Urban Gardening: Wiens kreative Hobbygärtner

Urban Gardening, Wien
Urban Gardening, Wien(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Begrünte Segelschiffe oder Autos mitten in der Stadt. Nicht nur das alternative Gartenfest Chelsea Fringe lässt es in Wien grün sprießen.

Wien. Ein begrüntes Schiff in der Kirchengasse oder ein alter Volvo am Donaukanal, aus dessen Schiebedach Sträucher wachsen. Das sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass urbane Hobbygärtner immer kreativer werden. Während vor ein paar Jahren lediglich brachliegende Grünstreifen oder Hinterhöfe begrünt wurden, geht Urban Gardening nun etwas weiter. Deutlich wird das auch daran, dass das alternative Londoner Gartenfest Chelsea Fringe nach einem Probebetrieb im Vorjahr heuer zum ersten Mal regulär in Wien stattfindet.

Schiffstaufe in der Kirchengasse

Das Schiff in der Kirchengasse hat mit dem Festival streng genommen nichts zu tun. Die Modeboutique Sight hat das Segelschiff – nachdem acht Behörden abgeklappert werden mussten – im Rahmen eines Urban-Gardening-Projekts vor die eigene Haustür gestellt. „Das kommt super an, die Leute bleiben stehen, bestaunen und fotografieren es. Manche sitzen auch abends dort und trinken ein Glas Wein“, sagt Shopbetreiberin Vivien Sakura Brandl. Am 12. Juli soll eine Schiffstaufe stattfinden, auch ein weiteres gemeinschaftliches Begrünen ist angedacht.

Kein Schiff, aber ein Auto – genau genommen ein alter Volvo 264 – steht hingegen am Donaukanal, nahe dem Flex. Aus dem mit Pflanzen und Gemüse bemalten Auto wachsen grüne Sträucher. „Das war als Chelsea-Fringe-Projekt gedacht, aber das ist sich mit der Genehmigung nicht rechtzeitig ausgegangen, deshalb steht es eher guerilla-artig da“, sagt Anita Duller, die gemeinsam mit Hannah Stippl das Chelsea Fringe Vienna organisiert. Noch bis 8. Juni können in ganz Wien unterschiedliche Workshops, Kurse und Gartenfeste besucht werden. „Wir hätten nicht mit so viel Andrang gerechnet. Wir dachten, dass 20 oder 30 Projekte angemeldet werden, es sind jetzt aber knapp 70“, sagt Duller. Wobei nicht alle Projekte gleich gut besucht sind. Immerhin handelt es sich um ein Low-Budget-Festival, das ohne Geld für Programmhefte, Flyer oder gar einen Info-Stand auskommen muss. (Den Event-Kalender gibt es unter www.landscapeart.at). Die Veranstaltungen finden quer über die Stadt verteilt statt.
Der Botanische Garten und der Krongarten im fünften Bezirk werden besonders häufig bespielt. Am Donnerstag wird etwa die Eröffnung des „Karls Gartens“ am Karlsplatz – mit rund 50 Obst- und Gemüsesorten – gefeiert. Am Sonntag halten die beiden Organisatorinnen im Botanischen Garten Vorträge zum Thema Staudenbeete. Und am 8. Juni findet zum Abschluss ein Meerjungfrauen-Schwimmkurs in einem Naturteich im Wienerwald statt. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2014)

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