Stadt Wien soll Krieau zu billig verkauft haben

Trabrennbahn Krieau
Trabrennbahn Krieau(c) Clemens Fabry / Die Presse
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Von den 60 Millionen Euro Kaufpreis werden noch Sanierungskosten abgezogen. Die Opposition fordert Aufklärung und will den Stadtrechnungshof einschalten.

Im Sommer 2015 soll die Erweiterung des sogenannten "Viertel Zwei" um die Wiener Trabrennbahn Krieau starten, Wohnungen für 5000 Menschen sowie Büros werden laut Plan dort gebaut. Die Liegenschaften, auf denen das Projekt entsteht, verkaufte die Stadt 2011 an den privaten Immobilienentwickler IC Projektentwicklung - angeblich deutlich zu günstig, wie die Stadtzeitung "Falter" am Mittwoch berichtete.

300 Euro pro Quadratmeter sollen die Entwickler für die Krieau-Gründe bezahlen, insgesamt 60 Millionen Euro. Laut "Falter" halten Experten schon diesen Preis für deutlich zu gering. Allerdings wird das Geld - bis auf einen Vorschuss von sieben Millionen Euro - erst nach Fertigstellung des Projekts überwiesen und das eventuell nicht ganz: Denn im Vertrag sei vereinbart, dass die Stadt unter anderem für Abbruch- und Entsorgungskosten und die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Tribünen der Trabrennbahn aufkommen muss. Die Kosten dafür sollen vom Kaufpreis abgezogen werden.

Rathausbeamte hätten schon im Jahr 2007 vor einem für die Stadt ungünstigen Deal gewarnt, berichtete die Wochenzeitung. Doch diese Warnungen seien ungehört verhallt. Heute sieht das Büro des Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (SPÖ) hier jedenfalls keine Ungereimheiten: Der Preis sei angemessen gewesen und entspreche umliegenden Vergleichswerten. Zudem habe man einen externen Sachverständigen hinzugezogen.

Die Opposition ortet dagegen einen "dubiosen Verkauf", "keinen Einzelfall" und fordert Aufklärung. "Die Stadtregierung muss von sich aus alle Fakten offenlegen, um die Vorwürfe lückenlos aufzuklären", so der Landesgeschäftsführer der ÖVP Wien Alfred Hoch in einer Aussendung. Die Wiener FPÖ möchte zudem Anzeige gegen den damaligen Wohnbaustadtrat und nunmehrigen Bundeskanzlers Werner Faymann (SPÖ) einbringen und den Stadtrechnungshof einschalten. "Mit dem offenbar viel zu günstigen Verkauf der Gründe in der Krieau hat die SPÖ-Wien einmal mehr bewiesen, dass ihr Freunderlwirtschaft wichtiger als das Wohl der Wiener Bevölkerung sind", so Klubobmann Johann Gudenus in einer Stellungnahme.

(APA)

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