Social Business: Caritas plant Budget-Hotel am Prater

(c) Fabry
  • Drucken

Rund 30 Asylwerber, Flüchtlinge und sozial Benachteiligte sollen in dem auf fünf Jahre angelegten 80-Zimmer-Betrieb ab Anfang kommenden Jahres Arbeit finden.

Wien. Einen Supermarkt betreibt sie bereits, ein Restaurant im ersten Bezirk ebenso wie ein Recycling-Projekt für alte Mobiltelefone - und Anfang 2015 soll nun ein Billig-Hotel dazukommen, in dem junge Asylwerber, Flüchtlinge und sozial Benachteiligte ausgebildet werden: Die Caritas der Erzdiözese Wien baut ihr „Social Business" Schritt um Schritt aus.

Unter ihren aktuellen Stellenausschreibungen sucht die Caritas derzeit nach einem Hotelmanager mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung, der das Geschäftsfeld leiten soll. Von der „Presse" darauf angesprochen bestätigt Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner die Pläne, bis Anfang kommenden Jahres ein „Budget"-Hotel im zweiten Bezirk einrichten zu wollen. 80 Zimmer sollen - dank Nähe zu Wurstlprater und WU-Campus - vor allem Familien und Studenten als Gäste ansprechen.

Eine geeignete Liegenschaft habe man schon: das ehemalige Seniorenpflegeheim Josef Macho in der Laufbergergasse 12 direkt am Rande des Praters, keine hundert Meter von der Hauptallee entfernt. Einst stand hier eine Villa der Musikerfamilie Harnoncourt, 1956 kaufte die Caritas die Liegenschaft mit Mitteln einer Schwesterorganisation aus den USA, um hier ungarische Studenten unterzubringen, die vor der brutalen Niederschlagung des dortigen Volksaufstandes durch die Sowjets geflohen waren.

Ab 1975 betrieb die Caritas an diesem Standort ein Pflegeheim - im Vorjahr wurde es wegen nötiger Sanierung aufgelassen, die Bewohner wurden in ein neues Heim in Stadlau verlegt. In der Folge haben Caritas und Stadt Wien das Haus bis Ende April übergangsweise als Tageszentrum für Obdachlose genutzt. In den kommenden Monaten soll die Anlage nun renoviert und für den Hotelbetrieb umgebaut werden, sagt Schwertner.

Ausbildung für Flüchtlinge

Ab Jänner soll hier ein „Ausbildungsbetrieb für Menschen mit Fluchthintergrund" und sozial Benachteiligte entstehen. Das heißt, dass hier vor allem anerkannte Flüchtlinge zu Hotelfachkräften ausgebildet werden sollen und auch jugendliche Asylwerber, die seit einer vor kurzem vorgenommenen Gesetzesänderung bis 25 als Lehrlinge arbeiten dürfen. „Es soll eine billige Unterkunft für Gäste werden, die bei ihrem Aufenthalt in Wien auch eine soziale Komponente dabeihaben wollen", erklärt Schwertner.

Man habe im Vorfeld ähnliche Projekte in St. Gallen und Hamburg besucht - außerdem ist mit PKF einer der international renommiertesten Hotelberatungsgesellschaften an Bord. An vielen Fragen wird noch gefeilt - etwa, welche besonderen Services das Hotel bieten soll (angedacht sind etwa Kinderbetreuung oder Fahrradverleih) oder Details zur Finanzierung: „Wir werden natürlich alle Förderungen beantragen, die es für die Beschäftigung sozial benachteiligter Menschen gibt", sagt Schwertner, der noch keine Kosten nennen will, aber auf das Projekt bereits stolz ist: Eine Einreichung beim Social Innovation Award der EU-Kommission habe es bei 600 Bewerbern unter die zehn Finalisten geschafft.

Mit dem Hotel setzt die Caritas weiter darauf, soziale Probleme durch Unternehmertum zu lösen. Darunter fallen etwa der Supermarkt im Weinviertler Bad Pirawath, wo junge Menschen mit Behinderung im Einzelhandel ausgebildet werden und gleichzeitig ein Nahversorger im Ort weiter besteht. Oder das Projekt „ö3 Wundertüte", bei dem Langzeitarbeitslose alte Handys in ihre wertvollen Bestandteile zerlegen. Auch das Restaurant „Inigo" in der Wiener Bäckerstraße kann man im weitesten Sinn unter „Social Business" einordnen - dort bietet die Caritas in Zusammenarbeit mit dem AMS Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit, durch Beschäftigung im Restaurantbetrieb wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen.

>> Link zur Stellenausschreibung

("Die Presse", Print-Ausgabe, 7. Mai 2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.