Betriebsversammlungen: Notbetrieb mit 167 Bussen

Zwischen 4 und 6.30 Uhr steht der öffentliche Verkehr weitgehend still.
Zwischen 4 und 6.30 Uhr steht der öffentliche Verkehr weitgehend still.(c) APA (Herbert Neubauer)
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Der Betriebsrat der Wiener Linien hält am Mittwoch zwischen 4 und 6.30 Uhr Betriebsversammlungen ab und fordert mehr Schutz für fahrendes Personal.

Wien. Wer am Mittwochmorgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu seinem (Wiener) Arbeitsplatz muss, sollte sich darauf einstellen, zu spät zu kommen. Zwischen 4 und 6.30 Uhr hält der Betriebsrat des Unternehmens Betriebsversammlungen ab. Anstatt der normalerweise üblichen 900 Busse, U- und Straßenbahnen werden während dieser Zeit lediglich 167 Busse privater Unternehmen im Einsatz sein.

Dieser Notbetrieb wird von den Wiener Linien bezahlt. Die beauftragten Fahrzeuge sollen auf den Routen der 20 Nachtbuslinien verkehren, und zwar in einem Takt von 7,5 bzw. 15 Minuten. Ebenfalls von der Betriebspause nicht betroffen sind die Züge der ÖBB (Schnellbahn), der Badner Bahn sowie von Buslinien, die auch sonst nicht als Subunternehmer des städtischen Verkehrskonzerns fahren. Dabei handelt es sich um die Linien 19A, 20B, 33B, 44B, 45B, 46B, 146B, 53B, 54B, 55B, 56B, 156B, 58B, 60B,  und 61A.

(c) Wiener Linien

Trotzdem: Der Einsatz von Ersatzfahrzeugen wird vor allem die Hochleistungesverbindungen der fünf U-Bahn-Linien nicht einmal ansatzweise kompensieren können. Allein eine Garnitur des neuesten U-Bahn-Typs hat ein (theoretisches) Fassungsvermögen von etwas über 800 Fahrgästen. Das entspricht der Kapazität von etwa sechs Gelenksbussen der modernsten Generation. Zusätzlich fällt das komplette Straßenbahnnetz für zweieinhalb Stunden aus.

Investitionen in Sicherheit gefordert

Die Wiener Linien gehen davon aus, dass es auf Grund des zu erwartenden Fahrgäste-Rückstaus sowie Personen, die ihre Fahrt zum Arbeitsplatz verschieben, auch noch einige Zeit nach 6.30 Uhr zu Verzögerungen kommen wird. Zudem benötigt das Gesamtsystem eine gewisse Zeit, um die gewohnten Intervalle in beiden Fahrtrichtungen herzustellen. Das Unternehmen rät Fahrgästen deshalb dazu, nach Möglichkeit alternative Verkehrsmittel, also Privat-Pkw oder Fahrrad, zu nutzen.

Die Begründung für das angesagte Verkehrschaos liefert der Betriebsrat der Wiener Linien. Vorsitzender Michael Bauer fordert mehr Schutz für das fahrende Personal. Im Lauf des Jahres gab es bereits mehrere Angriffe auf Bus- und Straßenbahnfahrer. Vergangene Woche brachten eine Schlagstockattacke eines jungen Fahrgastes sowie das Abfeuern einer Gaspistole (beide Male waren Straßenbahnfahrer die Opfer) das Fass zum Überlaufen. Bauer sagt: „Wir wollen eine flächendeckende Videoüberwachung in allen Fahrzeugen, Stationen sowie Endstellen. Gleichzeitig muss das Personal für die Sicherheit aufgestockt werden.“ Weiters sollen zu Tagesrandzeiten und bei Nachtfahrten nur mehr Fahrzeuge mit Fahrerkabinen eingesetzt werden.

Die Betriebsversammlungen in neun Straßenbahn- und jeweils drei U-Bahn- und Busgaragen sind als Informationsveranstaltungen für die Mitarbeiter gedacht. Die Personalvertretung hofft, dass die Aktion auch bei den Fahrgästen auf Verständnis stößt.

Arbeitnehmer in der Pflicht

Laut Arbeiterkammer (AK) sind Arbeitnehmer dazu verpflichtet, sich für die Fahrt zum Arbeitsplatz nach Alternativen umzusehen. So sollte unbedingt geprüft werden, ob man mit dem eigenen Pkw oder dem Fahrrad ins Büro gelangen kann. Es bestehe aber keine Pflicht, auf eigene Kosten ein Taxi zu benutzen. Ein längerer Fußweg sei, soweit es die Gesundheit zulässt, jedoch zumutbar. „Da der Ausfall der öffentlichen Verkehrsmittel rechtzeitig angekündigt wurde, haben Arbeitnehmer alle zumutbaren Vorkehrungen zu treffen, um rechtzeitig zu erscheinen“, so die AK in einer Aussendung am Ostermontag.

Welche Maßnahme zumutbar ist, wird im Einzelfall geprüft. Fehlt eine zumutbare Alternative, ist der Arbeitgeber zu verständigen, dass die Arbeit nicht rechtzeitig angetreten werden kann. Für Arbeitnehmer, die ihren Dienst nicht rechtzeitig beginnen können, liegt ein Verhinderungsgrund vor. Es muss daher kein Zeitausgleich oder Urlaub genommen werden. Grundsätzlich besteht auch für die versäumte Arbeitszeit Anspruch auf Lohn oder Gehalt.

Liste der Buslinien des Notbetriebs:

Linie

Strecke

Intervall [min]

N6

Westbahnhof - Grillgasse

7,5

N20

Kagraner Platz - Strebersdorf

15

N23

Kagraner Platz - Hausfeldstraße

15

N25

Kai, Ring - Großfeldsiedlung

7,5

N26

Kagran - Eßling, Schule

10

N29

Praterstern - Floridsdorf

10

N31

Schwedenplatz - Stammersdorf

10

N35

Nußdorfer Straße - Salmannsdorf

15

N38

Ring, Kai - Grinzing

10

N41

Schottentor - Pötzleinsdorf

10

N43

Schottentor - Neuwaldegg

10

N46

Ring, Oper - Joachimsthaler Platz

10

N49

Ring, Oper - Bhf. Hütteldorf

7,5

N60

Ring, Kai - Maurer Hauptplatz

7,5

N62

Ring, Oper - Speising

10

N64

Floridsdorf - Siebenhirten

7,5

N66

Ring, Kai - Liesing

7,5

N67

Quellenplatz - Inzersdorf, Großmarkt

15

N71

Ring, Oper - Kaiserebersdorf

10

N75

Ring, Oper - Gasometer

10

(red./awe)

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