Was macht ein Fuchs vor dem Burgtheater?

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Dachs, Fuchs und andere Wildtiere haben sich von den meisten Wienern unbemerkt einen Teil der Stadt als Lebensraum erobert.

Sie sind viele, auch wenn man sie selten (und wenn dann nachts) sieht. Einen Dachs im Prater, einen Marder im Kleingarten. Oder einen Fuchs mitten im ersten Bezirk: am Schwedenplatz – oder neben dem Burgtheater.

Wildtiere haben in den vergangenen Jahren zunehmend einen Lebensraum erobert, in dem sie eigentlich gar nicht vorgesehen sind: die Großstadt. Wien ist, sagt Forstamtsdirektor Andreas Januskovecz, „damit konfrontiert, dass Fuchs, Dachs und Co. stärker in die Stadt hineinkommen“. Dass sogar beim Burgtheater ein Fuchs gesichtet wurde, überrascht ihn nicht. „Der Fuchs ist ein Kulturfolger, der sich schnell geänderten Rahmenbedingungen anpasst.“ Und der sich – wie auch der Dachs – für die meisten Wiener unbemerkt einen Teil der Stadt erobert hat. Das sei aber kein Problem, so Januskovecz, „solange die Menschen richtig damit umgehen“. Und die Tiere etwa nicht aus verstandener Tierliebe füttern – und dann nicht mehr loswerden.

Wie viele Wildtiere in Wien leben, ließe sich nicht seriös schätzen, sagt Richard Zink vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Vet-Med-Uni Wien. „Die bisher dokumentierten Sichtungen sowie die Zahl der verendeten Tiere lassen keinen direkten Schluss auf die Populationsgrößen zu“, sagt Zink. „Allerdings konnte dadurch die Verteilung diverser Wildtiere in der Stadt analysiert werden.“ Optimale Bedingungen finden die Wildtiere naturgemäß in den grüneren Außenbezirken vor, man sieht sie – seltener – aber auch in innerstädtischen Bezirken.

Das Institut für Wildtierkunde beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit den Wildtieren im Stadtgebiet und bittet dabei auch Wiener um Mithilfe (siehe Infobox rechts). Das Interesse ist durchaus da, wie man an der wachsenden Zahl der Zugriffe auf die Web- und Facebook-Sites der Initiative Wiener Wildnis sieht. „Alle reden von den Tieren in der Stadt, Bildmaterial gibt es aber kaum“, sagt Fotograf Georg Popp, der mit seinem Team versucht, wilde Tiere von Biene bis Fuchs im urbanen Lebensraum zu fotografieren. Da immer mehr Amateurfotografen diese Passion teilen, soll Wiener Wildnis bald ein Forum bekommen, in dem jeder Wiener Bilder hochladen kann.

Wildschweine dezimiert.
Im Großen und Ganzen, sagt Januskovecz, funktioniere das Zusammenleben zwischen Mensch und (Wild-)Tier im urbanen Raum – Probleme gab und gibt es hauptsächlich mit Wildschweinen. Die Überpopulation des Schwarzwildes in Wien – das, aus dem Wienerwald kommend, vor allem in den Bezirken 17 bis 19 Schäden angerichtet hat – hat man mittlerweile im Griff: Die Berufsjäger der MA49 haben die Population durch erhöhte Abschüsse – im Vorjahr 311 Tiere – dezimiert. Dafür hat man sogar das Jagdgesetz geändert: Nun dürfen die Berufsjäger der MA49 Wildschweine theoretisch in ganz Wien erlegen, früher war dies nur auf etwa einem Drittel der Fläche möglich. Nicht durchgängig beliebt bei den Wienern sind auch die streng geschützten Biber, von denen in Wien – exklusive Lobau, wo es einige Tausend gibt – etwa 240 Tiere leben. Immer wieder richten die Nagetiere Schäden in Gärten an (Klassiker: „gefällte“ Thujen), das seien aber „extreme Einzelfälle“. Pro Jahr muss die MA49 zehn bis 15 Mal ausrücken, weil es Probleme mit Wildtieren gibt. „Für eine Millionenstadt ist das nichts.“ Januskovecz sieht die Wildtiere als Bereicherung – die man ohnehin nicht vermeiden kann: „Wir werden lernen, mit den Wildtieren zu leben.“

Wildtiere in Wien

Das Institut für Wildtierkunde und Ökologie (www.fiwi.at) bittet Wiener, Sichtungen von Wildtieren unter wildtierinfo@fiwi.at zu melden.

Auf der Plattform Wiener Wildnis widmen sich Profifotografen den Tieren im urbanen Raum: www.wienerwildnis.at oder facebook.com/wienerwildnis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

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