Bettler in Wien: 1400 Anzeigen

Seit dem Jahr 2010 ist das Betteln in Wien stark eingeschränkt. Viele Betroffene wohnen in desolaten Häusern.

Wien. Während in Salzburg zahlreiche Bettler zuletzt unter zwei Brücken übernachteten, wohnt ein großer Teil der Bettler in Wien in Abbruchhäusern, die sich nicht auf dem normalen Wohnungsmarkt vermieten lassen. Einige übernachten auch in den Notschlafstellen der Stadt, allerdings seien das laut Caritas Wien nur wenige.

Wie viele Bettler es in Wien gibt, „lässt sich nicht seriös schätzen, da sich das Betteln anders als etwa in Salzburg nicht auf wenige Straßen konzentriert, sondern über die Stadt verteilt“, sagt Ferdinand Koller von der Wiener Bettellobby, die Bettler etwa in Rechtsfragen unterstützt. Eine Zunahme ortet Koller nicht. „Es gibt zwar insgesamt mehr armutsgefährdete Menschen aus Osteuropa in Wien, diese betteln aber nicht alle.“ In Wien betteln übrigens – anders als es das Klischee will – nicht nur Roma. Viele Rumänen oder Ungarn, die hier betteln, gehören nicht zur Gruppe der Roma.

Seit dem Jahr 2010 ist das Betteln in Wien stark eingeschränkt: Betteln mit Kindern ist ebenso untersagt wie aggressives, aufdringliches oder organisiertes Betteln. Seither ist die Zahl der Bettler zurückgegangen, dennoch gibt es pro Jahr mehr als 1400 Anzeigen gegen Bettler – nicht nur wegen verbotenen Bettelns, sondern etwa auch wegen Behinderung des Fußgängerverkehrs. (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2014)

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