Sorge um Lycée: Wiens Franzosen protestieren

Palais Clam-Gallas
Palais Clam-GallasGryffindor/Wikipedia
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Frankreich will sein Kulturinstitut in Wien verkaufen. Unklar ist, was das für die Schule, das Lycée, bedeutet.

Wien. Es ist ruhig in der Eingangshalle des klassizistischen Palais Clam-Gallas. Hier hat das französische Kulturinstitut seinen Sitz, betreibt eine Mediathek, organisiert Sprachkurse, Ausstellungen und Filmfestivals. Von den Holztüren blättert die Farbe ab, draußen dreht ein Rasentraktor seine Runden, ein junger Mann liest Comics. Es scheint friedlich.

Doch Louis Sarrazin schlägt Alarm. Er ist der gewählte Vertreter der Auslandsfranzosen in Österreich und 14 weiteren Ländern. Seit über 35 Jahren lebt der Franzose in Österreich. Im Moment beschäftigt den Pensionisten ein Thema: der geplante Verkauf des Palais Clam-Gallas. Die Republik Frankreich, seit 1951 Besitzer des Grundstücks an der Währinger Straße, will es loswerden. Das Gebäude sei „abgenutzt und überdimensioniert“, so der französische Außenminister, Laurent Fabius, außerdem sei es „schlecht für Repräsentationszwecke geeignet“, und Betrieb und Erhaltung seien zu teuer.

„Paris hat Wert nicht verstanden“

„Paris hat den Wert des Clam-Gallas hier nicht verstanden“, sagt Sarrazin. Als die Pläne vom Verkauf publik wurden, war er der Erste, der auf die Barrikaden stieg. Nun gibt es eine Facebook-Seite, die gegen den Verkauf mobil macht und eine Online-Petition mit bislang knapp 4800 Unterschriften. Anfang April veranstaltete die Auslandsfranzosen-Vereinigung „Français du Monde“ ein Protestpicknick im Park. „Wenn sich Frankreich von diesem Gebäude trennt, ist das ein harter Schlag für das französische Image hier in Österreich“, sagt Sarrazin.

Die französische Community hat noch eine weitere Sorge: Keine 50 Meter vom Palais entfernt steht das Lycée Français, die französische Auslandsschule. Sie nutzt die Mediathek, den Park, den kleinen Sportplatz inmitten der Bäume. Auch die Räume des Palais werden für Prüfungen bezogen, wenn es im Schulgebäude zu eng wird.

Was ein Verkauf des Palais für die Schule bedeuten würde, ist unklar. Die Elternvertreter fühlen sich hilflos. Romana Jonke-Hrdlicka, Vizepräsidentin des Elternvereins APE, verweist auf die Feste im Park, die kulturellen Veranstaltungen, die Vereine, die hier zusammenkommen: „Es ist eine historische Einheit, ein gewachsenes Ensemble. Dass das Palais von der Schule getrennt werden soll, ist eine traurige Entwicklung.“

Fabius verspricht in einem Brief jedenfalls, dass das Lycée durch den Verkauf keinen Schaden nehmen soll. In der französischen Botschaft war für die „Presse“ diese Woche niemand für eine Stellungnahme erreichbar. So bleiben noch einige Fragen offen: Wohin könnte das Kulturinstitut ziehen, wenn der Standort erst verkauft ist? Was passiert mit dem Park? Und wie sollen Schule und Palais getrennt werden?

Denn die beiden Gebäude stehen, wie Sarrazin erklärt, auf demselben Grundstück. „Das müsste gesplittet werden“, sagt er. Gerüchten zufolge haben eine Versicherungsgesellschaft und eines der Arabischen Emirate Interesse am Areal bekundet. Die Zeit für die Quartiersuche für das Kulturinstitut drängt, denn: „Das Außenministerium will die Transaktion bis Ende des Jahres fertig haben“, so Sarrazin. Er kämpft weiter gegen den Verkauf. An seiner Seite habe er Kulturinteressierte und Wirtschaftstreibende, „Leute mit Einfluss“. Als Nächstes will er „Intellektuelle, die einen Frankreich-Bezug haben“, für den Protest gewinnen – „Leute wie Handke, Haneke“. Und Sarrazin bleibt optimistisch: „Das sind vernünftige Leute in Paris. Man hat ihnen noch nicht richtig erklärt, was dieser Ort ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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