufgeht, sagt er und argumentiert mit den laufenden Kosten, die ein Wirt etwa für Miete und Mitarbeiter begleichen muss. Bevor er begann, Leitungswasser zu verrechnen, war es das meistbestellte alkoholfreie Getränk im Landtmann. "Die Kunden haben das Augenmaß verloren."

Querfeld: "Frage der Erziehung"

"In dem Moment, wo ein Wasser bestellt wird, ist es ein Getränk", sagt Querfeld - und muss damit seinen Preis haben. Er würde niemanden verdursten lassen - eine Kindergartengruppe, die in der Sommerhitze um etwas Wasser bittet, würde er nicht wegschicken - doch wer sich ins Cafe setzt, um Wasser zu bestellen, solle auch dafür bezahlen. "Es gibt genug Gäste, für die das kein Problem ist. Die trinken gerne Leitungswasser und sind bereit, ihre Konsumation zu bezahlen."

Dass in Lokalen gerne reines Leitungswasser bestellt wird, sei ein relativ junges Phänomen - und für Querfeld auch eine Frage von Erziehung und Lifestyle. "Mein Vater sagte mir früher, einen Ober schickt man nicht um Leitungswasser, da gehst du lieber aufs Klo Wasser trinken." Da drängt sich die Frage auf, ob Kaffeehausbetreiber nicht auch für die Toilettenbenutzung zunehmend Geld verlangen könnten, schließlich fallen auch da für die Instandhaltung Kosten an? Querfeld: "Das ist in der Konsumation inbegriffen, genauso wie die Luft im Lokal."

(kanu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.